Mittwoch, Juni 24, 2009

PROTAGORAS 329 - 339

PROTAGORAS 329 - 339

Protokoll zum 22.Juni 2009 von Svea Oberg

1.)Wiederholung der letzten Stunde und nähere Betrachtung der jüdisch- christlichen Schöpfungsberichte und des griechischen Schöpfungsmythos in der Fassung Protagoras-Platon


Christliche Vorstellung: Zunächst war alles wüst und leer, dann schied Gott Licht von Dunkelheit, Wasser und Land und schließlich wird der Mensch aus Erde geformt.
(1. Adam / Mensch 2.) Eva / Mutter)
Kommentare im AT zur Schöpfung: „Und er sah, dass es sehr gut war.“ Mensch als eine Art Krone der Schöpfung. Mensch benennt die Geschöpfe.

Griechische Vorstellung: Die Schöpfung vollzieht sich in mehreren Etappen.
Am Anfang herrscht ebenso Chaos, aus diesem entstanden die ersten Götter. Zeus setzt sich als Göttervater durch und Menschen und Tiere werden im Inneren der Erde geschaffen. In einer zweiten Phase sollen zwei Titanen Prometheus und Epimetheus das Halbprodukt fertig stellen. Hierbei unterläuft dem Epimetheus ein Fehler. Er verteilt alle lebensnützlichen Eigenschaften unter den Tieren und vergisst dabei den Menschen. Im Gegensatz zu der christlichen Vorstellung erscheint der Mensch hier als ein Restprodukt. In der dritten Phase bekommen die Menschen als Ausgleich Feuer und produktive Technik, damit umzugehen. In der vierten und letzten Phase kommt es in der Stadt , in der die Menschen nun zusammen wohnen, zu Tumulten und Unordnung. Zeus schreitet ein und verleiht den Menschen Respekt und Recht. Als Hermes sich erkundigt, ob dies nur den Personen gegeben werden soll, die schon Talente haben, wird dieses verneint. Alle Menschen erhalten diese Gabe.

2.)Diskussion über die Einheit der Tugend

Nachdem Protagoras betont hat, dass Tugend durchaus lehrbar ist, regt Sokrates eine wichtige Frage an: (329c) Bildet die Tugend eine Einheit mit Gerechtigkeit, Selbstbescheidung und Frömmigkeit als Teilen oder handelt es sich bei diesen nur um verschiedene Bezeichnungen für ein und dieselbe Sache?
Protagoras Antwort: „Das Gut-Sein ist eine Einheit, und die Eigenschaften, nach denen du fragst, sind Teile davon.“ (329d)
Protagoras vertritt folglich die Meinung, dass kein Teil der Tugend dem anderen gleicht.

Sokrates leitet daraufhin folgende Frage an Protagoras ein, mit der er seine Meinung unterstreichen, dass die Teile der Tugend durchaus das Gleiche oder zumindest sehr ähnlich sind: „Frömmigkeit ist also nicht so etwas, dass sie gerecht ist, und auch nicht die Gerechtigkeit so, dass sie fromm ist, sondern nicht fromm? Und die Frömmigkeit ist so, dass sie nicht gerecht ist, vielmehr also ungerecht, die Gerechtigkeit dagegen unfromm?“ (331 a und b) Mit dieser provokativen Stellungsnahme möchte Sokrates in erster Linie Protagoras mit einer Gegenposition konfrontieren. Seinen eigenen Standpunkt formuliert er jedoch nicht eindeutig.
In einer zweiten Phase gelingt es Sokrates über ein Beispiel der Weisheit und Vernünftigkeit herauszuarbeiten, dass diese beiden Teile der Tugend identisch sind und somit Protagoras These, dass alle Elemente des Gut-Seins sich voneinander unterscheiden, nicht mehr aufrecht erhalten werden kann.
Sokrates weiterer Versuch auch die Vernünftigkeit und die Gerechtigkeit als identisch auszuweisen kommt nicht in Gänze zu Stande, da Protagoras aus dem Dialog ausbricht und sich in lange Überlegungen über das Nützliche und Gute verliert.

3.)Methodenstreit - lange Diskussionen versus präzise Antwort

Sokrates fordert Protagoras auf, seine Antworten präziser und knapper zu formulieren: „Begrenze für mich den Umfang deiner Antworte und mache sie kürzer, wenn ich dir folgen soll.“ (334d) Es entbrennt eine feurige Diskussion, in der sich Protagoras zunächst weigert, die Regeln des Gegenredners zu akzeptieren und Sokrates schließlich Anstalten macht ,die Diskussion zu beenden und die Räumlichkeiten zu verlassen.
Einige Männer stellen Schlichtungsversuche an und machen weitere Vorschläge für eine gelungene Diskussion, beispielsweise einen Gesprächsleiter zu wählen. (338 a und b). Schließlich einigt man sich darauf, dass alle gemeinsam die Aufgabe des Leiters übernehmen und Protagoras zunächst die Fragen stellen soll, auf die Sokrates so antwortet (folglich also kurz und präzise), wie er es für angemessen hält.

So ist es Protagoras, der die erste Frage stellt, die sich auf das Wichtigste – die Dichtkunst bezieht und die Tugenden auf diesem Gebiet diskutiert. (ab 339 b)

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