Sonntag, Dezember 08, 2013

PPS 3 Begriffsperson ? / Concept-Person


>Philosophy< -according to Deleuze/Guattari 1996- is c r e a t i n g concepts (Ffm: Was ist Philosophie? p. 10) But Thomas Polednitschek is also borrowing the term >concept-person< from these authors. The prototype is Socrates „as the concept-person of Plato´s philosophy“. And Polednitschek applies the term to philosophical practioners: philosophy gets „a human face“ in a philosophical practice, the face of the philosophical practitioner (Φπ).
On the one handside there is the praise of „poverty“- , like Socrates the Φπ is aware that she or he „does not know“ (beati pauperes spiritu). On the other side the Φπ is creating a conceptual constellation (>stella< is Latin for a star in the sky) and this fortunate constellation makes it possible for the visitor in the philosophical practice to find his or her way out of a life problem, cf. PPS p.8 and pp. 19 f

Sonntag, Dezember 01, 2013

Tony & Phil: Yalom´s literary vision of a co-operation in THE SCHOPENHAUER-CURE



This is my proposal of a workshop at the Philosophical Practioners´ congress in Beograd. I am a philosophical practitioner organized in philopraxis.ch and Privatdozent at the University of  Constance / Bodensee at the Swiss/German border: mike.roth@uni-konstanz.de  Yalom´s UND NIETZSCHE WEINTE  as well as THE SPINOZA-PROBLEM are well read among those interested in philosophy (mainly outside, but with some links to academia) in Switzerland and Germany. In the proposed workshop I want to combine the topics of WHAT DO CLIENTS EXPECT FROM PHILOSOPHERS and (NOT) PLEASED TO MEET YOU, SCHOPENHAUER. See also the series of blogs in English: http://feigenblaetter.blogspot.com on the 2013 book of Thomas Polednitschek THE POLITICAL SOCRATES

 

PD Dr. Volkbert M. Roth is editor of the book series PHILOSOPHISCHE PRAXIS (Konstanz)

1         Das OrientierungsLos (with Detlef Staude) for philopraxis.ch

2         Leben ändern? – WIR ÜBEN. Diskussion von Sloterdijk 2009 ANTHROPOTECHNIK

3         Paul Bischof: Legitimität ärztlicher Sterbehilfe

4         Viel Glück !

 

Polednitschek 2 Singularität & Wohlrapp zu argumentativer Subjektivität

Subjektivität
Für die Argumentationstheorie brauchen wir eine Theorie der Subjekti­vität, die das menschliche Subjekt so beschreibt, dass es vernünftigen Argumen­ten zu­gäng­lich ist. Hier gibt es eine fatale Alternative: Entweder wir verstehen ver­nünf­tige Argumente so, dass sie subjektinvariant gelten. Dann hat die Argumentationspraxis und ihre Theorie mit subjektiven Prägungen von Thesen und Argu­men­ten nichts zu schaffen, kann immer nur appellieren, dass davon Ab­stand ge­nommen wird. Oder die Subjektivität wird anerkannt und in der Argu­men­ta­tions­praxis berücksichtigt. Dann kom­men wir da nicht mehr heraus und landen in der Sackgasse des Relativismus. (Es gibt keinen relativistischen Geltungs­be­griff, das ist verbrämte Willkür.) Ei­ne Theorie der ar­gumenta­ti­ven Subjektivität sollte diese Alternative unterlaufen. Subjektivität sollte aner­kannt und erkannt werden, aber als etwas Änder- und Überwindbares. Die sub­jekti­ve Prägung der Argumente ist nicht das letzte, sondern nur gleich­sam das erste Wort. ‚Argu­mentative Subjektivität’ ist die zur Transsubjektivität begabte subjektive Seite des Menschen, der auf Argumente setzt. Sie ist die sich in der Person reflektierende, die werdende Vernunft.

2. Die subjektive Seite der Theorie
Theorie, wenn sie pragmatisch aufgefasst wird, also als Orientierung im Han­deln, hat zwei Seiten, eine Außen- und eine Innenseite. Die Außenseite ist die Dar­stellung von Unterschie­den und Zusammenhängen im Praxisfeld. Das ist die Orientierungsfunktion: Die in dieser Funktion bewährte Theorie gibt dem Subjekt das Vertrauen, sich in der Praxis zu betätigen.
Die Innenseite der Theorie ist die Darstellung unserer selbst, die wir daraus Orien­tierung schöpfen. (Beispiel einer Landkarte. Sie stellt „uns“ dar: z.B. insofern sie das Territorium in einem für uns überschaubaren Maßstab bringt; indem sie op­tische Marken (Wasserläufe, Straßen, Waldgebiete) darstellt – nicht etwa olfaktorische (gut für Hunde) oder akustische (gut für Fledermäuse).
Soweit wir relevant unterschiedliche Personen bzw. Gruppen sind, können un­sere Theorien auch noch markanter „uns“ in unseren jeweiligen Subjektivitäten darstellen.

3. Das Subjekt als „System“
Das Subjekt „besteht“ aus unterscheidbaren Teilen, die – beim Erwachsenen – in regelhafter Weise interagieren. Grundlage möglicher Stabilität ist das Selbstverhältnis, d.h. die Möglichkeit des Subjekts, sich auf sich selbst zu beziehen, sich zu seinen eigenen Zuständen zu verhalten (die eigenen Gefühle, Meinungen, Überzeu­gun­gen wahrnehmen und zu erhalten oder zu ändern). Insofern in diesem Selbst­ver­hältnis die Ziele und Handlungen entworfen, initiiert und kontrolliert werden, sind auch die Handlungen nicht bloß äußerliche, objektiv wirksame Sachver­halte, sondern gibt es eine Innensicht der eigenen Vollzüge. Ich erfasse mich (Je-moi bei Mauss, I-me bei Mead).
Die Innensicht wird modifiziert, erweitert, korrigiert durch die Außensicht, die das andere Subjekt in der Interaktion heranträgt. Das Subjekt bildet sich dialo­gisch-interaktiv im Selbst- und Fremd­ver­hältnis, im Gelingen und Misslingen von Zweck­verfolgung, Selbst­ver­wirk­li­chung und Anerkennungssuche.
(PS: Das Andere, Fremde ist u.U. nicht leicht als „ein Du“, ein Gegenüber, zu erfassen: Menschen aus anderen Kulturkreisen sind mitunter sehr fremd; und Hirsche oder Falken auch)

4. Der Habitus
Das Subjekt erhält seine individuelle Besonderheit durch sein Leben unter be­sonderen Be­dingun­gen – geographischen, klimatischen, kulturellen, epochalen, biographischen Umständen – bzw. durch seine praktisch-theoretische Auseinan­dersetzung mit seinen Bedingungen und durch die Verinnerlichung der Resul­ta­te dieser Auseinandersetzungen. (In dieser Besonderheit ist es „Indi­vi­duum“)
Subjektive Lebensführung und Orientierungsbildung sind im (voll sozialisier­ten) Subjekt habituell: Das Subjekt entwickelt durch äußere und innere Fest­le­gungen ein Gerüst von Ge­wohnheiten des Handelns, Verhaltens, Empfindens, Überlegens, Verarbeitens. Diese Gewohn­heiten, die auch Leib und Körper ge­stalten, sind der Habitus (Aristoteles, Gehlen, Bourdieu). Zum Habitus gehört insbesondere der ge­wöhnliche Erwerb von Meinungen und die sub­jekt­spezifischen re­gulär ein­ge­for­derten und/oder befriedigten Bedürfnisse, Wünsche, Inte­ressen.
Das ganze Inventar des Habitus ist verkittet, vereinheitlicht und gehärtet durch Emotionen. Beim voll sozialisierten Menschen ist die „spontane Stellung­nah­me“ nicht bloß kognitives Urteil, sondern ist getränkt mit Gefühlen der Richtigkeit/ Falschheit.

5. Das Orientierungssystem
Das Subjekt ist darauf angewiesen, in seinem Gesichts- und Aktionskreis orien­tiert zu sein. Deshalb erlernt und übernimmt es Theorien und forscht bei Bedarf selber weiter. Die Orientierungen, die es erwirbt, müssen einerseits zu sei­nen Besonderheiten passen, müssen aber andererseits auch richtige Orientierungen sein. Es ist also eine Zweigleisigkeit im Orientierungsbedürfnis: Das Sub­jekt sucht sich selbst. Aber es braucht auch die Offenheit des Objek­t­iven (und zwar sowohl im des­kriptiv-technischen als auch im normativ-sozialen Bereich).
Die Theorien, mit denen das Subjekt sich orientiert, bilden ein Subsystem, das ”Orien­tie­rungs­system” (OSY). Das OSY enthält alles, an dem das Subjekt sich wirklich orientiert, also die an­ge­eigneten Teile des Wissens und der Endoxa, die eigenen Erfahrungen, die Glaubens­überzeugungen usw. Das OSY ist struktu­riert. Von Bedeutung für die Argu­men­tationspraxis sind Abstufungen hinsicht­lich Relevanz, Geltung und interner Stabili­sierungsfunktion. Ge­wöhn­lich ist das nicht systematisch und widerspruchsfrei durchgeführt (der „homo oeconomicus“ ist eine – bedenkliche - Idealisierung). Dennoch kann das OSY als System aufgefasst werden, insbesondere insofern es als Filter für evtl. „Neuerwerbungen“ wirkt („Neue Orientierungen“ müssen zu ihm passen).

6. Die Sinnebene
In der Struktur des OSY gibt es eine höchste, äußerste Schicht, die Ebene des Sinns. Hier haben wir quasitheoretische Orientierungen, die das Vertrauen in Leben und Welt im Ganzen artikulieren. Insofern das OSY von Sinngebung überformt ist, heißt es ‚Sinngehalt‘. Der Sinn ist Formprinzip für die einzelnen Orientierungsaneignungen und –bildungen. Die subjektive Besonderheit ist gelebter, individuell ausgeprägter Sinn.

7. Rahmenstrukturen
Die Besonderheit des Subjekts stellt sich in den Orientierungen des OSY dar als ein spezi­fi­sches Gefüge von Als-Strukturen (s.u. Kap. 5: Rahmen).
(Illustration: Dir ist der Stierkampf Tierquälerei, mir eine exotische Unterhaltung, ihm eine kul­turell verankerte Praxis etc.) Diese Als-Strukturen hängen subjektspezifisch jeweils mit an­deren zusammen und stabilisieren sich gegenseitig.
Das Gefüge der Als-Strukturen resultiert in spezifischen Denk- und Handlungskonsequenzen angesichts bestimmter Situationen (die schweren bzw. harten und die leichten bzw. weichen Inferenzen).

8. Die Position
Das OSY erweist sich ständig als unzulänglich und wird angesichts relevanter Fragen und Probleme exhauriert, also mit thetischer Theorie ergänzt und geschützt. Die thetische Theorie wird habitus­ge­mäß gebildet. Diese Bildung geschieht in kleineren und größeren Forschungs­pro­jek­ten bzw. -programmen, in denen das Subjekt praktisch und theoretisch forscht. Der je­weilige Stand solch eines Forschungsprojekts artikuliert sich (immer relativ zu einer Frage, zu einem Problem) als ”Position”. ‚Position’ ist der für die Argumentationspraxis relevante Ter­mi­nus. Es ist eine vom Subjekt gehaltene Theorieformation zu einem bestimmten Problem. Es ist der “Ort”, der u.U. kontrovers ist, aus ihm werden Thesen, Argumente und Nachfolger­the­sen ge­neriert.

9. Distanzierung
Trotz seiner habituellen und im OSY theoretisch gefassten Verfestigungen bleibt das Subjekt plastisch: Es ”wird” in seinen Lebensäußerungen, es ent­wickelt sich, gestaltet sich, wird gestaltet. Prinzipiell behält es dabei die Mög­lichkeit, sich von seinen Festlegungen mehr oder weniger weit zu distan­zieren. Diese Distanzierung, d.h. die Möglichkeit, von den bisherigen Denk- und Le­bens­gewohnheiten abzusehen, sie zur Disposition zu stellen, neue und vielleicht bessere Orientierungen zu ergreifen, das ist die Gestalt, in der die Freiheit in der Argumentationspraxis auftritt.
Die Distanzierung kann die Sinnebene aktivieren. Wo wirklich von bewährten Orientierungen Abstand genommen wird, kommt das Vertrauen zur Geltung.

 (fast) Vollständige Übernehme der Ende 2013 erstellten Zusammenstellung zentraler Gedanken im Kapitel  3  durch den Autor Harald R. Wohlrapp, anlässlich des baldigen Erscheinens von THE CONCEPT OF ARGUMENT, N.Y./Berlin - siehe auch: Der Begriff des Arguments, Würzburg )
SinnPraxis im Dezember 2013. An English version of this post shall be worked at ...
 This conceptual detour could be helpfull in overcoming a "misunderstanding" going along with ThP denying what JM wrote, see PPS 1