Montag, April 21, 2014

Philosophische VorOsterWoche 2014 Schopenhauer

Jedes Jahr findet diese Philosophische Woche in Istrien statt
     - auf einer Terrasse mit anregendem weitem Meerblick.
Wir studierten Arthurs an Kant angelehnte Konzeption
der Welt als Vorstellung und widmeten uns besonders
dem Willen. Einleuchtend die Darstellung unserer Welt
als Willensknäuel. Problematisch der Übergang von der
Pluralität der Willen der Lebewesen auf Welt als Wille 
im Singular.

Schopenhauer – Brseč/Istrien April 2014
Christine Mok-Wendt
 
Philosophieren in Istrien – oder wie schön, das Leben mit einem Pessimisten sein kann

Brseč war ein perfekter Ort, um sich der Philosophie  Schopenhauers zu nähern. Ein Ort in Istrien, der mit seinem griechischen Ambiente (vgl. dazu auch „Himmelsleiter und Medea-Fahrt“ in: PHILOSOPHISCHE PRAXIS 2.2, Konstanz 2011) das Gefühl vermittelt, etwas näher an den Wurzeln der Philosophie zu sein. Zeitlich (Woche vor Ostern) und auch erfreulicher Weise (für uns) durch seine Lage 150m über dem Meeresspiegel keine touristische Hochburg, konnte sich eine gemischte Gruppe, (PhilosopenInnen und  an Philosophie  Interessierten), in ein wohl vorbereitetes  philosophisches (Urlaubs-)Leben begeben.

Wohl organisiert durch das langjährige Eingebettetsein von Grit und Mike in den Freundeskreis, die 'Kompanija' unserer Gastgeber, standen uns prima Unterkünfte zur Verfügung – insbesondere die hoch über dem Meer liegende Terrasse, vor den Häusern von Vedran und Mirjana mit Blick auf die Insel CeRES, war als zentraler Treffpunkt ein absolutes Highlight. Am Morgen wurden Schopenhauers Gedanken beim Philosophieren von 10-12 Uhr von der Sonne bestrahlt und dann am Abend konnte,  in Decken gehüllt, das 'Nachphilosophieren' an einigen Tagen im Schein des Vollmondes beendet werden. Kulinarische Verwöhnung bei üppigem Abendmenü heimischer Köstlichkeiten fand im Hause der geübten Köchin Biserka statt.

Wohl organisiert, vor allem auch deshalb, weil Mike uns mit dem Hinweis auf entsprechende Literatur eine sehr individuelle Vorbereitung bot. Besonders hilfreich waren dabei seine im Vorfeld geschickten 'Folgen': 12 Fotos, die als reines Bild die Einstimmung auf Brseč/Istrien leicht machte. Oder als Foto mit Textauszügen und Hinweis auf die entsprechenden Stellen in den Büchern ermöglichten diese auch denjenigen, die wenig Zeit zum Lesen hatten, eine gute Vorbereitung.

Bei aller Organisation war jeder frei, seine eigenen Wünsche und Anregungen einzubringen oder sich einfach auszuklinken, um sein eigenes Programm zu gestalten – diese Freiheit wurde allerdings von keinem während der morgendlichen Philosophiezeit genutzt – Schopenhauer hielt alle bei der Stange – trotz Pessimismus? - Die Frage bleibt im Raume stehen, sicher waren die 'nur 2 Stunden' ein Grund, dass alle nach eigenen Überlegungen oder Austausch mit anderen ('Nachphilosophieren' mit und ohne Wein) gerne jeden Tag wieder auf die Terrasse kamen.

Ein besondere Ausnahme war ein Tag, bei dem der Wein dem Philosophieren den Rahmen gab – ein Ausflug zu dem in der Nähe liegenden Weingut der Familie Bažon in Gračišće. Hier im „Landesinneren“ gab es eine Weinprobe in Verbindung mit einem exklusiven Menü dessen Besonderheit ein Gulasch aus dem wohl gehütetem Fleisch des einheimischen Boskarin - Rinds war, dessen Zubereitung nicht jedem zugestanden wird. Eine wunderschöne Woche, deren besonderer oder eigentlicher Anlass in den folgenden Zeilen  sowohl einen Rückblick gestatten soll, wie auch zum Weiter-denken, -lesen und -philosophieren anregen möchte.

 
Die literarisch-philosophischen Grundlagen:

 
Safranski, Rüdiger 1987: Schopenhauer und die wilden Jahre der Philosophie.

Schopenhauer, Arthur (1818, 3. Aufl. 1859) : Die Welt als Wille und Vorstellung

Irvin D. Yalom 2006: Die Schopenhauer Kur, Original: 2005: The Schopenhauer Cure.

 
Teil II: Rückblick auf die philosophische Arbeit – eine Art Tagebuch

 
Sonntag, 13.04.2014
 
Anknüpfend an  die Folgen 8, 9 und 10 haben wir über Yalom's Buch den Einstieg zu Schopenhauer begonnen. Yalom startet vor dem ersten Kapitel mit einem Zitat aus Schopenhauer's: Die Welt als Wille und Vorstellung:

 

„Jeder Atemzug wehrt den beständig eindringenden Tod ab....

 Zuletzt muß er siegen: denn ihm sind wir schon von Geburt

 anheimgefallen, und er spielt nur eine Weile mit seiner Beute, bevor

 er sie verschlingt. Wir setzen indessen unser Leben mit großem An-

 teil und vieler Sorgfalt fort, so lange als möglich, wie man eine Sei-

 fenblase so lange und groß als möglich aufbläst, wiewohl mit der fes-

                          ten Gewissheit, daß sie platzen wird.“(Bd. I, S.427)

 
Folge 8 führt zur zentralen Frage: „Wieso holte er von all seinen ehemaligen Patienten gerade Philip (PHIL) aus den Tiefen seines Gedächtnisses hervor? War der Grund dafür einfach der, dass seine Therapie so schrecklich erfolglos war?“ (S.35). Die Hauptfigur in Yaloms Roman, Julius Hertzfeldt, 65, renommierter Psychoanalytiker, nimmt sich nach einer Krebsdiagnose, die eine nur noch knappe Lebenszeit bedeutet, vor, den Erfolg seiner eigenen Arbeit zu hinterfragen. In Folge 8 fügt Mike an: „Yaloms alter ego konnte zu dieser Zeit ja nicht wissen, dass es ein Philosoph war (Schopenhauer), dem PHIL seine 'Heilung' zuschreibt. Yalom's Buch steuert auf eine überraschende Kooperation zu...“

 Diese findet sich (nach einer von PHIL speziell für Julius durchgeführten Vorlesung) auf S.71: „Gehe ich also  recht in der Annahme, dass Sie einen Handel vorschlagen – ich übernehme Ihre Supervision, und Sie bringen mir Schopenhauer nahe?", fragte Julius - PHIL: " So ist es!“

            Aus dem amerikanischen Original: „I can continue practicing as as a clinical philosopher –that field is not regulated by the state – but a counselor´s license would offer me a number of advantages, including the ability to buy malpractice insurance…” p 52

Im folgenden Text erfährt der Leser, dass PHIL Julius eigentlich schon länger darauf ansprechen wollte, ihm aber das nötige Geld fehlte. - Julius bittet sich Bedenkzeit aus und beendet einen Eintrag in seinem Tagebuch mit den Worten: „Philip supervisieren? Einen rechtmäßigen koscheren Therapeuten aus ihm machen? Das ist ein Dilemma. Will ich ihn unterstützen? Will ich ihm meinem Segen geben, obwohl ich nicht glaube, dass ein Hasser (und er ist ein Hasser) jemanden helfen kann?“ (S.73) – Julius stimmt schließlich der Supervision zu in der Form, dass PHIL an einer seiner Gruppentherapien teilnimmt. Julius ist überzeugt davon, dass PHIL trotz der Heilung vom Symptom der Sexsucht durch Schopenhauer-Bibliotherapie insgesamt betrachtet (als gefühlskalter Mensch)   nicht geheilt ist, und das in der Gruppentherapie angegangen werden sollte.  Das zumindest  muss Voraussetzung sein, wenn PHIL sich  als Therapeut eine staatliche Anerkennung haben will – PHIL ist auf der Gegenseite voll davon überzeugt, dass Schopenhauer Julius in dessen Situation eine große Hilfe sein wird: „Ich würde gern mit Ihnen zusammen seine Aufsätze über den Tod und die Unzerstörbarkeit des Seins lesen.“  - Julius wehrt PHIL ab, weil er im Moment mehr am Leben als am Sterben interessiert ist. PHIL kontert mit Rückgriff auf Sokrates und Seneca, dass der Tod immer als Horizont aller (Lebens)-fragen da sei. Von ersterem zitiert er: „Um gut leben zu lernen, muss man zunächst gut sterben lernen“; von Seneca: „Keiner genießt den wahren Geschmack des Lebens außer dem, der willens und bereit ist, es hinter sich zu lassen.“ (S.90).  - EINE STELLE, die sowohl philosophisch, als auch therapeutisch  große Relevanz hat und zu einem Blick zurück auf das Motto dieses Textes führt.

 
Uns führt dies an diesem Tag noch zu Folge 10 (S.134/135): Es geht um ein Gruppengespräch unter Leitung von Julius mit dem Thema, dass Pam in der Gruppe keine Hilfe fand und deshalb zu einem Guru nach Indien reiste. Julius nach seiner Meinung gefragt, antwortet: „Inzwischen bin ich der Meinung, dass ich jede Hilfe brauche, die ich bekommen kann. Und ich habe festgestellt, dass die Hinwendung zu einer anderen Form von Wachstum, auch zu richtig verrückten Sachen [BIBLIOTHERAPIE?!], oft Neuland für unsere therapeutische Arbeit erschließen kann. Und natürlich hoffe ich, dass das bei Pam der Fall ist.“ - PHIL verweist auf Schopenhauer und dessen positive Einstellung zu fernöstlichen Meditationstechniken und äußert, dass Pam damit wahrscheinlich eine hervorragende Idee gehabt habe, da diese: „darauf  abzielen, den Geist zur Ruhe kommen zu lassen, Illusionen zu durchschauen und die Kunst des Sich-Lösens von Bindungen einzuüben, um Leiden zu mindern.“ Er fügt erklärend an, dass Schopenhauer der Erste gewesen sei, der asiatisches Gedankengut in die abendländische Philosophie einführte. Mike beendet Folge 10 mit Yaloms Kommentar zu Julius: „Julius war gereizt, weil er Schopenhauers Namen so häufig hörte, schwieg aber diesmal, weil ihm auffiel, dass mehrere Gruppenmitglieder Philips Bemerkungen mit zustimmendem Nicken aufnahmen.“ (S.135).

 

Den Abschluss des ersten philosophischen Treffens auf der Terrasse beenden wir mit einer Szene aus Yalom: Die Gruppenteilnehmerin Bonnie hatte einen Traum von einem Bahnhof. Sie wollte auf einen Zug aufspringen, dessen Waggons immer schäbiger werden, der Traum wird von der Gruppe so gedeutet, dass durch Julius Krankheit, die Gruppe auseinanderfallen wird – es findet ein intensives Gruppengespräch statt, das Julius mit den Worten unterbricht: „Habe ich Ihnen erzählt, dass ich verliebt bin?“ - nach tödlichem Schweigen fährt Julius fort: „Ja, verliebt in die Gruppe, vor allem, wenn sie so arbeitet wie heute. Großartig, wie Sie sich mit dem Traum auseinandersetzen.“ (S.167/168).

Montag, 14.04.2014

Wir fahren fort mit Yalom und indischer Meditation, Kap. 18: Pam in Indien (2): Yalom lässt Pam sprechen, die nicht einschlafen kann: „Die Lösung lag darin, das Bewusstsein auszuschalten und allein der Weisheit des Körpers zu folgen. Mit dem Einschlafen war es dasselbe.“ [Erinnerung an eine Geschichte aus der Kindheit, bei dem ein Tausendfüßler so wieder laufen konnte] -  Im folgenden gibt Pam Gelerntes aus ihrem Workshop preis – Es geht um Atemübungen: bewusstes Studieren des Einatmens und Ausatmens, um eine vollständige Bewusstheit beim Atmen zu erreichen  (S.178 ff.).

Pam bringt uns zu Folge 11 (S.214/215): Tony (auch Teilnehmer von Julius Therapiegruppe) kritisiert PHIL, nachdem dieser sich, aufgefordert durch Julius, für einen helfenden (Therapie)-Rat auf Schopenhauer bezieht. Tony ist der Meinung, dass PHIL sich zu viel auf Schopenhauer bezieht und zu wenig von sich selbst einbringt. Julius steigt in diese Situation ein : „Tony, ich vermute, es war nicht leicht für Sie zusagen: >Schopenhauer, wer immer das ist<" - "Na, wir sind doch hier, um die Wahrheit zu sagen“, erwiderte Tony.

HIER KANN sich der Leser die Frage stellen: PHIL ganz SCHOPENHAUER? und außerdem ist zu beachten, dass Julius nicht (wie oben) gegen zu viel Schopenhauer interveniert, sondern die Wirkung auf Tony aufgreift.

Unsere Philosophierunde wechselt zu Safranski und taucht damit ein in Schopenhauers Leben und Werk. Safranski schreibt im 11. Kapitel: „Im Blick auf sich selbst hat Schopenhauer nur seinen Weg zur Philosophie, nicht aber den in der Philosophie als lang empfunden. [  ] Die Inspirationen des >besseren Bewußtseins<  suchen ihre Sprache in romantischen und platonischen Reminiszenzen, und in der Reflexion des empirischen Bewußtseins folgt er den Spuren Kants.“ (S.230) Safranski erklärt im folgenden Text, mit seinem Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ habe Schopenhauer dem >besseren Bewusstsein< seinen Ort anweisen wollen, indem er (Kant radikalisierend) die Grenzen des empirischen Bewusstseins bestimmte.
 

Dienstag, 15.04.2014

Folge 1 (Safranski, S.309): „Das Subjekt des Erkennens solle sich selbst bei der Arbeit zusehen, [  ]. Fichte und Schelling nennen das >intellektuelle Anschauung<. Die intime Bekanntschaft mit der Werkstatt der Gedanken öffnet uns die Pforten zum Geheimnis der Welt. [  ] Doch so verstand Schopenhauer seinen Weg nach innen nicht. Statt vom Subjekt des Erkennens nimmt er seinen Ausgangspunkt vom Subjekt des Wollens, vom Anderen der Vernunft also.“

Wir gehen zurück (Safanski, S.170-172) – Safranski geht hier auf Kant ein: >Das Ding an sich<. Wir beenden die Runde bei Folge 3 (Safranski, S.193): „Kant hatte davon gesprochen, daß in seiner Freiheit der Mensch Anteil hat an dem, was jenseits aller Erscheinungen (Kausalitäten) existiert. Und genau in diesem Sinne nun knüpft Fichte an Kant an: An diesem nach innen gewendeten >Ding an sich<, an der Freiheit, mit der das Ich jeden Augenblick aus eigener Kraft anfangen kann zu sein.“

 
Mittwoch, 16.04.2014
„Diesen Mann [Fichte] nun will Arthur Schopenhauer in Berlin hören, einmal, weil man Fichte einfach gehört haben muß, wenn man philosophisch auf der Höhe der Zeit bleiben will, zum anderen aber auch, weil Arthur noch die Sprache sucht, in der sich die platonische Entrückung vom empirischn Bewußtsein zeitgemäß verstehen und formulieren läßt.“ (Safranski, S.199). Folge 4 (Safranski, S.200): „Doch an einem entscheidenden Punkt geht Schopenhauer gänzlich andere Wege als sein Zeitalter. [  ]...die Hegelsche und Marxsche Dialektik wird das Unversöhnte auf seine eigene Versöhnung hinarbeiten lassen.[  ] Anders Arthur Schopenhauer. Er ist nicht auf Versöhnung aus, er wirft seine ganze philosophische Leidenschaft auf das Projekt, die >Duplizität des Bewußtseins< zu begreifen; zu begreifen, weshalb und inwiefern wir zwischen zwei Welten zerrissen sind und sein müssen – [empirisches Bewusstsein (Kant) / >besseres Bewusstsein< (Schopenhauer)].

 
Donnerstag, 17.04.2014

 Weiter mit Safranski:

S.287: Schopenhauers Zeit in Dresden: Zitat aus: Arthur Schopenhauer: Gesammelte Briefe (B,10)

S.289: Schopenhauer und seine Einstellung zu Krieg: >mörderischer Karneval<

S.298: Anthropologische Grundausstattung: Kant vs. Schopenhauer

S.299: Zitate aus Schopenhauer: Frühe Manuskripte (1804-1818) = HN I: „Man war im Theoretischen auf eben die Art thörigt, wir wir es beständig alle im Praktischen sind, wo wir vom Wunsch eilen und so das Glück endlich zu finden hoffen; statt nur ein einziges Mal in uns zu gehen, vom Wollen uns loszureißen und im besseren Bewußtseyn zu verharren. (155). [← vom Wollen erlösen] – Safranski merkt an: „In dieser Aufzeichnung von 1814 wird die entscheidende Antithese genannt: das > bessere Bewußtsein< soll vom >Wollen< erlösen.“ und Ende 1814 oder Anfang 1815 habe Schopenhauer jene Sätze notiert, aus denen alles Weitere folgte: „Die Welt als Ding an sich ist ein großer Wille, der nicht weiß, was er will; denn er weiß nicht sondern will bloß, weil er ein Wille ist und nichts Anderes.“ (169).

S.300: Safranski erklärt zu HN I, 154: „Man gieng nach Außen in alle Richtungen, statt in sich zu gehen, wo jedes Räthsel zu lösen ist“, Schopenhauer habe sich mit dieser Einsicht einen alten Traum erfüllt und zitiert aus HN I, 17: „Erkenne die Wahrheit in dir...dort berührt der Himmel die Erde“.

S.304/305: "Die Welt als >Maja< und als >;Brahma< - das scheint für Schopenhauer das zu sein, was die eigene Konzeption nennt: die Welt als >Vorstellung< und die Welt als >Wille<." In den Upanishaden findet sich kein Schöpfergott, kein Jenseits. "Schopenhauer fand hier eine Religion ohne Gott", er fand darin eine Bestätigung seiner "Metaphysik ohne Himmel".

S.311/312 (Folge 5): „Der Ausdruck >besseres Bewußtsein< verschwindet aus den Aufzeichnungen, als Schopenhauer die Schlüsselbegriffe seiner Metaphysik des Willens findet. [  ] Zum anderen aber bezeichnet der Ausdruck die Haltung der philosophischen Besonnenheit, das Staunen, wodurch das Selbstverständliche überhaupt fragwürdig wird. Das Staunen steht am Beginn der ganzen Metaphysik, die Verneinung am Ende.“

 

 

Freitag, 18.04.2014 (letztes Treffen auf der Terrasse)

 

S.314/315: Safranski erklärt, Schopenhauer habe anknüpfend an seine Dissertation transzendentalphilosophisch begonnen, habe allerdings einen Weg heraus aus dieser geschlossenen Welt zeigen wollen. Er ergänzt, Schopenhauer habe sich noch einmal auf das Subjekt-Objekt-Verhältnis besonnen und gezeigt, dass es dort keinen logischen Prius gäbe: „Weder läßt sich das Subjekt aus dem Objekt erklären, noch das Objekt aus dem Subjekt. Bei dem jeweils einen ist das andere immer schon mitgedacht und vorausgesetzt....“.

S.317 (Folge 6): „Was ist die anschauliche Welt noch außer dem, daß sie meine Vorstellung ist“ (Zitat aus: „Die Welt als Wille und Vorstellung (Bd.I) = I,51) – Schopenhauers Antwort: „Der Wille ist das Gewisseste. >Wille< ist der name für die Selbsterfahrung des eigenen Leibes. Nur der eigene Leib ist jene Realität, die ich nicht nur als Vorstellung habe, sondern die ich selber bin.“

S.320: Safranski bezeichnet Schopenhauers Verfahren, die Welt aus dem von innen erlebten Willen zu verstehen als „Daseinshermeneutik“ und zitiert aus I, 137.

S.322: Zu Mystik/Kontemplation/Natur: Safranski schreibt: „Diese nicht erklärenden, sondern verstehenden Blicke in die Natur gehören zu einer kontemplativen Haltung. Zugleich soll doch diese Art der Anschauung, wir erinnern uns, aus einer analogischen Übertragung der Innenerfahrung des Willens auf die äußere Welt herrühren.“ Der Autor bezieht sich auf I, 156 und fährt fort: „Mit diesem erlebten Willen als >Realismus< sollen wir, wie mit einem >Zauberwort<, das >innerste Wesen jedes Dinges in der Natur aufschließen< können - …. .

 

Unsere philosophische Arbeit endete in Brseč ungefähr an dieser Stelle. Eine Arbeit, die ein Vergnügen war - mit und in dieser Gruppe. Die individuelle Fortsetzung und Vertiefung in Schopenhauers Leben und Werk einzutauchen, obliegt jedem selbst – mein persönliches Anliegen: gerne auch als Empfehlung zu verstehen, Schopenhauers „Senilia“ - Gedanken im Alter. hrsg. von Franco Volpi und Ernst Ziegler.