Dienstag, Juni 30, 2020

3. Juli: Verwandlung --> PHAIDON


Zum ersten Tag NATURZUSTAND siehe HAMPE2020, S. 20.
Aaron klicked auf  Tagesstatus: Temperatur -12°
(In unserer Sitzung lese ich etwas weiter) Und wir reden miteinander


Wir beginnen mit dem zweiten Tag in der Narration. Worin besteht die Verwandlung?
"Aaron liebte seine Dusche …" 129 … in den letzten Tagen hatte er etwas abgenommen,
nun läuft er im warmen und weichen Anzug und in Stiefeln mit offenen Reißverschlüssen hinüber in die Bäckerei.
Ich spring zu Jandls Gedicht der Seelenhirte 134. Diese Zeilen beschwören für alle Menschen eine einzige Seele "die reicht ...in ihre Körper hinein und schnappt, sobald sie sterben, dann irgendwo(hin) zurück" - ist das die Verwandlung?
Aaron hat 300 Seiten von der Biografie des gestorbenen Freundes    Moritz Brandt  geschrieben und hört nun vom sprechenden Computersystem (das auch sieht, wie schick er sich heute gemacht hat) Archivmaterial. "Kagami" (jap. Spiegel) diskutiert auch mit Aaron.

Kann ein guter Freund uns besser verstehen, als wir uns selbst verstehen? 137

Vor 3 Wochen war unser letztes Treffen und ich habe damals aufs Tempo gedrückt, damit wir nach 8 Sitzungen mit WILDNIS fertig werden. Nun wollen wir uns Zeit lassen für SEELE.

149 beginnt Seelenessay I mit dem Thema SICH VERWANDELN: aus der gefräßigen Raupe wird ein turtelnder anmutiger Schmetterling, der sich wie schwerelos in die Lüfte erhebt. Augenscheinlich zwei Lebensformen. Wer die Verwandlung beobachtet, "sieht" Leben in zwei Gestalten. Das griechische Wort Psyche haben wir als Lehnwort für Seelisches. Auf Griechisch bedeutet es aber auch Schmetterling. Und hier sind es nicht 2, sondern 3 Stadien (oder 4): Raupe, Puppe, Schmetterling, (Ei) und da capo …

Liegen darin Vorstellungsbilder für unsere Sicht auf uns selbst?  Was ist ähnlich und worin bestehen Unterschiede?

Thema Erlösung: nicht mehr gefräßige Raupe sein müssen. Totenstarre und Schmetterlingspuppe.
Mehr aber "sehen" wir am Ende eines physischen Menschenlebens nicht. Metaphorisch fragen können wir nach dem Menschen-Schmetterling.  Denn (Ei), Raupe und Puppe zusammengenommen lassen sich als "irdisches Leben" auffassen. Aus dem letzten Stadium löst sich ein fliegendes Wesen.
Platon lässt Sokrates im Phaidon "gerade entfesselt" (Band 3 der Ausgabe WBG, S. 11) vor den eingetretenen Freunden um Kriton philosophieren: "weil ich von der Fessel in dem Schenkel vorher einen Schmerz /12/ hatte, so kommt mir nun die angenehme Empfindung hintennach." Auch dies eine Metapher für ein "Leben" nach dem Tod? (afterlife)

 Sokrates räumt den mit ihm philosophierenden Freunden gegenüber an seinem letzten Tag im irdischen Leben ein, "nicht unwillig zu sein über den Tod" 63b (S.21). Er sei "der frohen Hoffnung, dass es etwas gibt für die Verstorbenen und … etwas weit Besseres für die Guten als für die Schlechten" 63c - "4 Jahrhunderte vor der  christlichen Zeit formulierte Jenseitshoffnung!

(Vielleicht nicht der unwichtigste Punkt für das spätere Andocken der Christen des römischen Reichs an klassische Griechische Philosophie bzw. für die Fortsetzung der Verehrung des Sokrates auch in "christlicher Zeit".)
Und 64a "will ich nun Rede darüber stehen, dass ich mit Grund der Meinung bin,  … (wer) wahrhaft philosophisch das Leben vollbracht, müsse getrost sein, wenn (sie oder) er im Begriff ist zu sterben, … dort Gutes in vollem Maß erlangen werde".

War Platon ein Vorreiter NARRATIVER PHILOSOPHIE? Im Folgenden lässt er Sokrates - wie HAMPE2020 den Moritz Brandt - in die Richtung spekulieren: das irdische Leben (die Raupe und Puppe des Schmetterlings) muss zurückgelassen werden, damit die Erlösung zum "luftigen Leben" geschehen kann. Platons SOKRATES im Phaidon :  die Seele "denkt offenbar am besten, wenn … weder Gehör noch Gesicht noch Schmerz und Lust (sie trübt), sondern sie am meisten ganz für sich ist, den Leib gehen lässt und soweit möglich ohne Gemeinschaft und Verkehr mit ihm dem Seienden nachgeht." 65c
                             BREAK  and on to Bob Dylans Sprechgesang nach www.rockalyrics.com
MURDER MOST FOWL   (an abbreviation)
:::
TIMING WAS RIGHT
                              PERFECTLY EXECUTED
SKILFULLY DONE

headed straight on
into the afterlife

the SOUL was not there
where it was supposed
to be

only dead men are free

Freitag, Juni 05, 2020

Auf die Schiffe


ZORAN KOJCIC, Philosophische Praxis, wo die Drau in die Donau (den Ister) fließt

Treba mi novosti u životu. Ne mogu ja stalno jedno te isto! Vjerujem da je cijela civilizacija takva. Inače bismo svi i dalje živjeli u pećinama i makljali se toljagama.

Kao filozof, ja živim od ideja. I može se živjeti od filozofije. Dobro, ne mogu se baš platiti računi i kupiti kuća kao gastarbajterska, s nekom betonskom orlušinom na ulazu i kapijom na dugme, ali se može živjeti. Dobro, može se životariti. Tako i ja, životarim kao filozof na Balkanu. Ali, živim ipak od tih ideja.
Nešto ti padne na um. Mi filozofi svakako puno mislimo. Kad misliš po cijeli dan i noć i tako godinama, ubode te neka dobra ideja. Ili ukradeš nekome dobru ideju, a možda ti netko i predloži nešto. Važno je životariti među ljudima, biti neki urbani filozof, poput Sokrata, muvati se po pijacama ili trgovima, visiti na društvenim mrežama. Ima raje, nađe se netko i pametan.
Elem, od tih silnih ideja, prvo sam provodio filozofski cafe. Dođu ljudi, lijepo, u kafić, naruče si netko kavu, netko pivu, sjednu i divane. E, ali ne divanimo o tome što je rekao lokalni alkos, a bogami niti o tome što misli Aristotel, nego onako lijepo prozborimo koju o smislu života, o abortusu pa i o tim društvenim mrežama. Ima tema o kojima se može govoriti.

Ich brauche Neuigkeit in meinem Leben. Ich will nicht immer nur das Gleiche tun! Ich glaube, die ganze Zivilisation ist so. Sonst würden wir alle noch in Höhlen leben und uns mit den Motten fortbewegen.
Als Philosoph lebe ich von Ideen. Und Sie können von der Philosophie leben. Nun, man kann damit nicht alle Rechnungen bezahlen und ein Haus wie ein Gastarbaiter kaufen, mit etwas Beton und automatisch sich öffnendem Garagentor, aber man kann leben - als Philosoph auf dem Balkan.

Etwas kommt mir in den Sinn. Wir Philosophen denken sicherlich viel. Wenn man Tag und Nacht und so jahrelang denkt, wird man von einer guten Idee gestochen. Oder Sie stehlen jemandem eine gute Idee, und vielleicht könnte Ihnen jemand etwas vorschlagen. Es ist wichtig, unter Menschen zu leben, ein urbaner Philosoph zu sein, wie Sokrates, auf Märkten oder Plätzen herum zu hängen, in sozialen Medien. Es gibt den Himmel, es gibt jemanden, der schlau ist.

Ich betrieb zuerst ein philosophisches Café. Die Leute kommen rein, nett, ins Café zu gehen. Sie bestellen sich Kaffee, jemand hat ein Bier, sie setzen sich hin und sie sind nett. Nun, denken wir nicht darüber nach, was der lokale Held gesagt hat, und nicht einmal darüber, was Aristoteles denkt, sondern wir über den Sinn des Lebens, über Abtreibung und sogar über diese sozialen Netzwerke. Es gibt Themen, über die man sprechen kann.

Es gibt eine Menge Philosophie da draußen in der Stadt. Es ist ein ganzes Konzept, das versucht, den Menschen, die fast von Akademikern gekapert werden, Philosophie zurückzugeben. Eigentlich nicht so sehr Philosophie, sondern Philosophieren. Es ist nicht so schlimm, es ist nur so, dass auf dem Balkan alles irgendwie verdorben und verdreht ist, also haben wir Tees und Farmen als allgemeine Kultur akzeptiert und die klügsten aller Disziplinen als etwas Abfälliges genommen.


Wir machen dieses philosophische Café seit Jahren. Es ist nicht so, dass ich mich langweile, es ist, dass ich immer wieder etwas Neues in meinem Leben brauche. Ich kann nicht nur stets das Gleiche tun! Glücklicherweise stößst du in diesem philosophischen Leben auf gute Menschen, kluge Menschen, Menschen, die auch etwas Neues brauchen. Ich treffe meinen Namensvetter Zoran und seine Frau Zrinka, die ein Boot in Vukovar haben.

Das Schiff fährt seit einigen Jahren auf der Donau auf regelmäßigen Reisen und ich hatte die Idee, sie zu kontaktieren. Dann kamen sie mir zuvor: "Lasst uns philosophische Segeltörns auf der Donau machen!“ Das ist eine tolle Idee.

Wir haben letzte Woche angefangen. Wir sind nicht in einem Café, wir sind auf einem Boot. Wir segeln auf der Donau und philosophieren. Irgendwie sind wir in der Stadt und wir sind nicht in der Stadt, wir versuchen, den Fluss, die Stadt und die Philosophie zu verbinden. Es ist natürlich nicht einfach in Vukovar, es gibt keine Menschen mehr, es gibt nicht so viel Geld, aber es ist das Leben.

Wie wir vorankommen, genau wie die Donau.