Freitag, Februar 15, 2013

8. - 12. April Djindic / Lebenskunst


Roth (SomS2013)

Lebenskunst in Ost und West“ - die gegenwärtige LEBENSKUNST–Philosophie entstand erst vor wenigen Jahren und zwar im Westen Europas.
In ihr wird aber an südosteuropäische, antike Vordenker angeknüpft. Wir sind dann nach einigen Zwischenschritten recht bald bei „dem, mit dem es anfing“ (so Achenbach) - Sokrates ist wieder mitten unter uns (Sloterdijk 2005: Im Weltinnenraum des Kapitals, p. 107). Griechen wünschen einander Lange Lebenszeit -„ΚΑΙ ΚΑΛΑ“ (und gute) =Langes & gutes Leben! pflegt dann unser griechischer LieblingsWirt einzuwerfen.

Ein Hinweis auf: „Viel Glück!“ Philosophische Praxis 4 (Konstanz 2012),
p. 83:
An der Sava–Mündung und in Spree–Athen (=Berlin)
Lebenskunst in Ost und West:
Zoran Djindjic und Wilhelm Schmid

Wilhelm Schmid (*1953) ist heute bei uns unterwegs wie ein Sophist zur Zeit des Sokrates. Aus seinem umfangreichen Werk (mit einigen Überschneidungen) habe ich den Abschnitt „Von der Sorge für sich selbst“ (in : „Mit sich selbst befreundet sein“, Bibliothek der Lebenskunst, Ffm 2004) ausgewählt. Zoran Djindjic (1952-2003) kam als relegierter Belgrader Student durch Vermittlung von Jürgen Habermas nach Konstanz und lebte 1978/79 in einer Wohngemeinschaft in einem vom Philosophen Ivo Glaser (Konstanzer Marx-Forschungsprojekt) gemieteten alten Haus in der Alpenstr. 4 unweit der Seestraße. Vorarbeiten zu einer philosophischen Dissertation brachte Zoran Djindjic mit aus Belgrad und er führte sein Projekt „Marx´ kritische Gesellschaftstheorie und das Problem der Begründung“ in Rekordzeit beim Habermas-Schüler Albrecht Wellmer an der Uni Konstanz zu Ende.
Aus einem Interview vom Juni 2001 mit der „Frankfurter Rundschau“ (FR)
FR: Sie haben zwei kleine Kinder. Was wünschen Sie sich für die Zukunft Serbiens?
Zoran Djindjic: Dass wir so wie ... [er nennt ein sonniges Land] ... werden – ein mediterranes Land, in dem die Leute nicht so gerne arbeiten. Aber wo grundsätzliche Dinge stimmen: persönliche Sicherheit … Freie Medien. Ein normales lässiges Leben mit ein bisschen business. Dass man Bücher kaufen kann, dass man im Internet surft. Dass wir Teil der europäischen Zivilisation sein können, ohne uns aufzuopfern und zuviel sparen zu müssen. Für einen Revolutionär ist das doch ein realistisches Ziel, oder?“ Im Kompaktseminar werden ausgewählte Teile aus der Doktorarbeit von Djindjic (insbesondere der Schluss) den Gedanken von Schmid zur >Sorge für sich selbst< gegenübergestellt und gemeinsam diskutiert. Einführungsreferate durch die Seminarteilnehmer. Hinweis auf den Gedenktag am 20.3.2013 für Zoran Djindjic in Konstanz. Filmtipp: https://dl.dropbox.com/u/32497911/Ako%20Srbija%20stane/Ako%20Srbija%20stane%20%28deutsche%20Endversion%29.wmv (charakteristisch für die motivierende Wirkung, die Zoran hatte) Danke für den Hinweis, Rada !

Für das Kompaktseminar 8. - 12. April wird auch unter
Lebenskunst.Roth der Film Zoran Djindjic – Ein Leben
von 2005 (nach Eingabe eines Passworts) als stream zugänglich sein.
http://streaming.uni-konstanz.de/lectures/wintersemester-2012/20122-djundjic-mikeroth/


taz 4.Feb 2013, p. 16: Marx, der Mathematiker (Artikel zur Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung >“Das Kapital“ von Karl Marx. Zur vollendeten Edition eines unvollendeten Projektes< in Berlin), da heißt es
Für Generationen von MarxleserInnen galten die drei (blauen) Bände von Marx´ >Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie< … als … Schlüsselwerk. Marx (veröffentlichte nur Band I im Jahr 1867 und Auflage 2) starb 1883 und Friedrich Engels >vollendete< das Werk seines Freundes (so schien es)... Die … >blauen Bände< der Marx-Engels-Werke (23 - 25)… präsentierte(n) … einen Text, aber …nicht den, den Marx hinterlassen hat … In der neuen MEGA (Marx-Engels-Gesamtausgabe) umfasst >Das Kapital< heute 15 Bände in 22 Teilbänden auf 12 000 Seiten.“ „rund 5 000 Textänderungen (von Engels) im 2. Band >Das Kapital<. … Regina Rothe befasste sich mit Engels´Arbeit am 3. Band und belegte zum Beispiel, dass Engels das Wort >Zusammenbruch< in den Text einfügte ...“
Mein Kommentar: Marx´ Versuch einer systematischen Darstellung der kapitalistischen Gesellschaftsform ist Fragment geblieben und es ist bereits eine Übertreibung (so in der taz) - von einem „Rohbau“ zu sprechen, den Marx uns hinterlassen habe. Vielmehr muss selbst der Rohbau der Theorie noch teils rekonstruiert und teils neukonstruiert werden. Dies ist allerdings beinahe die Regel bei aktuell bleibenden „Klassikern“. Die Rolle von Engels ist kontrovers zu diskutieren. 1.Wer wollte ihn um die Aufgabe beneiden, aus den immer wieder abbrechenden und neuansetzenden Marxschen Entwürfen zum >Kapital< (als Basis einer noch umfangreicheren Analyse) eine durchgängig nachvollziehbare Argumentation fertigzustellen? 2.Wo verfestigt Engels durch „Hilfskonstruktionen“ und dogmatisch werdende „Popularisierung“ die unabgeschlossene Marxsche Bemühung zur Ideologie (siehe oben: Zusammenbruch), wo wird der wissenschaftliche Anspruch aufgegeben und geforderte Orthodoxie tritt an ihre Stelle?

Die Hinzufügungen von Engels zum „wissenschaftlichen Sozialismus“ entstehen oft aus Keimen Marxscher Formulierungen. Bei der Rekonstruktion kommt man um Re-Vision nicht herum. Aber ist die Konstanzer Dissertation von Zoran Djindjic überhaupt als ein Rekonstruktionsversuch Marxscher Grundüberlegungen zu sehen? (Es gibt im Text solche Formulierungen.) Oder ist seine Thematisierung von Marx´ kritischer Gesellschaftstheorie und dem Problem der Begründung Zorans Kritik der Kritik? Kommt sie zum Ergebnis der Zurückweisung der Marxschen Kritik unserer Form der Gesellschaft durch Aufzeigen von Problemen bei der Begründung?
>Unsere kapitalistisch – demokratische Gesellschaft< , das ist seit den Zeiten von Marx und Engels eine Kennzeichnung, die erst auf den englischen Manchester Kapitalismus zutraf, Marx zitiert gern die Berichte der Factory Inspectors ans Londoner Parlament, und dann auch auf kontinentaleuropäische Länder und überseeische Auswanderungsgebiete, insbesondere die USA - „erste Welt“ - den Ausdruck sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen! Seit 1917 entsteht der Keimling einer „zweiten Welt“ unter dem roten Banner einer Union sozialistischer Volksrepubliken. Der nachrevolutionäre Name des vormaligen Zarenreiches ist expansionistisches Programm: Union der sozialistischen Sowjet – Republiken. Nach dem verlust- & siegreichen Verteidigungs- und Gegenangriffskrieg der Roten Armee dehnt sich die zweite Welt aus von Wladiwostok bis Berlin, Hauptstadt der DDR. Ein Sonderfall entsteht in Südosteuropa: Titos Partisanen vertreiben die italienischen und deutschen Besatzer überwiegend aus eigener Kraft und Jugoslavien sowie Albanien entziehen sich dem direkten militärischem Einfluss des „Ostblocks“. 
 
Zum Hintergrund Titoismus
Während des zweiten Weltkrieges gelang es den kommunistischen Partisanen Jugoslawiens unter der Führung Titos, sich gegen die Besatzer und die mit ihnen verbündete faschistische Ustascha-Bewegung aus Kroatien durchzusetzen. Dabei wurde er erst nach der Konferenz von Teheran durch die Alliierten unterstützt. Vor allem in Serbien kämpften sie gegen die zunächst kollaborierenden Tschetnik-Freischärler. Die Volksbefreiungsarmee (Narodnooslobodilačka vojska/armija), wie die Partisanen sich nannten, konnte sich als politisch einflussreichste Gruppe etablieren. Während des Widerstandskampfes wurde Tito zum Marschall ernannt und stand ab dem 29. November 1943 an der Spitze des Antifaschistischen Rates der Nationalen Befreiung (AVNOJ), der eine provisorische Regierung bildete und weite Teile des besetzten Landes kontrollierte.
Seit Ende 1944 übte der Antifaschistische Rat die Macht in ganz Jugoslawien aus. Er wurde auch von den Alliierten anerkannt und vor allem vom britischen Premier Churchill unterstützt. Bereits während des Krieges zielte Titos Diplomatie darauf ab, ein Gleichgewicht zwischen den Westmächten und der Sowjetunion zu halten.

Tito , Nehru, Nasser und andere bilden nach Kriegsende den losen Verbund der „Blockfreien“ , der nach der Entkolonisierungswelle, die auf den zweiten Weltkrieg folgt, in der Vollversammlung der Vereinten Nationen (UNO) bald eine Mehrheit hat, die freilich durch den Sicherheitsrat ausgebremst werden kann. Die meisten dieser blockfreien Länder gehören zur „dritten Welt“. Wie aber ist es mit Jugoslawien?
Man ist versucht zu sagen: sowohl, sowohl als auch !
Jugoslawien grenzt an die erste (Italien, Österreich, Griechenland) Welt und an die zweite Welt (Ungarn, Rumänien, Bulgarien) auf dem Land und hat eine lange Mittelmeerküste, was auch direkte Schiffsverbindungen über internationale Gewässer mit dem Rest der Welt ermöglicht. Außenpolitisch verbunden mit den Blockfreien, durch jugoslawische Gastarbeiter ökonomisch und alltagskulturell verbunden mit Ländern wie Deutschland, Österreich und Italien, und „ideologisch“ - innenpolitisch wie ein Land der zweiten Welt geprägt durch die Staatspartei des Bunds der Kommunisten Jugoslawiens. Gleichzeitig ist Jugoslawien im Inneren ein Vielvölkerstaat , selber eine Union südslavischer Republiken mit Betonung der Arbeiterselbstverwaltung. Zorans Kindheit ist wohl (in einer noch ununtersuchten Mischung) von den Eigenarten des Lebens in den 3 jugo Welten beeinflusst. Und dann kommt ´68. Er ist 16. In Neu-Belgrad ...

Als Truppen des Warschauer Militärpaktes (auch die Nationale Volksarmee der DDR) im Sommer 1968 (summer of love !) gegen den anhaltenden „Prager Frühling“ in die Tschechoslowakei einmarschieren, massiert Tito die jugoslawischen Streitkräfte an der langen Grenze zur „zweiten Welt“ : anders als beim Vorstoß nach Prag würde ein Überschreiten dieser Grenze Krieg bedeuten. Mit offizieller Billigung entstehen spontan überall in Jugoslawien Graffiti (gegen die Okkupation und für den Sozialismus mit menschlichem Antlitz) & make love, not war !
GIBT ES EINE DOKU SOLCHER GRAFFITI ?
  • die Jugend auf beiden Seiten der Adria erlebt diese Zeit wohl ziemlich ähnlich.
Mit Ausnahme des Demonstratonsverbots hinter dem östlichen Ufer . . .
Dragomir Olujić: »Unsere Bewegung war pro-jugoslawisch«
Dragomir Olujić zählte zur Kerngruppe der Protagonisten der jugoslawischen Studentenbewegung. Er wurde 1948 in der Vojvodina geboren. Olujić begann 1967 in Belgrad Politische Wissenschaften zu studieren. Nach den Protesten im Juni 1968 engagierte er sich in der studentischen Neuen Linken und wurde dabei mehrmals verhaftet. In den späten 1980er  und während der 1990er Jahre engagierte sich Olujić in der antinationalistischen Opposition gegen den Krieg. Heute lebt er als freier Journalist in Belgrad.
Das Interview wurde am 22. 6. 2007 in Belgrad von Boris Kanzleiter für grundrisse (Wien) geführt.

Was ist am 2. Juni 1968 genau passiert, als der Protest an der Belgrader Universität ausbrach?
Ganz in der Nähe der großen Studentenwohnheimanlage in Novi Beograd, der so genannten Studentenstadt (Studentski grad), war damals eine Jugendarbeitsbrigade untergebracht, die dort am Bau der Autobahn Belgrad – Zagreb arbeitete. In diesen Tagen wurde die so genannte »Karawane der Freundschaft« vorbereitet. Das war eine Musikveranstaltung, bei der verschiedene Sänger auftraten. Das Konzert tourte durch ganz Jugoslawien. Die Organisatoren der »Karawane der Freundschaft« hatten für den Abend des 2. Juni ein Konzert in der Studentenstadt geplant, bei dem sich Studenten und die Mitglieder der Jugendbrigade gemeinsam vergnügen sollten. Aber dazu sollte es nicht kommen. Der Wetterbericht hatte für den Abend Regen angekündigt. Die Organisatoren haben das Konzert in den Kinosaal der »Arbeiteruniversität« verlegt, die sich ganz in der Nähe befand. Aber dort hatten viel weniger Leute Platz. Die Gratiskarten wurden nur an die Mitglieder der Arbeitsbrigade verteilt. Die Studenten wurden nicht über die Änderung des Programms informiert. Als am Abend viel mehr Leute auf das Konzert wollten als dort Platz war, begann am Eingang des Kinosaales eine Schlägerei. Eine oder zwei Polizeipatrouillen kamen. Aber sie konnten das Handgemenge nicht beenden. Ganz im Gegenteil: die Rauferei wurde immer heftiger. Mittlerweile ging es gar nicht mehr um das Konzert. Das Problem war jetzt, dass die Polizei brutal auf die Studenten einschlug, ohne irgendwelche Unterschiede zu machen. Das wurde auch im Radio der Studentenstadt bekannt gegeben. Die Leute waren empört. Immer mehr Studenten gingen auf die Straße. Ein mittlerweile angerückter Wasserwerfer der Polizei wurde gekidnappt. Die Polizei zog sich etwas zurück und positionierte sich an einer Bahnunterführung, wo sie weiter verstärkt wurde. Diese Unterführung war das Nadelöhr durch das man gehen musste, wenn man in Richtung Innenstadt wollte. Als die Studenten dort ankamen, griff die Polizei erneut sehr brutal mit Schlagstöcken an. Daraufhin zogen wir uns um etwa ein Uhr oder halb zwei nachts in die Studentenstadt zurück und begannen damit, Versammlungen abzuhalten, welche bis zum frühen Morgen dauerten.
Auf diesen spontanen Versammlungen entwarfen wir unsere ersten Forderungskataloge, das so genannte »Drei plus Vier Programm« oder »Proglas« (Aufruf). Eine Forderung war natürlich, dass sich die Polizei zurückziehen soll und wir friedlich in der Innenstadt demonstrieren können. Wir wollten vor dem Parlament eine Stellungnahme der Regierung zum brutalen Polizeieinsatz fordern. Am Vormittag des 3. Juni machten wir dann tatsächlich den zweiten Versuch einer Demonstration in der Innenstadt. Aber an der Bahnunterführung waren jetzt massive Polizeieinheiten stationiert. Sie standen so dicht, dass keine Nadel auf den Boden hätte fallen können, wie man so schön sagt. Dort war auch Veljko Vlahović, einer der führenden Parteiideologen in dieser Zeit. Er genoss auch unter den Studenten großes Ansehen, hatte er doch als Internationalist im Spanischen Bürgerkrieg gekämpft. Während des Zweiten Weltkriegs war er Chef des »Radio Jugoslawien«, das von Moskau aus in das von Deutschen besetzte Jugoslawien sendete. Vlahović war ein Mythos. Neben Vlahović war auch Miloš Minić dort, einer der führenden serbischen Politiker der Zeit. Neben ihnen standen auch noch der Bürgermeister Branko Pesić sowie andere Politiker. Mit diesen Funktionären begannen die Sprecher der Demonstration zu verhandeln. Auf Seiten der Studenten führte Vladimir Mijanović das Wort. Ein junger und militanter Typ aus der Herzegowina. Er hatte alle diese harten Eigenschaften, welche mit den Bewohnern dieses Landstriches verbunden werden. Die Politiker boten uns an, dass wir eine Delegation in das Parlament schicken könnten. Aber damit hatten wir schon Erfahrung. Eine solche Delegation würde ein paar Stunden lang von einem Büro ins nächste geführt und dort von drittklassigen Funktionären abgespeist werden. Am Ende des Tages wäre dann praktisch nichts passiert. Die Delegation der Studenten insistierte daher auf die Demonstration. Und wieder war die Reaktion der Polizei ein brutaler Übergriff. Die Polizisten schlugen einfach auf alle ein, die sie erwischen konnten. Selbst Miloš Minić wurde verprügelt, als er sich schützend vor eine junge Frau stellte. Viele Polizisten waren aus der Provinz herangekarrt worden und kannten die Politiker nicht. Minić wurde so zum »Kollateralschaden«, wie man das heute wohl nennen würde.
In der Zwischenzeit hatten sich aber auch an den Fakultäten in der Innenstadt viele Studenten versammelt. Ein Streik mit der Dauer von sieben Tagen wurde proklamiert. Diese zeitliche Beschränkung haben wir ganz bewusst vorgenommen. Wir hatten ja schon gewisse Erfahrungen, und vor allem Vladimir Mijanović war ein geborener Organisator, der wusste, dass wir die Energie, welche der Streik erforderte, nicht auf lange Dauer aufbringen konnten. An jeder Fakultät wurden Aktionsausschüsse gebildet. Aber das Zentrum des Streiks war an der Philosophischen Fakultät. Rund um diese Fakultät mit ihrem wunderschönen Innenhof lagen noch eine Reihe anderer Fakultäten. Von der Philosophischen Fakultät gingen die Impulse auf die anderen Fakultäten aus. Nur um ein Beispiel zu nennen: Ich studierte an der Fakultät für Politische Wissenschaften. Milojko Pantić, später ein berühmter Sportkommentator, war an der Philosophischen Fakultät, als dort der Schauspieler Stevo Žigon einen Monolog des Robespierre aus Büchners »Dantons Tod« über die Verkommenheit des Adels rezitierte, und diese mit Anspielungen auf die Parteibürokratie in Jugoslawien spickte. Pantić hörte wie alle anderen ganz begeistert Stevo Žigons »Robespierre« an. Dann wiederholte er dieses Schauspiel selbst in der Fakultät für Politische Wissenschaften. Die Studenten waren ganz aus dem Häuschen. Viele kannten aber Büchner, das Drama und diesen Monolog überhaupt nicht. Sie dachten, es wäre Pantićs Dichtung!
In der Philosophischen Fakultät wurde ein »Konvent« abgehalten. Nicht zufällig erinnert das Wort an die Französische Revolution. Jeder konnte dort Reden halten. Redner und Publikum waren in einem konstanten Dialog. Es wurde Bravo gespendet, applaudiert, gepfiffen und gebuht, je nachdem wie dem Publikum die Rede gefiel. Auf diesem »Konvent« sind historische Dinge geschehen. Die Professoren der Philosophischen Fakultät haben aus dem Stegreif Reden gehalten und die politische Situation analysiert. Einige dieser brillanten Reden wurden später in der Zeitung »Student« veröffentlicht. Geführt wurde der Konvent von Dragoljub Mićunović, der dabei sein außerordentliches Talent für die Politik zeigte.
Wie habe ich das alles persönlich erlebt? Ich habe an der Fakultät für Politikwissenschaften studiert. Ich hatte schon einige politische Erfahrung gesammelt, aber ich war erst im ersten Studienjahr und neu an der Universität. Während des Streiks war ich in einer Brigade, die außerhalb der besetzten Fakultäten Essen besorgen sollte. Das war gar nicht so leicht, denn um die Fakultäten standen überall Polizeikordone. Hinter den Polizeiabsperrungen standen viele neugierige Beobachter, einfache Bürger. Mit unserer Brigade sind wir aus der Philosophischen Fakultät über die Hausdächer der umliegenden Gebäude regelmäßig aus der Umzingelung entwischt. In den Geschäften der Innenstadt haben uns viele Leute gratis mit Lebensmittel und Getränken versorgt, die wir dann in die Fakultät gebracht haben. Mit einem Bäcker hatten wir zum Beispiel die Vereinbarung, dass er uns immer zu einer bestimmten Uhrzeit an einem bestimmten Platz erwartet und mit Brot, Burek und Joghurt versorgt. Ein anderer Bäcker gab uns jedemenge Baklava.
Aus den spontanen Protesten in der Nacht vom 2. zum 3. Juni wurde innerhalb weniger Studenten eine organisierte politische Bewegung. Was waren die zentralen Forderungen?
Am zweiten Tag des Streiks wurde an der Philosophischen Fakultät ein »Politisches Aktionsprogramm« entworfen, das dann auch von allen anderen Fakultäten angenommen wurde. Auch wenn heute oft andere Dinge behauptet werden, zeigt der Text doch deutlich, dass an erster Stelle die sozialen Forderungen standen. Vor allem ging es um eine Revolte gegen die »Rote Bourgeoisie«, so nannten wir die Parteibürokratie. Wir haben gegen Arbeitslosigkeit demonstriert, welche sich damals in Jugoslawien immer weiter ausbreitete und vor allem die Jugend betraf. Wir wollten die Abschaffung aller Privilegien. Wir forderten auch die Ausweitung der Selbstverwaltung und mehr Kompetenzen für die Arbeiterräte. Der zweite Forderungskomplex setzte sich aus politischen Forderungen zusammen. Zum ersten Mal wurden in der Öffentlichkeit gewisse Formen der Pluralisierung des politischen Systems gefordert. Es wurde zwar noch nicht von einem Mehrparteiensystem gesprochen, aber das wäre eine Konsequenz aus der Erfüllung der Forderungen gewesen. Die ganze Tendenz der Forderungen ging in die Richtung von mehr Partizipation im politischen System, der Kultur und so weiter. Ein dritter Forderungsbereich kreiste um das Problem der Medien. Wir forderten Pressefreiheit. Die Medien standen in dieser Zeit sowohl unmittelbar als auch mittelbar unter Parteikontrolle, was natürlich einer Zensur der Presse gleichkam. Zum Beispiel wurden während des Streiks zwei Sonderausgaben des »Student« verboten. In diesem Fall gelang es uns aber, die Zensur zumindest teilweise zu umgehen. In der Druckerei arbeitete der Vater des Studentenaktivisten Milan Nikolić. Die Arbeiter in der Druckerei waren auf unserer Seite. Sie haben – ohne das Wissen der Geschäftsführung – einen großen Teil der Auflage in unsere Hände geleitet, selbst wenn die Verbreitung verboten war. Andere Forderungen bezogen sich auf den Polizeieinsatz. Wir forderten die Bestrafung der verantwortlichen Funktionäre. Ein letztes Segment der Forderungen zielte auf die Reform der Universität und ihre Demokratisierung. Aber auch hier war die soziale Dimension stark. Es wurde die Förderung der Studenten aus Arbeiter- und Bauernfamilien gefordert. Denn Studien hatten schon vor dem Streik gezeigt, dass sie, gegenüber Studenten aus Familien von Verwaltungsangestellten, Akademikern und Funktionären, wesentlich schlechtere Studienmöglichkeiten hatten. Es ging als um Chancengleichheit durch die Verbesserung von Stipendien und Krediten für Studenten aus Arbeiter- und Bauernfamilien.
Der Streik der Studenten im Juni 1968 war die erste offene und massenhafte Protestbewegung in Jugoslawien nach der Konsolidierung der Macht der Kommunisten nach dem Zweiten Weltkrieg. Wie hat die Parteiführung auf die Ereignisse reagiert?
Es gab ganz unterschiedliche Reaktionen. Der Präsident des Universitätskomitees des Bundes der Kommunisten, Žarko Bulajić, ein Professor an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, stand praktisch ohne Einschränkungen auf der Seite der Studenten. Ganz anders dagegen der Rektor Dragan Ivanović. Er hätte uns am liebsten standrechtlich erschossen. Und das hat er öffentlich gesagt. Es ist sehr interessant, die Reaktionen der einzelnen Leute im Zusammenhang mit ihrer Biografie zu sehen. Dragan Ivanović war schon bei den Partisanen im Zweiten Weltkrieg als harter Brocken und arroganter Kerl bekannt. Vom Typus her war er ein stalinistischer Kommissar. Er war Physikprofessor. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten kann man sehen, wie er von einem dogmatischen »Dialektischen Materialismus« geleitet wurde. Aber dann gab es zum Beispiel Svetozar Vukmanović Tempo. Er war einer der talentiertesten operativen Kader der Kommunistischen Partei vor dem Krieg und bei den Partisanen. Im Krieg war er ein enger Vertrauter Titos. Vor, während und nach dem Krieg übernahm er wichtige operative Arbeiten. Zum Beispiel das Drucken und die Verbreitung der Parteizeitung »Proleter« in der Illegalität. Im Krieg war er so etwas wie ein jugoslawischer Che Guevara. Im Grunde verfolgte er eine »fokistische« Strategie, so wie sie später die kubanischen Revolutionäre propagierten. Tito hat Tempo beispielsweise nach Tuzla in Bosnien geschickt, um dort den Partisanenaufstand zu organisieren. Dann wurde Tempo nach Makedonien, Griechenland und Albanien geschickt. Überall hatte er die Aufgabe, die Partisanen zu organisieren. Dieser Svetozar Vukmanović Tempo – mittlerweile Chef der jugoslawischen Gewerkschaften – wurde von seinem Sohn während des Streiks im Juni 1968 gefragt, was er machen solle. Tempo antwortete ihm, er solle zu seinen Kommilitonen gehen. Tempo verfolgte den Streik sehr genau und bezog dazu auch Position. In der Parteiführung war er derjenige, der das größte Verständnis für uns zeigte. Er sagte zu seinen Genossen, dass es vor allem die Fehler der Partei gewesen seien, welche zum Streik geführt hätten. Viele andere Spitzenpolitiker wie der Slowene Edvard Kardelj oder der serbische Funktionär Stevan Doronjski forderten dagegen den Einsatz der Panzer. Ich denke, die dominante Stimmung in der Führung war zumindest am Beginn des Streiks eher dahingehend gerichtet, repressive Maßnahmen gegen die Studenten  zu ergreifen. Aber Tito hat am Ende anders entschieden.
Der Protest gewann schnell eine jugoslawische Dimension. Nur einen Tag nach dem Ausbruch der Bewegung in Belgrad kam es auch in Zagreb, Sarajevo und Ljubljana zu Aktionen der Studenten. Wie sahen die Beziehungen zwischen den Studenten in den unterschiedlichen Städten aus?
Es gab, ganz unabhängig vom Streik, eine relativ entwickelte Kommunikation zwischen den Studenten der verschiedenen Republiken. Zum Beispiel studierten viele Jugendliche aus Split an der Dalmatinischen Küste in Kroatien an der Belgrader Universität. (So auch Dragan Mistric) Studenten aus Belgrad studierten in Ljubljana und so weiter. Es war einfach so, dass einige Fakultäten in Ljubljana besser waren als beispielsweise in Belgrad. Viele Architekturstudenten sind an die Universität in Ljubljana gegangen, weil diese Fakultät dort auf Weltniveau war. Elektrotechnik war dagegen in Belgrad stark, Physik in Zagreb. Es gab also schon aufgrund dieser Mobilität der Studenten enge Verbindungen zwischen den Städten. Ab 1961 gab es auch eine andere Dimension. Damals kam es bei einer Demonstration gegen die Ermordung von Patrice Lumumba in Belgrad zu Auseinandersetzungen zwischen Studenten und der Polizei. Danach wurde auch auf politischer Ebene der Kontakt zwischen den Universitäten verstärkt. Ein erster Höhepunkt waren die Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg im Dezember 1966, welche mehr oder weniger zeitgleich in den verschiedenen Universitätszentren stattfanden und in Belgrad wieder zu Auseinandersetzungen mit der Polizei führten. Nach diesen Demonstrationen wurde es völlig normal, dass Studenten aus den verschiedenen Städten an Veranstaltungen in jeweils einer anderen Stadt teilnahmen. Nur Skopje blieb aus irgendeinem Grund außen vor. Vor allem nach dem Juni 1968 wurde diese Kommunikation immer intensiver. Wir sind immer in Gruppen von einem Dutzend Leuten in andere Städte gefahren und haben dort andere studentische Aktivisten getroffen. Bei diesen Treffen wurde natürlich immer viel gefeiert.
Um konkret beim Juni 1968 zu bleiben: Während des Streiks wurden Delegationen von Studenten aus Belgrad in andere Städte geschickt. Aus anderen Städten kamen Delegationen nach Belgrad. 
Die konkreten Forderungen im Juni 1968 waren stark auf die Probleme in Jugoslawien ausgerichtet. Aber die Proteste hatten auch ihren globalen Kontext. Welchen Einfluss übten die internationalen Studentenproteste der Zeit aus?
Wir hatten hier in Jugoslawien eine Gruppe von kritischen Philosophen, die schon auf einem Kongress in Bled 1960 die so genannte »Widerspiegelungstheorie« des dogmatischen Sowjetmarxismus verworfen haben. Zur Sommerschule auf der Adriainsel Korčula kamen seit 1963 Philosophen aus der ganzen Welt, nicht nur Marxisten – Herbert Marcuse, Erich Fromm, Jürgen Habermas und viele andere. 1964 begann die Zeitschrift »Praxis« zu erscheinen, in der Erich Bloch, Georg Lukács und andere, international angesehene und undogmatische Marxisten publizierten. Von »Praxis« aus begann ein neues, modernes soziales Denken auch in andere Zeitschriften einzudringen. Zum Beispiel in »Pogledi« aus Sarajevo, »Pregled« aus Split und »Naše teme« aus Zagreb, was sogar ein Parteiorgan war. Gemeinsam mit diesen Zeitschriften sind auch wir Studenten aufgewachsen. Viele von uns sind auch auf die Sommerschule auf Korčula gefahren. Das war eine richtige Kommune. Tagsüber wurde gearbeitet und diskutiert, abends und nachts gefeiert.
Informationen über die weltweiten Ereignisse haben wir einerseits über die Presse bekommen, die breit über die internationalen Proteste berichtete. Andererseits gab es aber auch direkte internationale Kontakte. Unsere Professoren aus der »Praxis«-Gruppe sind beispielsweise viel im Ausland unterwegs gewesen. Sie haben immer Koffer voller Bücher mit linker Literatur zurückgebracht. Als die Proteste in Berkeley, Berlin und so weiter begannen, reagierten wir natürlich darauf. Es entstand eine Atmosphäre, in der es ganz normal erschien, dass so ein Protest auch hier beginnen müsste. Als der Chefredakteur des »Student« kurz vor dem Streik in einer Kolumne die Frage stellte: »Bereiten die Studenten noch etwas anderes vor als die Prüfungen?«, war das nicht bloß ein Zufall.

(In der Tschechoslowakei waren Studentenproteste der Auslöser für die Ablösung der autoritären Staatsführung:

aus wikipedia „Prager Frühling“

Führungswechsel in der KPČ

Am 31. Oktober 1967 protestierten Studenten gegen die Zustände in ihren Wohnheimen. Staats- und Parteichef Antonín Novotný ließ die Proteste gewaltsam auflösen, was ihm im Zentralkomitee jedoch massive Kritik eintrug. Auch der Kreml, an welchen Novotný sich darauf wandte, gab ihm zu verstehen, dass er nicht mit Hilfestellung aus Moskau rechnen könne, vielmehr mit seinen Problemen selbst fertig werden solle. Zu Jahresbeginn 1968 entluden sich die jahrelangen Spannungen zwischen dem linksdogmatischen und dem reformerischen Flügel der KPČ. Auf dem so genannten Januartreffen des Zentralkomitees der KPČ am 4. Januar 1968 wurde Novotný als 1. Sekretär der KPČ vom 1. Sekretär der Kommunistischen Partei der Slowakei, dem Reformer Alexander Dubček abgelöst
Es versteht sich, dass auch die Belgrader Führung Bewegungen in der Studentenschaft im eigenen Land aufmerksam beobachtete. Dies wirkt sich im Leben von Zoran Djindjic aus.)

Durch sein Charisma und seine auf Ausgleich zielende Politik (eine Parallele?) erwarb Tito sich auch außerhalb Jugoslawiens besonderes Ansehen. Er war einer der angesehensten Vertreter der blockfreien Staaten.
Innenpolitisch verfolgte Tito weiterhin einen autoritären Regierungsstil,
obwohl es nach der Absetzung des Sicherheitschefs Aleksandar Ranković 1966 zu einer deutlichen Liberalisierung der jugoslawischen Gesellschaft kam, die sich z. B. in einer relativen Freiheit von Kunst und Kultur ausdrückte. Den Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die ČSSR 1968 verurteilte Tito scharf, was sein Image im westlichen Ausland zusätzlich verbesserte. Im Jahr 1971 wandte er sich gegen nationalistische Demonstrationen in Kroatien. Auf diesen so genannten Kroatischen Frühling reagierte Tito mit Massenverhaftungen, da er den Kern des jugoslawischen Sozialismus, die „Brüderlichkeit und Einheit“ (Bratstvo i Jedinstvo) angegriffen sah. Die Ereignisse führten dazu, dass Jugoslawien 1974 auf Initiative Titos eine neue Verfassung erhielt, die den Föderalismus stärker betonte. Dies war, neben einer neuen Aufteilung der erwirtschafteten Devisen, eine der Forderungen des Kroatischen Frühlings gewesen. Gleichzeitig wurde durch die Verfassung von 1974 die Stellung des Staatspräsidenten gestärkt, da Tito uneingeschränkte Vollmachten als Staatsoberhaupt auf Lebenszeit eingeräumt wurden. Die neue Verfassung legte ausdrücklich fest, dass der Staatspräsident keinem anderen staatlichen Organ gegenüber politisch oder rechtlich verantwortlich war.
Und in diesem Ambiente macht Zoran einige Jahre nach den großen Studentenbewegungen „des Westens“ die ersten selbständigen studentenpolitischen Schritte)

Zoran Đinđić wurde 1952 als Sohn eines serbischen Offiziers in Bosanski Šamac in Bosnien geboren. 1966 zog die Familie um nach Neu-Belgrad. Er gewöhnt sich schnell an die neue Umgebung mit den kulturellen Angeboten der "Studentenstadt" (einem großen Wohnheim).


Als Philosophiestudent ab 1971 an der Universität Belgrad begann er mit seinem politischen Engagement.
(DIES FINDET ANFANG DER 70er Jahre statt) 1974 Abschluss des Grundstudiums. Er  organisierte studentische Protestaktionen. Sein Auftreten war antiautoritär mit humorvollen Zügen. Das machte es den staatlichen Organen zunächst auch schwer, offen repressiv einzuschreiten...
Zoran Đinđić wurde schließlich zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verurteilt, weil er mit anderen Studenten  (auch aus Kroatien und Slowenien) eine unabhängige / oppositionelle Studentengruppe gründen wollte. Vgl. den Film 2005 ( Eine Idee war, den Studentenbund praktisch in eine politische Oppositionspartei zu transformieren, so Dragomir Olujić 2007 s.o. )
Nach seiner Haftentlassung 1974 galt er als vorbestraft. Nach seinen eigenen Angaben begann er 1975 ein Aufbaustudium in Belgrad. Er bewarb sich auch um eine Stelle als Lehrer. Das begonnene Arbeits-/Ausbildungsverhältnis wurde aber unter Hinweis auf seine Vorstrafe bald wieder aufgelöst.
Ende 1977 kam er nach Deutschland und setzte 1978 sein Aufbaustudium an der Universität Konstanz fort. Er stellte 1979 seine Doktorarbeit in Philosophie fertig.
Sie trägt den Titel Marx’ kritische Gesellschaftstheorie und das Problem der Begründung. (Tito lebt noch und ist aktiv bis zum Ende dieses Jahrs 1979, muss Anfang 1980 amputiert werden und stirbt im Mai 1980.) Bei der Vorbereitung eines features aus Anlass des 10 Jahrestags der Ermordung durch den Belgrader Sender B92 wird die Frage aufgeworfen, ob die Doktorarbeit von bleibendem Wert sei. Wir werden dies im Kurs diskutieren. Am besten mit verteilten Rollen Pro und Kontra.
Zoran Djindjic bekommt ein post doc Stipendium und publiziert. Bei der Buchvorstellung seines Werks JUGOSLAWIEN ALS UNVOLLENDETES LAND lernt er seine spätere Frau kennen.

Rückkehr von D in die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien

1989 kehrt Dr. Đinđić in ein zerfallen(d)es Jugoslawien (10 Jahre nach Diss. & nach Tito) zurück,
er wird an der Universität in Novi Sad (an der Donau in der Vojvodina, autonome Provinz Serbiens)  lehren, und er gründet mit anderen serbischen Dissidenten die Demokratische Partei. 1990 wurde er Parteivorsitzender und im gleichen Jahr ins serbische Parlament gewählt. (1991 beginnt der innerjuguslawische Krieg; Serbien ist 1989 noch eine Teilrepublik im Jugoslawien der sechs südslawischen sozialistischen Republiken, wie Slowenien, Kroatien, Bosnien/Herzegovina, Montenegro und Makedonien.)Nach den von der serbischen Regierung annullierten Kommunalwahlen im November 1996 kam es zu massiven Protesten, worauf der Wahlsieg der Opposition doch anerkannt wurde. Đinđić wurde Belgrads erster nicht-kommunistischer Bürgermeister seit dem Zweiten Weltkrieg. Nach Konflikten mit seinen Bündnispartnern um den Nationalisten Vuk Drašković wurde er vom Belgrader Stadtrat Ende September 1997 wieder abgewählt. 1996/97 gab es wieder eine Studentenbewegung in Belgrad,
Bei den jugoslawischen Präsidenten- und Parlamentswahlen im September 2000 wirkte er als Wahlkampfleiter des aus 18 Parteien bestehenden Bündnisses Demokratische Opposition Serbiens (DOS). Nach dem Sturz des Milošević-Regimes führte er das Bündnis zu einem überwältigenden Sieg bei den Wahlen zum serbischen Parlament im Dezember 2000.
Im Januar 2001 (12 Jahre nach seiner Rückkehr) wurde er zum serbischen Ministerpräsidenten gewählt. Als westlich orientierter Politiker stand er im stetigen Konflikt sowohl mit den alten kommunistischen Kräften als auch mit den Nationalisten, mit denen er zusammenarbeiten musste. Feinde machte er sich auch durch seinen Kampf gegen Korruption und das organisierte Verbrechen in Serbien sowie die Auslieferung von Slobodan Milošević im Jahre 2002 an das Den Haager Kriegsverbrechertribunal und das an Carla Del Ponte gegebene Versprechen der Auslieferung von Ratko Mladić.[1]
In den etwas mehr als 2 Jahren seiner Regierung kommt es in Serbien noch nicht zu einer Verbesserung der "Alltagsökonomie". Serbien fällt im materiellen Leben hinter Slowenien (EU-Beitritt dann 2004) und Kroatien (Wiederbelebter Tourismus / EU ab Sommer 2013) zurück.

Tod

Das Versteck des Schützen
Am 12. März 2003 wurde Zoran Đinđić in Belgrad durch von Scharfschützen abgegebene Schüsse in Bauch und Rücken ermordet. Der Schütze hatte sich etwa 180 Meter entfernt am rückwärtigen Fenster eines Gebäudes auf die Lauer gelegt, um in den Innenhof schießen zu können.[2] Auch der Leibwächter von Đinđić wurde schwer verletzt. Als Đinđić ins Krankenhaus eingeliefert wurde, war bereits kein Puls mehr feststellbar. Nach seinem Tod wurde in Serbien der Ausnahmezustand verhängt, um der Exekutive mehr Möglichkeiten bei der Verfolgung der Täter zu geben, die man im Dunstkreis ehemaliger Milošević-Getreuer und dem so genannten Zemun-Clan vermutete. Insgesamt wurden 7000 Personen verhaftet, von ihnen blieben 2000 für längere Zeit in Gewahrsam.
Als Haupttäter wurde am 25. März Zvezdan Jovanović, Vizekommandant der „Roten Barette“, festgenommen. Wenig später fand man die Tatwaffe, ein Gewehr Heckler & Koch G3, anhand dessen der Täter schließlich überführt werden konnte.[3]
Ende 2003 begann der Prozess gegen insgesamt 13 Verdächtige vor einem Belgrader Spezialgericht. Am 2. Mai 2004 stellte sich auch der mutmaßliche Drahtzieher Milorad „Legija“ Ulemek, Kommandant der „Roten Barette“. Er ließ sich in der Nähe seines Hauses in einem Belgrader Vorort festnehmen. Am 3. Juni 2006 wurde ein wichtiger Zeuge bei Belgrad ermordet aufgefunden. Laut Berichten serbischer Medien hatte er bei seiner Aussage, die 2004 unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden hatte, Slobodan Miloševićs Sohn Marko belastet.[4]
Ulemek und Jovanović wurden am 22. Mai 2007 wegen „Verbrechen gegen die Verfassungsordnung“ zu Freiheitsstrafen von jeweils 40 Jahren verurteilt. Nach Auffassung des Gerichts hatte Ulemek die Rolle des Koordinators, während Jovanović, der im Laufe des Prozesses sein ursprüngliches Geständnis widerrufen hatte, der Todesschütze war. Zehn weitere Angeklagte, von denen fünf flüchtig waren, wurden zu Freiheitsstrafen zwischen acht und 35 Jahren verurteilt. Die Hintermänner blieben weiterhin unbekannt.[5]
Im Berufungsverfahren reduzierte der Oberste Gerichtshof in Serbien am 29. Dezember 2008 die Strafen für drei Mitangeklagte, die Urteile gegen die Haupttäter bestätigte er in vollem Umfang:[6] u. a. je 40 Jahre Haft für Milorad „Legija“ Ulemek (Drahtzieher) und Zvezdan Jovanović (Schütze). Ulemek war Mitglied der „Tiger“-Miliz unter Führung des berüchtigten Milizenchefs „Arkan“, die während der Jugoslawienkriege zahlreiche Verbrechen beging. Später führte er die Polizei-Sondereinheit „Rote Barette“ an, die unter der Führung des ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Milošević entstanden war.
Zwei der jahrelang flüchtigen Mörder, Sretko Kalinić und Milos Simović, wurden im Juni 2010 gefasst.[7]
Im Februar 2011 wurde im spanischen Valencia Vladimir M., ein Drahtzieher des Mordes, gefasst. Er war in Abwesenheit zu 35 Jahren Haft verurteilt worden.[8]
Zoran Đinđićs Grab befindet sich auf dem Zentralfriedhof von Belgrad.[9]

Film

  • Djindjic – Ein Leben Dusan Velickovic (Dokumentation, D/SuM 2005) (Rezension)
    DEN SEHEN WIR UNS ZUM EINSTIEG AN

http://streaming.uni-konstanz.de/lectures/wintersemester-2012/20122-djundjic-mikeroth/

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Weblinks
 Commons: Zoran Đinđić – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Red Berets Disbanded, IWPR online, 27. März 2003
  2. Zeuge im Djindjic-Prozess getötet, Tages-Anzeiger online, 3. Juni 2006
  3. Hintermänner bleiben unerkannt, Kölner Stadt-Anzeiger, 23. Mai 2007
  4. Djindjic-Mörder – Urteile bestätigt, FOCUS Online, 29. Dezember 2008
  5. tagesschau.de vom 11. Juni 2010 (nicht mehr online verfügbar)
  6. Drahtzieher von Djindjic-Mord gefasst. In: Süddeutsche Zeitung. 10. Februar 2012, abgerufen am 13. Februar 2012 (deutsch).
  7. knerger.de: Das Grab von Zoran Đinđić

Flagge Serbiens
Ministerpräsidenten der Republik Serbien
der Teilrepublik Serbien (1991-2006):
Dragutin Zelenović | Radoman Božović | Nikola Šainović | Mirko Marjanović | Milomir Minić (kommissarisch) | Zoran Đinđić | Nebojša Čović (komm.) | Žarko Korać (komm.) | Zoran Živković | Vojislav Koštunica
der unabhängigen Republik Serbien (seit 2006):
Vojislav Koštunica | Mirko Cvetković | Ivica Dačić


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Von der Diss . den letzten Teil 141- 181 und bis zu Ende
Normativ / Lebenskunst
Ist Zoran „glokal“ (global / lokal) zu sehen ?



2 Kommentare:

Werbebanner hat gesagt…

Klasse Film, bin begeistert !

Raimund Samson kreativ hat gesagt…

Hallo! Die beiträge zum Thema Lebenskunst sind inhaltlich sehr komplex und diverse Thematiken einbeziehend - ich bin zufällig darauf gestoßen beim Posten eines Video-Interviews zum Thema Lebenskunst, das ich mit einer hamburger Philosophin führte. Hier der Link:
https://www.youtube.com/watch?v=fMX1oNPiy2g
Vielleicht können Sie etwas "damit anfangen"
herzlichen Gruß Raimund Samson
raimundsamsonkreativ.blogspot.de