Johann Gottfried (von) Herder (1744 – 1803)
Zusammen mit Christoph Martin Wieland, Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller sog. klassische „Viergestirn“ von Weimar
1769 Seefahrt von Riga Richtung Nantes (Roggen und Flachs)
Werke (Auszug): Abhandlung über den Ursprung der Sprache (1772), Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (4 Bd. 1784 – 1791), Briefe zur Beförderung der Humanität (1793 – 1797), Metakritik zur Kritik der reinen Vernunft (1799)
Herders Lebensphilosophie
Bruch mit dem (angeblichen) Primat der „Vernünftigkeit“ und „Verkopfung“ der Philosophie / Gelehrten / Rationalismus
Lebendige vs. Abstrakte Vernunft
Anregung des Geniekultes im Sturm und Drang
„Bei wem das Leben frei strömen und seine schöpferische Kraft entfalten kann, der gilt dort als Genie.“
„Leben“; alles ist Leben: Goethes Werther: „Ich finde überall Leben nichts als Leben…“
Safranski 2007, p. 21
Abgrund des Lebendigen: Unergründlichkeit, gewaltig, unvorhersehbar
„Natur“; schöpferisch und unheimlich
Neuinterpretation der Geschichte: Naturgeschichte als Entwicklungsgeschichte
Entwicklung = mineralische -> vegetative -> animalische Stufe
Vorstufen des Menschen
Mensch kann (und muss sich) selbst-bilden durch Intelligenz und Sprache; wirkt selbst als (zweite) Natur -> schafft Kultur (Mensch als Mängelwesen)
Kulturgeschichte = Naturgeschichte
Natur wirkt im Menschen und somit auch in der Kultur (Beförderung der Humanität)
Humanität = wahrhafte Realisierung der menschlichen Natur
Beförderung der Humanität ein dynamischer Prozess
Nicht linear, sondern mit Brüchen und Umbrüchen, Stößen und Revolutionen
Individualismus / Personalismus
Der Mensch ist ein Abstraktum, es gibt nur die Menschen
Jedes Individuum prägt das aus was der Mensch sein kann
Mensch muss die Natur (individuellen Lebenskeim) in sich spüren
und (in der Gemeinschaft) zur Entfaltung bringen (können)
Gemeinschaft eine Art größeres Individuum -> Geist,
„Volksgeister“ Safranski 2007 / 26:„Um diesen Volksgeistern auf die Spur zu kommen, hat Herder auf seiner Schiffsreise1769 den Plan gefasst, Voplkslieder und sonstige kulturelle Zeugnisse der Völker zu sammeln. Erwird ihn in die Tat umsetzen und damit den Romantikern Anstoß und Vorbild sein“
Herders Pariotismus war demokratisch und „multikulti“: keine Herrschaft eines Volkes über andere Völker, sondern „Garten der Vielfalt“ /p. 27, „wo die Volkskulturen in Abgrenzung, Austausch und wechselseitiger Befruchtung ihre jeweils besten Möglichkeiten entwickeln“.
Die Fragen in der Seminarsitzung bezogen sich zum einen auf Fichte.
Inwiefern entspricht der Begriff/Gedanke der "Natur" bei Herder (oder
in der Romantik) dem was Fichte das "Ich" und "Nicht-Ich" bezeichnet?
Meine eigene Frage war, wie das Wort "unheimlich" in Bezug auf Natur
zu verstehen sei. "Unheimlich" kann bedeuten unheimlich, gruselig,
gespentisch - also die gängige Bedeutung. Zum anderen könnte ich es
auch im eigentlichen Wortsinne verstehen, also un-heimlich. In diesem
Falle könnte unheimlich bereits den Drang/Zwang des Menschen
ausdrücken sich eine Kultur schaffen zu müssen und im gewissen Sinne
von der (natürlichen) Natur entfremdet ist und sich seine eigene Natur
schaffen muss. (Dieser Gedankengang scheint aber typisch abendländisch
zu sein --> vgl. Naturverständnis in der chinesischen Philosophie in
der Natur positiv konnotiert ist.)
Desweiteren war festzustellen dass es um die allgemeine Kenntnis von
historischen Daten der Geschichte Europas/Deutschlands nicht gut bestellt ist
1789
1791 Novalis besucht in Jena Schillers Vorlesungen
1793
1797 / 19. März
1798 Novalis in der Bergakademie Freiberg / Mentor Bergrat Carpentier und Tochter Julie -16.März ; Novalis stirbt 1801 (mit 29) verlobt mit Julie und im Nachlass: Heinrich von Afterdingen (rom. Romanfragment)
1804
1805 Schillers Tod
1813 Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Kechte -p.186
1814 Fichte stirbt an dem durch Verwundete der Befreiungskriege eingeschleppten Nervenfieber
1 Kommentar:
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Wolfgang.Schaffarzyk@uni-konstanz.de
Sein Ref. vom 21.4.08 liegt diesem post zugrunde.
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