Philosophieren mit Kindern? Was heisst das überhaupt? Können Kinder denn überhaupt philosophieren? Welche Virulenz in dieser letzten Frage steckt, zeigt sich schon daraus, dass, sollte sie negativ beantwortet werden, ich mit meinem Referat schon zu Ende wäre. Im positiven Fall müssen wir uns fragen, worum es sich hierbei genau handelt, inwieweit es Übereinstimmungen mit der tradierten akademischen Philosophie gibt, welche didaktischen Prinzipien gelten sollen und welches denn die Methoden einer Kinderphilosophie sind. Nicht zuletzt müsste man sich auch noch über die möglichen Themen einigen, die darin Platz finden sollten.
Ich erinnere mich noch an die Vorlesung von Jürgen Mittelstrass „Einführung in die Philosophie“. Auf die damals von einem Kommilitonen gestellte Frage, ob die neugierige, manchmal ätzende Fragerei der Kinder schon irgendetwas mit Philosophie zu tun hätte, war die Antwort negativ. Mindestens Kleinkindern würde das abstrakte Denken völlig fehlen, weshalb ihr neugieriges Fragen bei der Entdeckung ihrer Umwelt nicht mit Philosophie verwechselt werden dürfe.
Vor einigen Jahren weckte mich mein damals etwa fünfjähriger Sohn David mitten in der Nacht auf und fragte mich: „Du, Papa, warum sind denn gerade Mama und Du meine Eltern? Ich könnte ja auch bei irgendjemand anderem sein.“ Ich kriegte wohl kaum meine Augen auf, wobei dies nicht der einzige Grund war, weshalb ich keine pfannenfertige Antwort parat hatte. Ich habe ihn gefragt, ob er sich denn schon Gedanken dazu gemacht hätte. Den weiteren Verlauf des Gespräches kann ich nicht mehr genau rekapitulieren. Ich weiss nur noch, dass die Konklusion unserer Debatte war, dass wir ihn eben besonders lieb hätten und wir ihn uns deshalb so sehr gewünscht hätten. Dieser Schluss ist zwar aus argumentatorischer Sicht nicht einwandfrei, doch ich denke, David war damit zufrieden und ich konnte weiterschlafen.
Ich fragte Eva Zoller, ob denn diese Episode etwas mit Kinderphilosophie zu tun haben könnte. Sie meinte, dies könne sie nicht genau sagen, denn dies hänge davon ab, ob und in welchem Ausmass ich meinen Sohn manipuliert hätte. Wie sie dies denn meine, fragte ich zurück. Philosophieren mit Kindern verlange von den Erwachsenen, diese in ihren Gedanken und Phantasien als gleichwertige Partnerinnen und Partner wahrzunehmen. Philosophieren in diesem Sinne bedeute, eine spezifische pädagogische Haltung einzunehmen und somit einen Erziehungsstil annehmen, der Kindern viel zutraue und ihnen Mut mache, eigene (auch gedankliche) Wege zu gehen. Dabei gehe es nicht darum, sie einfach machen zu lassen, was sie wollten, sondern ihnen die Möglichkeit zu geben, herauszufinden, was für sie das Richtige sein könnte. Ziel soll es also sein, so schreibt es Eva Zoller auch in ihrem Aufsatz, dass Kinder und Jugendliche sowohl ihre rationalen als auch emotionalen Fähigkeiten entwickeln und erweitern, um sich damit auf achtsame und vernunftgeleitete Art ihren Platz im Leben zu erobern.
Als Hauptmethode für das Philosophieren mit Kindern hat sich die sokratische Mäeutik etabliert, wobei wir also darauf achten sollten, dass jene Gedanken, denen zur Geburt verholfen werden soll, nicht schon durch uns Erwachsene in die Gehirne der Kinder projiziert werden – eine Forderung, die selbst Sokrates bei seinen Gesprächen nicht immer befolgte. Eva Zoller wünscht sich nicht „Philosophie“ als Schulfach, sondern vielmehr Philosophie als didaktisches Prinzip, mit Hilfe dessen eine Art ABC oder Einmaleins des Philosophierens eingeübt werden könne. Als die grundlegendste dieser Techniken bezeichnet Eva das nicht wertende Vergleichen, mit dem man Unterschiede und Ähnlich-keiten herausarbeiten könne. Ich zitiere aus dem Buch „Die kleinen Philoso-phen“: „Mit dieser Technik üben wir, genauer und differenzierter wahrzuneh-men (auch die inneren Bilder, die Gedanken und Gefühle!) exakter und kriti-scher zu denken und zu sprechen, bewusster zu entscheiden und variantenreicher zu handeln.“ Dieses nicht wertende Vergleichen bräuchten wir sehr häufig und für alle drei Grundmuster des Philosophierens, die da wären:
1. Das in Frage stellen und Weiterfragen
2. Das Klären und Erklären von Begriffen
3. Das Begründen und Argumentieren.
Bezüglich des In-Fragestellens ergeben sich gerade bei Kindern in aller Regel keine Probleme. Sie sind in dieser Beziehung vielleicht sogar die natürlichsten Philosophen.
Bei der Klärung von Begriffen geht es um das Wesentliche einer Sache, um das, was sie eigentlich ausmacht, wobei die Abklärung, wie sich eine Sache nicht nur im Einzelfall, sondern im Allgemeinen verhält, ja gerade eine philosophische Angelegenheit ist. Wenn es zum Beispiel darum geht, Begriffe wie Stern – Planet – Erde – Welt zu klären, würden wir sie vorerst von den Kindern zeichnen lassen, dann vergleichen und die gefundenen Merkmale nach notwen-digen und zufälligen Eigenschaften sortieren. Nachdem Begriffsinhalt und Begriffsumfang in etwa geklärt sind, sollte es und leicht fallen, z.B. die folgen-den Fragen zu beantworten: Was ist bei diesen vier Begriffen gleich? Wann und wie benützen wir die Wörter? Gibt es Doppeldeutigkeiten (Erde als Planet – Erde als Material)? Dabei liegt es in der Sache der Natur, dass wir selten eine einzige gültige Antwort finden werden. Begriffsklärungen führten aber dazu, so meint Eva Zoller, zwar nie alles, aber doch mehr von einer Sache zu verstehen als zuvor.
Der dritte Punkt, das Begründen und Argumentieren, stehe vor allem im Zusammenhang mit Werten, mit Ethik und Moral. Der Hintergrund sei eben, dass erst gute Gründe unseren Standpunkten Halt und Festigkeit gäben und nur gut begründbare Behauptungen und Meinungen kritische Menschen überzeugen könnten.
Bei konsequenter Anwendung dieser Techniken wäre ein Ergebnis, dass Kinder lernten, kritisch zu sein und noch einen Gedanken mehr zu machen. Zudem ent-laste es uns von der vermeintlichen Pflicht, immer eine Antwort parat zu haben. Es ist somit auch eine Chance, wegzukommen von der Vorstellung: „Ich weiss es!“, hin zu der realeren Bedingung: „Wir fragen uns, wie es sein könnte“.
Nebst der sokratischen Mäeutik gibt es noch weitere methodische Möglichkei-ten, um mit Kindern ins philosophische Gespräch zu kommen, so z.B. Kinder-bücher oder –texte als Ausgangspunkt zu benützen, indem wir uns einige gezielte Fragen zu diesen überlegen. Andere Methoden wären Rollen- und Bewegungsspiele, Zeichnen, Malen, Collagen kleben, Tagträume oder Phanta-siereisen usw.
Bezüglich der Thematik sollten wir uns weitgehend an dieselben Fragen halten,
wie sie bereits Immanuel Kant formuliert hat und in den Disziplinen der Erken-ntistheorie, der Ethik, der Metaphysik und der Anthropologie verankert sind. Eva Zoller meint, wir sollten diese jedoch nicht nur allgemein abhandeln sondern uns bemühen, immer wieder den Bezug für uns als Einzelmenschen herzustellen.
Die Ausbildung von Kindergärtnerinnen, LehrerInnen und interessierten Eltern könne eine lohnende und dankbare Aufgabe für praktische Philosophen sein. Dass viele Vertreter der akademischen Philosophie bestreiten, dass Kinder bereits philosophieren könnten, stört Eva nicht besonders. Ein Punkt hat mich dann allerdings doch etwas stutzig gemacht: Früher, d.h. bis vor etwa zwanzig Jahren war das Thema „Kinderphilosophie“ kaum bekannt. Man darf sich des-halb mit Fug und Recht die Frage stellen, ob es das Ziel eines Philosophierens mit Kindern nicht auch sei, vorhandenen „Mitteln“, nämlich ausgebildeten PhilosophInnen einen „Zweck“, ein neues Betätigungsfeld zuzuweisen. Oder etwas anders gefragt: Wird damit nicht künstlich ein Bedürfnis geschaffen, dass ohne Zutun interessierter Kreise gar nicht vorhanden wäre?
Sollte dem wirklich so sein, wäre dies eine fatale Diagnose: In einer von vielen Philosophen kritisierten, von übersteigertem zweckorientierten Handeln geprägten Gesellschaft würde dann gerade durch Philosophen eine solche Entwicklung weiter gefördert.
-M.R.Einspruch: diese Kritik kritisiert den „höchsten Zweck“ Eigennutz/Profit
Was ich damit meine, möchte ich mit einem anderen Beispiel illustrieren: Ich war eigentlich bis vor einigen Jahren immer der Meinung, die Forschung würde nach Medikamenten suchen, um Krankheiten zu heilen oder zu lindern. Heute läuft dies, mindestens teilweise, anders herum, so absurd dies auch klingen mag. Man hat ein chemisches Mittel und sucht nach der passenden Krankheit, wogegen dieses eingesetzt werden könnte. Ein Beispiel gefällig? In einer klinische Studie eines Medikamentes zur Behandlung einer vergrösserten Prostata stellte man fest, dass es bei einem Teil der Probanden, die eine hormonell bedingte Glatzenbildung zeigten, es wieder zu einem vermehrten Haarwuchs kam. Nun, bei dieser Glatzenbildung, der sogenannten „androgenetischen Alopezie“ handelt es sich um einen absolut physiologischen Vorgang. Da die Wirkung des chemischen Stoffes nun mal bekannt war - und man schliesslich möglichst viel davon mit Profit (mein Punkt M.R.) verkaufen will - wurde ein neues Medikament kreiert und die Glatzenbildung kurzerhand zur behandelbaren Krankheit erklärt.
Um auf unser Thema zurückzukommen: Kinderphilosophie als neue Entität zur Arbeitsbeschaffung unterbeschäftigter Akademiker? (Im Weiteren könnte jedoch auch die Frage diskutiert werden, inwiefern es in einer modernen Gesellschaft ohne Sklavenhaltung nicht erforderlich oder mindestens wünschenswert ist, dass Philosophen, die auf Gelderwerb angewiesen sind, sich auf dem Markt besser positionieren).
Selbstverständlich wollte Eva Zoller diesen Einwand nicht gelten lassen. Wozu also mit Kindern philosophieren? Ich zitiere nochmals aus „Die kleinen Philoso-phen:“ Wir leben in einer Zeit des rasanten Wandels. Was gestern gültig war, kann morgen schon überholt sein. Diese Veränderung betrifft vor allem auch die Sinn und Orientierung gebenden Werte und Normen von Religion und Traditi-on. Wer heute und morgen sein Leben bewusst und selbstverantwortlich führen will, muss fähig sein, kritisch und kreativ immer neue, eigene Wege zu finden. Das Philosophieren mit Kopf, Herz und Hand kann Kindern, aber nicht nur Ihnen dabei helfen. Es macht Spass und fördert den Mut, auf sich selbst und das grosse, uns alle umgreifende Ordnungsgefüge zu vertrauen.“(Zitatende).
Eva Zoller glaubt aber nicht, dass Philosophie für alle Menschen das sozusagen „allein Seligmachende“ sei, also auch nicht dazu dienen könne, jedermanns Probleme zu lösen. Während die Religion früher über Jahrhunderte die Vorga-ben machte, wie jemand zu leben hatte, sind die tradierten Orientierungshilfen stark am Bröckeln. In ihrer Desorientiertheit suchen Menschen die Gemein-schaft in sektenartigen Gruppierungen zwecks persönlicher Sinnfindung. Eva hat es sehr schön ausgedrückt: “Lebensgeborgenheit geht nicht ohne emotionale Beheimatung“. Darin liegt aber eben auch die Gefahr. Die Autorin erzählt von ihren Erlebnissen als Primarlehrerin im Thurgau, als Schulkinder, die zur Sekte von Paul Kuhn in Dozwil gehörten, andere aufforderten, sich ihnen anzuschlies-sen, um dann als Auserwählte zusammen mit Ihnen in das erwartete Raumschiff steigen zu können, bevor die Erde dann zerstört werden würde. Dabei, so Eva Zoller, sei die Religion zweifelsohne der einfachere Weg zur emotionalen Beheimatung, doch müsse man sich fragen, was es zum Beispiel bedeute, mit sich eins zu sein, weil man Jesus im Herzen trage. Die Philosophie als Binde-glied zur Theologie könnte dem Einzelnen helfen, trotz oder gerade wegen seines Glaubens kritisch zu bleiben. Die Philosophie als die fragende, bzw. suchende Wissenschaft wäre dann das Gegengewicht zur Apodiktik vieler Religionen. Wer eine philosophische Grundausbildung genossen habe, werde daher nicht alles akzeptieren, ohne es zu hinterfragen und werde sich kaum einer blinden Form des Dogmatismus hingeben. Daneben, und in diesem Punkt stimme ich mit Eva Zoller überein, wird es bezüglich der Fragen nach Normen und Moral im Dialog mit Kindern einen weitgehenden Konsens geben, mindes-tens, was elementare Wertvorstellungen betrifft. Wie das hübsche Beispiel in Matthews Buch „Philosophische Gespräche mit Kindern“ zeigt, dürften die Vorstellungen jedoch bereits bei der Anwendung der „Goldenen Regel“ ausei-nandergehen, während utilitaristisches Gedankengut – mindestens in diesem Beispiel – auf weitgehend taube Ohren stiess. Eva Zoller fordert dennoch, gemeinsam mit den Kindern unsere Wertvorstellungen und Normen zu hinter-fragen und im partnerschaftlichen Dialog Entscheidungen zu erarbeiten, bei denen keiner von uns als Verlierer dastehen müsse. Durch gegenseitige Achtung und Toleranz könnten wir wenigstens in der Familie einen Teil der autoritären Machstrukturen abbauen und vielleicht den Kindern dadurch sogar ermöglichen, auch ausserhalb des Elternhauses freundschaftlich und einfühlsam mit anderen umzugehen und Meinungsverschiedenheiten auszudiskutieren, statt Machtmittel anzuwenden.
In diesem Punkt habe ich in zweierlei Hinsicht Bedenken: Zum einen halte ich aufgrund anthropologischer Daten und historischer Erfahrungen die gewaltfreie Gesellschaft auch unter Kindern für eine Illusion. Zum anderen würde es mich persönlich zuviel Zeit und Nerven kosten, jede Aufforderung an meine Kinder, dies oder jenes zu tun, in ein philosophisches Gespräch ausufern zu lassen. Manchmal schon, aber nicht immer. Und wenn wie vorhin, während ich dieses Referat am Schreiben war, im ganzen Haus ein grosser Lärm ist, werde ich eben auch laut, spätestens dann, wenn ich vorher schon zweimal um etwas mehr Ruhe gebeten habe. Eva Zoller hätte mein Vorgehen wahrscheinlich abgelehnt und anstelle dessen von mir ein philosophisches Gespräch mit meinen 2 Jungs gefordert. Nur, es hätte mich bei diesem Geräuschpegel sowieso niemand verstanden und immerhin habe ich mit meinem „unphilosophischen“ Vorgehen den gewünschten Zweck der Verringerung des Lärmpegels erreicht. Und wie hat Immanuel Kant doch seinen hypothetischen Imperativ formuliert: “Wer den Zweck will, muss auch das Mittel wollen.“ Und siehe da – unversehens haben wir noch den Brückenschlag von der Kinder- zur akademischen Philosophie geschafft....
Arnegg, 02.05.07 Paul Bischof
Lebenskunst in der philosophischen Praxis
Protokoll zur 3. Sitzung am 7. Mai 2007 (Julia Knapp)
Thema: Kinderphilosophie/ Philosophieren mit Kindern
Literatur:
Eva Zoller Morf: Philosophieren mit Kindern. Eine zukunftsträchtige Aufgabe für pädagogisch begabte Philosophische Praktikerinnen und Praktiker. In: Detlef Staude (Hrsg.): Lebendiges Philosophieren, Bielefeld, 2005, S.57-71
Weitere Informationen:
s’Käuzli/ Schweizerische Dokumentationsstelle für Kinder-und Alltagsphilosphie/ http://www.kinderphilosophie.ch/ / Eva Zoller Morf, Kirchrain 2, CH 8479 Altikon/
Tel 052-3362233
Referent: Paul
Ziele der Kinderphilosophie
sind die Entwicklung und Erweiterung der Gedanken, vor allem des abstrakten Denkens. Dabei ist besonders wichtig, dass der gesprächsleitende Erwachsene nicht seine eigenen Gedanken und Vorstellungen in das Bewusstsein des Kindes projizieren will, sondern dem Kind im Gespräch die Möglichkeit eines eigenen Lösungsansatzes für die vorliegende Frage/ das vorliegende Problem geben soll.
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In der ans Referat anschließenden Diskussion fragten wir uns, ob Kinder von dem Anspruch, philosophieren zu sollen, nicht überfordert seien. Inwiefern Kinder abstrakt denken, können wir nicht beurteilen – andererseits – inwiefern ist abstraktes Denken für das Philosophieren notwendig?
Des Weiteren wurde uns aber klar, dass Kinderphilosophie nicht einfach so als „Hobby“ oder „Beschäftigung“ neben der Erziehung herlaufen kann. Wenn Eltern mit ihren Kindern philosophieren bedeutet das, sich regelmäßig in eine bestimmte Art von Gesprächssituation zu begeben. Gleichzeitig ist vollkommen offensichtlich, dass nicht jede Frage („Warum muss ich Deine Gäste grüßen, Papa?“) philosophisch ausdiskutiert werden kann und soll.
In die Erziehung von Kindern fließen Werte und Normen der Eltern mit ein. Mit dem philosophischen Gespräch soll das Bewusstsein geschult werden, eine Gesprächskultur vorgestellt und geübt und letztendlich die Kommunikation trainiert werden. Ziel ist es also (sowohl für den Erziehenden als auch für das Kind) zu einer philosophischen Haltung zu gelangen, und nicht, die Frage nach Gummibärchen an der Schlange vor der Kasse im Supermarkt diskutieren zu müssen – und auch wichtige bzw. für das philosophische Gespräch relevante Themen können rein zeitlich leider nicht immer dann behandelt werden, wenn sie auftreten. In der Praxis kann das durchaus bedeuten, z.B. eine Fragestunde einzurichten, und die unter der Woche anfallenden Fragen anzusammeln.
Die Methoden der Kinderphilosophie
Fragestellung (Einkreisen des Themas) Als Ausgangspunkt kann z.B. auch ein Kinderbuch dienen.
Klärung von Begriffen um eventuellen- und oftmals wahrscheinlichen – Missverständnissen aus dem Weg zu gehen, und um Umfang und Inhalt des Begriffs zu klären. Dies kann auf kreative Art geschehen, man kann das Kind auffordern den erfragten Begriff zu malen, Kollagen zu kleben, Rollenspiele mit ihm spielen. So wird spielerisch das zu erforschende Thema eingekreist.
Begründen und Argumentieren. Wichtig hierbei ist, dass sowohl der Erwachsene als auch das Kind argumentieren.
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In der ans Referat anschließenden Diskussion fragten wir uns jedoch trotzt dieser methodischen Anleitung nach dem WIE – wie funktioniert das eigentlich?
Was ist die spezifische Methode der Kinderphilosophie und wie sehen Gespräche mit Kindern aus (z.B. im Gegensatz zur Philosophie als Wissenschaftstheorie)
Als besonders wichtig erkannten wir, dem Kind niemals direkte Antworten zu geben, sondern stets zu neuen Fragen zu ermutigen, also auf die Frage „Können Blumen traurig sein?“ weder eindeutig mit Ja oder Nein sondern mit einer weiterführenden Frage zu antworten (z.B. „Kannst Du dir das denn vorstellen?/ Warum kannst Du dir das vorstellen? etc.)
Das Wichtige an der Kinderphilosophie ist nicht das Ergebnis des Gesprächs im Sinne einer hieb- und stichfesten Antwort auf das vorliegende Problem, sondern vielmehr dem Kind durch Offenheit und Vertrauen, dadurch, es als gleichwertigen Gesprächspartner zu akzeptieren und ihm keine Meinung/Fakten zu diktieren, die Möglichkeit zu geben, selbst auf Antworten und Lösungsansätze zu kommen.
Die Thematik der Kinderphilosophie
hält an den von Kant formulierten vier Hauptfragen fest:
Was kann ich wissen?
Was soll ich tun?
Was darf ich hoffen?
Was ist der Mensch?
Hierbei muss aber immer der Bezug zum einzelnen Menschen/Gesprächsteilnehmer hergestellt werden.
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Im Seminar stellte sich für uns die Frage, ob das Kind nicht dadurch verunsichert wird, sich statt Antworten nur noch mehr und noch mehr Fragen aufzuzeigen. Z.B. „Warum gibt es keine rosa Elefanten“ oder „Wo ist die Oma, was heißt das, sie ist tot?“
Der Erwachsene soll im philosophischen Gespräch zugeben, dass es auch für ihn Fragen gibt, die er nicht beantworten kann.
Was an diesen Gesprächen mit Kindern aber das Philosophische ausmacht, inwiefern ein solches Gespräch dem bekannten Bild und Begriff von Philosophie entspricht konnte nicht eindeutig geklärt werden.
Schlussendlich stellte sich die Frage, ob der Beruf des auf Kinderphilosophie spezialisierten Philosophischen Praktikers nicht eine Kompetenz zum Inhalt hat, welche sowohl für Eltern als auch für Erzieher und Kindergärtnerinnen selbstverständlich sein sollte, und durch das neu entdeckte Feld der Kinderphilosophie Arbeitsplätze für „studierte Philosophen“ geschaffen werden sollen, also einen Zweck für die vorhandenen Mittel (arbeitslose Akademiker) gesucht wird.
Es stellt sich die Frage, ob der philosophische Praktiker im Kindergarten wirklich die ‚Märchentante’ ersetzen kann – bzw. ob für das Philosophieren mit Kindern wirklich das Studium der Philosophie notwendig ist. Wenn wir die Meinung vertreten, dass bereits Kinder philosophieren können, dann heißt das im Umkehrschluss, dass wir alle philosophieren können,
(ZU DIESEM SCHLUSS WÄREN ZUSATZannahmen ERFORDERLICH,
wie: was Hänschen konnte, kann Hans immer noch)
und brauchen also (? M.R.) kein Studium der Philosophie.
Und wenn wir es doch benötigen stellt sich dennoch die Frage, ob es für das Philosophieren mit Kindern wirklich wichtiger ist als eine pädagogische Grundausbildung.
(UND WAS UNTERSCHEIDET DIESE? M.R.)
Mittwoch, Mai 09, 2007
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