- Freestyle or Play Plato
Am 28.10. 2017 auf der Herbsttagung der Internationalen Gesellschaft für Philosophische Praxis.
1. Dialogisches Vorlesen
Einleitung Phaidon
ICH BEDANKE MICH FÜR DEN TEXT, o
Karlheinz, philosophos! Platon, Sämtliche Werke. Griechisch und deutsch, hrsg.
von K. Hülser, Frankfurt a.M./Leipzig 1991 (Insel Verlag) Siehe auch die
Ausgabe der WBG,G. Eigler, Hg.
2. Nachstellen des Bildes als
lebende Skulptur
Hinweis auf International Conference f. Philosophical Practice (ICPP) Bern 2016
Die doppelte Absicht dort: ich
wollte 1. ein neues Format
philosophischer Praxis, das ich mit dem Kollegen Zoran Kojcic ausprobierte,
vorstellen & 2. das Thema
anschneiden einer öffentlichen Abendveranstaltung mit Dr. med. M.A. phil. Paul
Bischof. Hier sind wir frei davon. Wir könnten uns etwa am PHAIDON orientieren.
Und herausfinden, wie weit wir
damit kommen. Oder wir können uns gleich der Zuordnung dieses Workshops auf der Herbsttagung IGPP
2017 zuwenden: Politische Selbstsorge
3. Sprechende Skulptur >>>PhiloDrama<<<
Wir bilden ausgehend vom Bild mit
Sokrates eine Skulptur von miteinander Philosophierenden.
Führt uns die APOLOGIE näher
heran an das Thema POLITISCHE
SELBSTSORGE? Und wie steht´s mit dem Zwiegespräch KRITON ?
zu 1: Phaidon
ECHEKRATES · PHAIDON
1.
Einleitung
1.1. Rahmendialog: Echekrates fragt nach dem Tod des Sokrates. Phaidon berichtet davon einige Umstände und ist bereit, Sokrates' letzte Gespräche detailliert darzustellen
1.1. Rahmendialog: Echekrates fragt nach dem Tod des Sokrates. Phaidon berichtet davon einige Umstände und ist bereit, Sokrates' letzte Gespräche detailliert darzustellen
Echekrates: Warest /57a/ du selbst, o
Phaidon, bei dem Sokrates an jenem Tage, als er das Gift trank in dem
Gefängnis, oder hast du es von einem andern gehört?
Phaidon:
Selbst war ich da.
Echekrates: Was also hat denn der Mann
gesprochen vor seinem Tode, und wie ist er gestorben? Gern hörte ich das. Denn
weder von meinen Landsleuten reiset
jetzt leicht einer nach Athen, noch ist von dort her seit geraumer Zeit ein
Gastfreund angekommen, der /b/ uns etwas genaues darüber berichten konnte, außer
nur daß er das Gift getrunken hat und gestorben ist, von dem übrigen wusste
keiner etwas zu sagen.
Phaidon: Auch
/58a/ von der Klage also habt ihr nichts erfahren, wie es dabei hergegangen
ist?
Echekrates: Ja, das hat uns jemand erzählt,
und wir haben uns gewundert, daß, da sie schon längst abgeurteilt war, er
offenbar erst weit später gestorben ist. Wie
war doch das, o Phaidon?
Phaidon: Durch
Zufall fügte es sich so. Es traf sich nämlich, daß gerade an dem Tage vor dem
Gericht das Schiff war bekränzt worden, welches die Athener nach Delos senden.
(( Echekrates: Was hat es damit auf sich?
Phaidon: Dies
ist das Schiff, wie die Athener sagen, worin einst Theseus fuhr, um jene
zweimal sieben nach Kreta zu bringen, die er rettete und sich /b/ selbst auch.
Damals nun hatten sie dem Apollon gelobt, wie man sagt, wenn sie gerettet
würden, ihm jedes Jahr einen Aufzug nach Delos zu senden, welchen sie nun
seitdem immer und auch jetzt noch jährlich an den Gott senden. Sobald nun
dieser Aufzug angefangen hat, ist es gesetzlich, während dieser Zeit die Stadt
rein zu halten, und von Staats wegen niemanden zu töten, bis das Schiff in
Delos angekommen ist, und auch wieder zurück. Und dies währt bisweilen lange,
wenn widrige Winde einfallen. Des Aufzuges Anfang ist aber, wenn der Priester
des Apollon das /c/ Vorderteil des Schiffes bekränzt; und dies, wie ich sage,
war eben den Tag vor dem Gerichtstage geschehen. ))
Daher hatte Sokrates so
viel Zeit fürs Philosophieren in dem Gefängnis zwischen dem Urteil und dem Tode.
Echekrates: Wie war es aber bei seinem Tode
selbst o Phaidon? was wurde gesprochen und vorgenommen? welche von seinen
Vertrauten waren bei dem Manne? oder ließ die Behörde sie nicht zu ihm, und er
starb ohne Beisein von Freunden?
Phaidon:
Keineswegs, /d/ sondern es waren
ziemlich viele da.
Echekrates: Alles dieses bemühe dich doch uns
recht genau zu erzählen, wenn es dir nicht etwa an Muße fehlt.
Phaidon: Nein ich habe Muße, und will versuchen es euch zu erzählen. Denn des
Sokrates zu gedenken, sowohl selbst von ihm redend als auch Anderen zuhörend,
ist mir immer von allem das Erfreulichste.
*** Ende des Lesens in verteilten Rollen
„Beisein
von Freunden“ ist wichtig, ja vielleicht unerlässlich für gelingendes
Philosophieren. Und dies wollen wir nun praktizieren!
*
Und wir tun dies hier…des Sokrates zu gedenken,
sowohl selbst von ihm redend als auch Anderen zuhörend: CHAIRETE !
traditioneller
Gruß der Philosophierenden
Ich gestehe gern, dass dies
folgende auch den Aspekt eines Rituals hat.
Können wir es ein „Philosophisches Ritual“ nennen?
Rituale sprechen „die Sinne“ an - habe denn auch hier in
Reinigungsabsicht etwas geräuchert!
Zum PhiloDrama und LESEN mit verteilten Rollen: es soll zwischen den Szenen kleine
Pausen geben, so dass die Anwesenden das Geschehene / den Text kommentieren
können, insbesondere auch in der Form, Szenen
(mit ausgewechselten Personen) anders zu gestalten, im PhiloDrama anders
zu argumentieren. Hier berühren sich PhiloDrama und >>Interpretierendes Lesen<<
im Rahmen von kontemplativem philosophischem Companionship.
Ich bedanke mich bei Carmen Zavala (Lima) für ihr
Nachhaken & bei Ran Lahav for companionship!
Hinweis auch auf die neue AGORA Sparte: https://philopractice.org/web/philosophical-experiences
See also Narelle Arcidiacono
/ Dramatic Philosophy: https://www.facebook.com/WorldPhilosophyDayReasonableConnections
Puchner, Martin. (2010).
Dramatic Philosophy, 121-172 in: The Drama of Ideas: Platonic Provocations in
Theater and Philosophy (New York: Oxford University Press, 2010).
https://www.academia.edu/34451416/TALKING_SCULPTURE_Philo_Drama
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