Medienpreis und Attentat. ZDJ als Klammer von deutscher und
serbischer Politik und Kultur
Beginnen wir diesen Text mit Kultur. Schon in dem Städtchen
Travnik, in dem ZDJ in die weiterführende Schule ging, traf Ost auf West:
Bauten aus der Zeit der Osmanen und Stichworte aus Köln, Brüssel, Paris und
London in den vorhandenen Werken von Marx. Der Vater ist jugoslawischer
Berufssoldat und wird in die Hauptstadt versetzt. Der Sohn blüht auf in seinen
Jahren als Jugendlicher in Novo Beograd. Er beginnt bei undogmatischen
Marxisten mit guten Westkontakten an der Universität Belgrad Philosophie zu
studieren und übernimmt auch eine aktive Rolle in einer der späten Wellen der „Studentenbewegung“.
Er schließt sein Grundstudium ab, bekommt aber beim Übergang in die
Berufstätigkeit Probleme. „Berufsverbote“ (im öffentlichen Dienst) wg. staatlich
nicht genehmem Engagement waren ja in den 70ger Jahren des letzten Jahrhunderts auch in Westdeutschland jungen
Akademikern nicht unbekannt. Manchmal konnte ein Ortswechsel helfen.
ZDJ kommt als Doktorand nach D. Er findet Aufnahme bei
Vertretern „Kritischer Theorie“, er versucht erfolgreich, seine Mitbringsel vom
Studium in Belgrad zu verwerten und erhält den Namenszusatz Dr. Dies öffnet den
Weg für ein richtig gutes Stipendium und führt zu Jahren recht unabhängigen
Lebens im deutschen Sprachraum. Wir sind hier wieder im Gebiet der Kultur. ZDJ
betätigt sich durch Veröffentlichungen als Kulturvermittler.
Es ist bisher nicht bekannt, ob ZDJ einmal Albert Camus
gelesen hat. In der ZEIT 43 vom 17. OKT 2014 gibt es einen ausführlichen Beitrag
von Iris Radisch. Darin heißt es: „Das Mittelmeer, an dessen Küsten (die) …
Utopie vom Glück der Einfachheit entstanden ist, sollte das Modell für ganz
Europa werden.“ (S. 56)
ZDJ quasi im update:
Aus einem Interview vom Juni 2001 mit der „Frankfurter Rundschau“ (FR)
FR: Sie haben zwei kleine Kinder. Was wünschen Sie sich für die Zukunft Serbiens?
Zoran Djindjic: Dass wir so wie ... [er nennt ein sonniges Land] ... werden – ein mediterranes Land, in dem die Leute nicht so gerne arbeiten. Aber wo grundsätzliche Dinge stimmen: persönliche Sicherheit … Freie Medien. Ein normales lässiges Leben mit ein bisschen business. Dass man Bücher kaufen kann, dass man im Internet surft. Dass wir Teil der europäischen Zivilisation sein können, ohne uns aufzuopfern und zuviel sparen zu müssen. Für einen Revolutionär ist das doch ein realistisches Ziel, oder?“
Camus wirkte als französischsprachiger Schreiber. ZDJ als deutschsprechender europäischer Politiker. In beiden wirbt der „midi“.