Zum Gott der Philosophen & einer Aufgabe für Menschen
Dass wir vor der grossen Herausforderung stehen, im Weltmassstab Verantwortung zu übernehmen, da uns die ökologischen Probleme, die keine Grenzen kennen, dazu zwingen, ist heute von den meisten anerkannt. Doch nach welchen Grundsätzen und Prioritäten soll dies geschehen? – Bereits bei der Kernenergie scheiden sich die Geister: Ist sie technisch und organisatorisch mit all ihren Folgen beherrschbar und handhabbar oder hätte man sich wegen ihres grossen und langfristigen Risikos vernünftigerweise nicht auf sie einlassen lassen sollen? ... verblüffend, eine wie klare Anleitung zum Handeln bereits vor einiger Zeit der Philosoph Hans Jonas in seinem Buch „Prinzip Verantwortung“ (1979 !) gegeben hat?
Vom "Gott der Philosophen"
JONAS schnipsel 226 PLATON
Der platonische Eros, auf Ewigkeit und nicht auf Zeitlichkeit ausgerichtet, ist für seinen Gegenstand nicht verantwortlich. Das in ihm Angestrebte ist ein überlegenes Was, das nicht „wird“, sondern „ist“. Ein solches aber, dem die Zeit nichts anhaben kann, dem nichts widerfährt, kann nicht Gegenstand von Verantwortung sein. ...(225: (es) kann das Eigentliche, worauf der Mensch hinzustreben hat, gar nicht in der >>Horizontale<<, im Fortgang des Zeitlichen, sondern muss in der >>Vertikale<<, im Ewigen gesehen werden.)...
Verantwortlich kann frau/man nur für Veränderliches sein, für das von Verderbnis und Verfall Bedrohte S. 226 in: PV (prinzip verantwortung)
philosophische kritik
JONAS schnipsel 227f KANT
die Achse der Annäherung ist von der Vertikalen zur Horizontalen heruntergeklappt … das angestrebte Ziel liegt in der Zeitreihe … hier wird also dem äußeren Geschichtsverlauf anvertraut oder zugemutet, was im platonischen Schema dem inneren Aufstieg des Individuums aufgegeben war … (aber) die Zeit … gehört (bei Kant) nur zur phänomenalen Welt … und von deren Kausalität ist nicht zu erwarten, dass sie die im >>höchsten Gut<< geforderte Koinzidenz von Glückseeligkeit und sittlicher Würdigkeit dazu … als Allgemeinzustand herbeiführt … die Säkularisierung ist hier noch halbherzig S. 227 in: PV (prinzip verantwortung)
diesseitig Philosophieren
JONAS schnipsel 228 HEGEL
Erst Hegel tat den Schritt zur radikalen Immanentisierung. Die regulative Idee wird über die Köpfe der Wollenden und Handelnden hinweg konstitutiv und die Zeit, keineswegs bloße Erscheinung, zum echten Medium ihrer Verwirklichung, die durch die Selbstbewegung der Idee geschieht. Die >>List der Vernunft<< waltet nicht von außen, sondern durch die Geschichtsdynamik selbst
S. 228 in: PV (prinzip verantwortung)
JONAS schnipsel 228f MARX
bei Marx dann: das berühmte vom Kopf auf die Füße Stellen der Hegelschen Dynamik(1873 : siehe Marx-Engels-Werke 23, S. 27) und damit die Einschaltung bewussten Handelns ... beim revolutionären Schub. Die List der Vernunft fällt endlich mit dem Wollen der Akteure zusammen... Und obzwar die jetzt ihr Mandat sehend übernehmenden Akteure der Revolution nicht die Richtung des Prozesses bestimmen, so können sie doch Hebammendienste leisten. Hier zum ersten Mal wird Verantwortung für die geschichtliche Zukunft … auf die ethische Landkarte gesetzt und schon deshalb muss der Marxismus immer wieder zum Gesprächspartner in der Bemühung um eine Ethik geschichtlicher Verantwortung werden
JONAS schnipsel 7 JONAS
dies nenne ich >Heuristik der Furcht< : Erst die vorausgesehene Verzerrung des Menschen verhilft uns zu dem davor zu bewahrenden Begriff des Menschen. Wir wissen erst, was auf dem Spiel steht, wenn wir wissen, dass es auf dem Spiel steht.
JONAS schnipsel 8 JONAS
Da es … nicht nur um das Menschenlos, sondern auch um das Menschenbild geht, … so muss die Ethik … über die … Klugheit hinaus eine solche der Ehrfurcht sein.“ pv 8 Damit werden Kants Unterscheidungen von Verstand (Klugheit) und Vernunft und insbesondere Bezüge zur „3. Kritik“ aktiviert.
Chris MW regt an: Du solltest noch genauer auf den Gegensatz zw überlieferten Moraltheorien, die auf Liebe und Ehrfurcht basieren und der von Jonas geforderten neuen, der Ethik der Verantwortung eingehen und hervorheben, dass diese auf der Macht (Wissen) beruht, die die Verknüpfung von Wollen und Sollen ist ; meiner Meinung nach kennzeichnet das besonders gut Jonas Forderung nach einer neuen Ethik, eben 'Prinzip Verantwortung'. STIMMT
menschliches Können / Selbstkontrolle
JONAS Schnipsel 9 pv 232 f
Nur beim Menschen ist die Macht durch Wissen und Willkür vom Ganzen emanzipiert und kann dem Ganzen (und damit auch sich selbst) verhängnisvoll werden. Menschliches Können ist unser Schicksal und wird immer mehr zum allgemeinen Geschick. Darum erhebt sich bei uns Menschen aus dem Wollen das Sollen als Selbstkontrolle unserer bewusst eingesetzten Macht... Das erste Gebot: nicht das Erreichte ... durch die Art seiner Nutzung zu verderben ! … Das also, was Wollen und Sollen überhaupt verknüpft, die MACHT , ist ebendasselbe, was Verantwortung ins Zentrum der Moral rückt.
Fortschritte in der Vermeidung menschlichen Unglücks -
Aufklärung zum Glück ?
HAMPE 2009: p.83f
… eine nackte Tatsache, an die heute nur noch wenige Philosophen glauben wollen, es sei denn, sie haben sie selbst im Bauch und der Schmerz zwingt sie, sie als gegeben hinzunehmen und dadurch unglücklich zu werden … erkenne ich (die Tatsache) an, so kann ich beginnen, etwas (da)gegen zu unternehmen... Denn ich will nicht unglücklich sein. Was ich dagegen tun kann, hängt von (menschlicher) Macht ab... Die Fähigkeit zu erwerben, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, um dann die Macht aufzubauen, sie so zu verändern, wie wir sie haben wollen, ist das Problem, das zu lösen ist, wenn man Fortschritte in der Vermeidung des Unglücks machen will. Das sind die zwei Schritte auf dem naturwissenschaftlich-technischen Weg der Aufklärung zum Glück.
Mittwoch, November 23, 2011
Bern/ Schloss Bümpliz 17.12.
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Donnerstag, November 10, 2011
vor dem Sommersemester
Literarisch Philosophieren: Michael HAMPE
(philosophy in literary form)
10.-14.4.2012 kompakt V.M. Roth
Seit 2003 lehrt Michael Hampe an der ETH in Zürich. 2009 erscheinen „Meditationen über das Glück“ (Das vollkommene Leben). Behandelt wird die Preisfrage einer fiktiven Akademie aus 4 Perspektiven.
2011 erscheint „Das Ende der Natur“ (TUNGUSKA)
Teil I: DIE FÜNF ELEMENTE. Ein Totengespräch (als Einleitung). Es folgen vier Gespräche überschrieben mit (den 4 Aristotelischen "Elementen") WASSER ERDE FEUER LUFT und ein abschließendes Kapitel zur Fünften Essenz (QUINTA ESSENTIA)- Zeit. Was in Platons Dialogen Sokrates, ist hier Feierabent. Zur Auflösung siehe S. 310
Dem folgt Teil II: "Ein naturphilosophischer Versuch": GETEILTE NATÜRLICHKEITEN, als Hampes Nachwort in undialogischer Form, also der uns geläufigen akademischen Schreibe - ebenfalls spannend argumentierend.
Beide Texte sind Beispiele einer über „den akademischen Bereich“ hinausweisenden philosophischen Praxis. Experimentiert wird mit 2 Formen der Wiederaufnahme älterer dialogisch-polyphoner Formen in der praktischen und theoretischen Philosophie. Frühzeitige Anmeldung empfohlen ! Universität Konstanz: mike.roth(add)uni-konstanz.de
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Mittwoch, November 09, 2011
HAMPE- Projekt in der SinnPraxis
2009 erschien Das vollkommene Leben. Meditationen über Glück (- und Tod).
2011 ist TUNGUSKA oder Das Ende der Natur erschienen, beginnend mit:
DIE FÜNF ELEMENTE. Ein Totengespräch (als Einleitung). Es folgen vier Gespräche überschrieben mit (den Aristotelischen "Elementen")
WASSER ERDE FEUER LUFT und ein abschließendes Kapitel zur Fünften Essenz (QUINTA ESSENTIA)- Zeit. Dem folgt noch "Ein naturphilosophischer Versuch: GETEILTE NATÜRLICHKEITEN", als Nachwort in undialogischer Form, also der uns geläufigen akademischen Schreibe - ebenfalls spannend argumentierend.
In einer ersten Sitzung haben wir uns den Aufbau von HAMPE 09 klargemacht und sind auf
Berührungen der Fiktion und der Biografie eingegangen.
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Samstag, November 05, 2011
Methoden Philosophischer Praxis
http://streaming.uni-konstanz.de/talks-events/philosophische-praxis/
Eine philosophische Praxis
Vortragende
PD Dr. V.M. Roth
Dr. Florian Huber
Detlef Staude
Dr. Anette Fintz
Martina Bernasconi
WAS IST eine PHILOSOPHISCHE PRAXIS ?
Am 9.4.2011 stellten 2 Philosophinnen und 2 Philosophen ihre Philosophische Praxis vor und das, was dort geschieht – mit Methode? Moderation: PD Dr. Roth, Fachbereich Philosophie / Siehe auch: www.philopraxis.ch
Eine philosophische Praxis
Vortragende
PD Dr. V.M. Roth
Dr. Florian Huber
Detlef Staude
Dr. Anette Fintz
Martina Bernasconi
WAS IST eine PHILOSOPHISCHE PRAXIS ?
Am 9.4.2011 stellten 2 Philosophinnen und 2 Philosophen ihre Philosophische Praxis vor und das, was dort geschieht – mit Methode? Moderation: PD Dr. Roth, Fachbereich Philosophie / Siehe auch: www.philopraxis.ch
Lebendiges Philosophieren
Mein Lieblingsdozent ist allerdings Mike Roth. Seine Seminare verknüpfen gerne Themen aus dem Bereich (z.B. Aphasie) mit Philosophie und ihm kommt es vor allem darauf an, daß man selber denkt. Mit Nachplappern aus einem Lehrbuch kommt man nicht weit, er weiß immer noch eine Frage, an die man nicht gedacht hätte. Und wenn das Wetter schön ist, dann zieht der Kurs auch schon mal mit Stühlen aufs Flachdach um. Da sein Seminar immer gegen Abend stattfindet (Mike verdient seine Brötchen ansonsten als Sprachtherapeut in einer Klinik) finden sich meist nur so sechs Leute ein, einige kennen sich schon länger und die Atmosphäre ist entspannt bis familiär. Streber und Schleimer bleiben gewöhnlich auch rasch wieder weg, weil bei Mike einfach nur eigenes Denken zählt. So ist man nach den eineinhalb Stunden zwar oft geschlaucht , weil jeder gelesene Satz hinterfragt werden muß und jeder gesprochene nicht minder, aber man hat immer das Gefühl, etwas Neues verstanden zu haben.
(Ich besuchte bei Mike übrigens mehr Seminare, als ich Scheine gebraucht habe...)
Als Prüfer habe ich ihn als überaus fair erlebt, gerade von einem Nebefächler erwartet er nicht mehr, als mit vernünftigem Aufwand zu erreichen ist. So konnte ich eines meiner Referatthemen auch als Prüfungsthema wählen. Mittelstraß erlebte ich ebenfalls als sehr angenehmen Prüfer, das Thema war recht ueng mgrenzt und ich bekam auch gleich die passenden Literturtips. Beide fragten nichts Unerwartetes (nur ein kleines bißchen über den exakten Tellerrand hinaus, sozusagen als "Einserfrage"), so daß es als Nachbarfachprüfung wirklich gut zu machen war.
http://www.ciao.de/Philosophie_Uni_Konstanz__Test_1092722
(Ich besuchte bei Mike übrigens mehr Seminare, als ich Scheine gebraucht habe...)
Als Prüfer habe ich ihn als überaus fair erlebt, gerade von einem Nebefächler erwartet er nicht mehr, als mit vernünftigem Aufwand zu erreichen ist. So konnte ich eines meiner Referatthemen auch als Prüfungsthema wählen. Mittelstraß erlebte ich ebenfalls als sehr angenehmen Prüfer, das Thema war recht ueng mgrenzt und ich bekam auch gleich die passenden Literturtips. Beide fragten nichts Unerwartetes (nur ein kleines bißchen über den exakten Tellerrand hinaus, sozusagen als "Einserfrage"), so daß es als Nachbarfachprüfung wirklich gut zu machen war.
http://www.ciao.de/Philosophie_Uni_Konstanz__Test_1092722
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