Mittwoch, November 01, 2017

Workshop PhiloDrama mit Sokrates
- Freestyle or Play Plato

Am 28.10. 2017 auf der Herbsttagung der Internationalen Gesellschaft für Philosophische Praxis.


1. Dialogisches Vorlesen

                    Einleitung Phaidon

ICH BEDANKE MICH FÜR DEN TEXT, o Karlheinz, philosophos! Platon, Sämtliche Werke. Griechisch und deutsch, hrsg. von K. Hülser, Frankfurt a.M./Leipzig 1991 (Insel Verlag) Siehe auch die Ausgabe der WBG,G. Eigler, Hg.

 

2. Nachstellen des Bildes als lebende Skulptur

             Hinweis auf International Conference f. Philosophical Practice (ICPP) Bern 2016

Die doppelte Absicht dort: ich wollte  1. ein neues Format philosophischer Praxis, das ich mit dem Kollegen Zoran Kojcic ausprobierte, vorstellen  & 2. das Thema anschneiden einer öffentlichen Abendveranstaltung mit Dr. med. M.A. phil. Paul Bischof. Hier sind wir frei davon. Wir könnten uns etwa am PHAIDON orientieren.

Und herausfinden, wie weit wir damit kommen. Oder wir können uns gleich der Zuordnung  dieses Workshops auf der Herbsttagung IGPP 2017 zuwenden: Politische Selbstsorge

 

3. Sprechende Skulptur >>>PhiloDrama<<<

Wir bilden ausgehend vom Bild mit Sokrates eine Skulptur von miteinander Philosophierenden.

Führt uns die APOLOGIE näher heran  an das Thema POLITISCHE SELBSTSORGE? Und wie steht´s mit dem Zwiegespräch KRITON ?

zu 1:  Phaidon

ECHEKRATES · PHAIDON

1.      Einleitung
1.1. Rahmendialog: Echekrates fragt nach dem Tod des Sokrates. Phaidon berichtet davon einige Umstände und ist bereit, Sokrates' letzte Gespräche detailliert darzustellen

 

Echekrates: Warest /57a/ du selbst, o Phaidon, bei dem Sokrates an jenem Tage, als er das Gift trank in dem Gefängnis, oder hast du es von einem andern gehört?

Phaidon: Selbst war ich da.

Echekrates: Was also hat denn der Mann gesprochen vor seinem Tode, und wie ist er gestorben? Gern hörte ich das. Denn weder von meinen Landsleuten  reiset jetzt leicht einer nach Athen, noch ist von dort her seit geraumer Zeit ein Gastfreund angekommen, der /b/ uns etwas genaues darüber berichten konnte, außer nur daß er das Gift getrunken hat und gestorben ist, von dem übrigen wusste keiner etwas zu sagen.

Phaidon: Auch /58a/ von der Klage also habt ihr nichts erfahren, wie es dabei hergegangen ist?

Echekrates: Ja, das hat uns jemand erzählt, und wir haben uns gewundert, daß, da sie schon längst abgeurteilt war, er offenbar erst weit später gestorben ist. Wie war doch das, o Phaidon?

Phaidon: Durch Zufall fügte es sich so. Es traf sich nämlich, daß gerade an dem Tage vor dem Gericht das Schiff war bekränzt worden, welches die Athener nach Delos senden.

(( Echekrates: Was hat es damit auf sich?

Phaidon: Dies ist das Schiff, wie die Athener sagen, worin einst Theseus fuhr, um jene zweimal sieben nach Kreta zu bringen, die er rettete und sich /b/ selbst auch. Damals nun hatten sie dem Apollon gelobt, wie man sagt, wenn sie gerettet würden, ihm jedes Jahr einen Aufzug nach Delos zu senden, welchen sie nun seitdem immer und auch jetzt noch jährlich an den Gott senden. Sobald nun dieser Aufzug angefangen hat, ist es gesetzlich, während dieser Zeit die Stadt rein zu halten, und von Staats wegen niemanden zu töten, bis das Schiff in Delos angekommen ist, und auch wieder zurück. Und dies währt bisweilen lange, wenn widrige Winde einfallen. Des Aufzuges Anfang ist aber, wenn der Priester des Apollon das /c/ Vorderteil des Schiffes bekränzt; und dies, wie ich sage, war eben den Tag vor dem Gerichtstage geschehen. ))

 Daher hatte Sokrates so viel Zeit fürs Philosophieren in dem Gefängnis zwischen dem Urteil und dem Tode.

Echekrates: Wie war es aber bei seinem Tode selbst o Phaidon? was wurde gesprochen und vorgenommen? welche von seinen Vertrauten waren bei dem Manne? oder ließ die Behörde sie nicht zu ihm, und er starb ohne Beisein von Freunden?

Phaidon: Keineswegs, /d/ sondern es waren  ziemlich viele da.

Echekrates: Alles dieses bemühe dich doch uns recht genau zu erzählen, wenn es dir nicht etwa an Muße fehlt.

Phaidon: Nein ich habe Muße, und will versuchen es euch zu erzählen. Denn des Sokrates zu gedenken, sowohl selbst von ihm redend als auch Anderen zuhörend, ist mir immer von allem das Erfreulichste.

                                                  ***  Ende des Lesens in verteilten Rollen

„Beisein von Freunden“ ist wichtig, ja vielleicht unerlässlich für gelingendes Philosophieren. Und dies wollen wir nun praktizieren!

                                                                          *

Und wir tun dies hier…des Sokrates zu gedenken, sowohl selbst von ihm redend als auch Anderen zuhörend: CHAIRETE !

traditioneller Gruß der Philosophierenden                                              

Ich gestehe gern, dass dies folgende auch den Aspekt eines Rituals hat.

Können wir es ein „Philosophisches Ritual“ nennen?

                                                              Rituale sprechen „die Sinne“ an - habe denn auch hier in Reinigungsabsicht etwas geräuchert! 



Zum PhiloDrama und LESEN mit verteilten Rollen: es soll zwischen den Szenen  kleine Pausen geben, so dass die Anwesenden das Geschehene / den Text kommentieren können, insbesondere auch in der Form, Szenen  (mit ausgewechselten Personen) anders zu gestalten, im PhiloDrama anders zu argumentieren. Hier berühren sich PhiloDrama und >>Interpretierendes Lesen<< im Rahmen von kontemplativem philosophischem Companionship.

Ich bedanke mich bei Carmen Zavala (Lima) für ihr Nachhaken & bei Ran Lahav for companionship!
Hinweis auch auf die neue AGORA Sparte:  https://philopractice.org/web/philosophical-experiences

See also Narelle Arcidiacono / Dramatic Philosophy: https://www.facebook.com/WorldPhilosophyDayReasonableConnections

Puchner, Martin. (2010). Dramatic Philosophy, 121-172 in: The Drama of Ideas: Platonic Provocations in Theater and Philosophy (New York: Oxford University Press, 2010).
https://www.academia.edu/34451416/TALKING_SCULPTURE_Philo_Drama