Donnerstag, Januar 31, 2013

Sokratisches Cafè Philo



darf ich heute (2.2. Bern) mal sokratisch vorgehen ?
ICH FANG MAL DAMIT AN

Was macht denn Sokrates immer wieder ?
(ER FRAGT)



Kennt jemand einen Ausspruch des Sokrates ?
(sammeln)



// Hilfsweise:
Ein Ausspruch des Sokrates beginnt mit: „Ich weiss ...“
Bitte vervollständigen sie doch den so begonnenen Satz!
(erst sagen, dann auf ein herumgehendes Blatt schreiben) 



Weiss Sokrates nix
oder weiss er -wie wir alle- dass er manches weiss & manches (Wichtige) nicht weiss?
JA?
(dann sind wir Anhänger der „schwächeren“ Fassung des Sokratischen Nichtwissens)



Versuchen wir trotzdem zunächst die stärkere Fassung:
WAS WEISS SOKRATES & was WEISS ER NICHT – unter der Voraussetzung, dass Sokrates nix - „gar nööt“ - weiss ?
= alle Sätze der Form „Sokrates weiss x“ sind falsch, keine Aussage der Form „Sokrates weiss x“ ist wahr.
Also: KEIN AussageSATZ ?
Wissen wir etwas von Sokrates und können wir annehmen, dass er das auch wusste?



Schon in der Antike gab es in der Logik „Sokrates Beispiele“. Sie haben die Form:
SOKRATES IST …
Bitte ergänzen Sie!







Nehmen wir als Beispiel:
SOKRATES IST EIN MENSCH



MENSCHEN SIND KINDER VON MENSCHEN: stimmen wir zu?
Hat Sokrates Eltern ?
Wissen wir was von ihnen?



Weiss auch der platonische Sokrates, welche Eltern er hat?



Wenn Sokrates weiss, dass er der Sohn einer Hebamme ist, dann weiss er etwas und nicht nichts. Damit ist die „Stärkere Fassung des Sokratischen Nichtwissens“ widerlegt, erledigt, aus dem Weg geräumt ?



Bleibt nun die schwächere Fassung. Worin besteht die spezielle Ausprägung des Nichtwissens bei Platons literarischer Figur Sokrates ?



Dazu der Beginn von Platons Dialog THEÄTET:
Sokrates fragt seinen Gesprächspartner (in Platons Dialog Theaitetos) , ob er gehört habe, dass er der Sohn einer tüchtigen Hebamme sei, was der Befragte bejaht. Die Frage danach, ob er auch wisse, dass Sokrates dieselbe Kunst ausübe wie die Hebamme verneint er, worauf Sokrates antwortet: Wisse denn, dem ist so. Verrat mich aber nicht, ... denn es weiß niemand von mir, daß ich diese Kunst besitze. Da es nun die Leute nicht wissen, so sagen sie mir auch dieses zwar nicht nach, wohl aber, daß ich der wunderlichste aller Menschen wäre und alle zum Zweifeln brächte. Gewiß hast du das gehört“ [149 St 1 A] - Theaitetos bejaht. Sokrates erklärt nun ausführlich, was unter dieser 'Kunst' zu verstehen ist, dem Gesprächspartner bei der Geburt von GedankenKindern beizustehen. (Das könnte auch in einem Café Philo sein) Und wir können ja zusehen, ob sich das heute und hier wohl ereignet -
Die Hebamme hilft Menschenkindern aus dem Mutterleib (zur rechten Zeit) in die Welt.
Der sokratische philosophische Praktiker macht Entsprechendes mit noch unausgesprochenen Gedanken, „Kopfgeburten“. Beide „gebären“ nicht selber, sondern helfen Anderen beim Gebären.
Soweit das zentrale Bild, mit dem der platonische Sokrates sein „merk-würdiges“ Geschäft (des gemeinsamen Philosophierens in verteilten Rollen) verständlich zu machen sucht bei den Gesprächs-partnern.

Und was hat dies mit Wissen und Nichtwissen zu tun?

A  Das Streitgespräch mit Leuten, deren Wissen nur eingebildet ist:
hier tritt der (auch tricksende) Sokrates als Wettkämpfer auf und der Kampf endet im aufgedeckten Nichtwissen (des Gegensprechers). Nichtwissen als Methode, immer fragen zu können und den Argumentationsdruck voll zu entfalten.

B Philosophierendes Sich-Beraten mit Freunden wie Kriton über lebenspraktisch einschneidende Entscheidungen. Soll Sokrates aus dem Kerker fliehen, sein Leben retten (für die Zeit, die einem End-Sechziger bleibt - in der Fremde) ? Sokrates kommt argumentierend mit dem Freunde zu einem anderen Ergebnis wie Anaxagoras, der lieber floh. 

Diskussion: warum lobt Platon die Gesetzesliebe des Sokrates ?
Sind die Gesetze Athens nicht von Menschen gemacht (Solon) und können sie nicht von Menschen abgeändert werden ? In D wurde erst nach einer Meuterei am Ende des verlorenen Kriegs 1918 das allgemeine Wahlrecht (und der achtstündige Normalarbeitstag) eingeführt. Frauen konnten dann in D erstmals 1919 wählen.

Donnerstag, Januar 24, 2013

Café Philo 2.2. Schloss Bern-Bümpliz 14h

Wissen des Nichtwissens ?

Sokrates fragt seinen Gesprächspartner ( in Platons Dialog Theaitetos)1 , ob er gehört habe, dass er der Sohn einer tüchtigen Hebamme sei, was der Befragte bejaht. Die Frage danach, ob er auch wisse, dass Sokrates dieselbe Kunst ausübe wie die Hebamme verneint er, worauf Sokrates antwortet: „Wisse denn, dem ist so. Verrat mich aber nicht, ... denn es weiß niemand von mir, daß ich diese Kunst besitze. Da es nun die Leute nicht wissen, so sagen sie mir auch dieses zwar nicht nach, wohl aber, daß ich der wunderlichste aller Menschen wäre und alle zum Zweifeln brächte. Gewiß hast du das gehört“ [149 St 1 A] - Theaitetos bejaht. Sokrates erklärt nun ausführlich, was unter dieser 'Kunst' zu verstehen ist, dem Gesprächspartner bei der Geburt von GedankenKindern beizustehen. (Das könnte auch in einem Café Philo sein) Siehe dazu etwa Odo Marquard im Historischen Wörterbuch der Philosophie: „Den Begriff Philosophische Praxis (PP) hat Gerd B. Achenbach 1981 ... geprägt: unter PP versteht er die professionell betriebene philosophische Lebensberatung, die in der Praxis eines Philosophen geschieht. ... Sie verordnet keine Philosopheme, verabreicht keine philosophische Einsicht, sondern sie setzt das Denken in Bewegung: philosophiert.“ [ http://de.wikipedia.org/wiki/Philosophische_Praxis]
Die sokratisch-philosophische 'Kunst' beinhaltet, dass der Lehrende/Fragende den Lernenden/Befragten darin unterstützt, die Erkenntnis/Wahrheit -in einem Prozess ähnlich dem Geburtsvorgang- ans Licht zu bringen. Der Lernende wird dabei durch geschickte Fragen angeleitet, sich selbständig mit einem Problem auseinanderzusetzen, Lösungswege und Lösungen werden nicht vorgegeben, sondern sollen selbst entwickelt bzw. gefunden werden. Da das meist nicht einfach ist, kann es die Befragten in die Situation des Zweifelns an sich selbst bringen. Und 'zweifeln' wird auch die eine oder andere Gebärende, wenn sie schon ganz erschöpft ist, und das Kind immer noch nicht 'ans Licht' will... (sagt Mutter Christine)
Methodisch sieht das so aus, dass der Fragende immer wieder mit weiterem Nachfragen oder auch Zurückgeben von Fragen, der Form der offenen Fragen, der 'W-Fragen' (z.B.:Warum meinst Du, dass das so und so ist?/ Was ist das, das Du da meinst?), die Befragten dazu bringt, selbst Antworten zu finden / zu geben. Letztendlich findet ein Dialog, oft ein Zwiegespräch zwischen 'Vordenker' (Sokrates) und 'Mitdenker' statt, wobei die Selbstläuterung von beiden das Ziel ist: „...ein Philosophieren, das ... auf Prozesse des Bewusstwerdens ausgelegt ist.“2

Der Sokratische Dialog (bei Platon)

Im 6. Kapitel „Definition, Dialektik und das Gute“ seines schmalen Bändchens PLATO beschreibt Hare3 Sokrates Anliegen, das dieser mit seinen 'Was ist...?'-Fragen hat, als „Rechenschaft geben“. Darin liege der Kern des Philosophierens. Platon und Sokrates argumentieren, dass es nicht hinreiche, richtige Meinungen (ortheDOXA) zu haben. Erst wenn diese gerechtfertigt werden, können sie als sicher und zuverlässig, als WISSEN gelten: „Wenn wir die Wörter verstehen können, in denen wir die uns beschäftigenden Probleme darlegen, dann können wir für sie im nächsten Schritt begründete Lösungen suchen. Genau das ist das Anliegen der Philosophie“ (Hare verbindet diese Aussage mit einem Verweis auf Wittgensteins Lehrer Frege, der sich auf Sokrates Worte bezieht, mit der Aussage, dass das 'Wissen des Nichtwissens' vielen als Vorbedingung des Lernens fehle.) Diese Problematik sieht Hare im Dialog Euthyphron4 dargestellt. Besonders in Zeiten sittlicher oder politischer Verunsicherung kann der Anschluss an die Mehrheitsmeinung nicht ausreichen: wir müssen uns selber durchdenken / „we have to think the thing out for ourselves“5. Sokrates' Methode der 'Prüfung' (ELENCHOS) beschreibt er als ein Entlocken von Antworten auf seine Fragen. Die Antworten wurden dann ABER durch Sokrates oft zunichte gemacht, wenn er nachweisen konnte, dass diese in Widerspruch zu Behauptungen standen, die das jeweilige „Opfer“, oder sogar die Allgemeinheit, nicht aufgeben wollte. Hare sieht in der Argumentation die Problematik, dass nicht klar ist, ob so die Meinung/en abgelehnt würde/n oder die Bestimmung der verwendeten Wörter. Deshalb schlägt er vor, Platon so zu interpretieren, dass die Definition, die in den Selbstwiderspruch führt, abgelehnt werden muss.
Martens6 thematisiert, welche Bedeutung dem dialogisch an Argumenten und Gegenargumenten orientierten Prozess des Denkens, der durch die sokratische Methode bewirkt wird, zukommt: „Noch vor fachphilosophischen Unterscheidungen und arbeitsteiligen Einengungen einzelner Methoden und Richtungen besteht das Spezifikum des sokratischen Philosophierens aber vor allem in seiner lebensweltlichen Fülle und alltagssprachlichen Nähe,...“ und er verweist auf Adorno: „Darin, daß die Philosophie ihre Begriffe in einem so weiten Maß der von Allen gesprochenen Sprache entlehnt, hat sie ihre Beziehung auf das Ganze; so, wie es etwa Sokrates gegenwärtig gewesen sein mag, [ ], weil es Fragen sind, die alle Menschen angehen und die auch in ihrer Sprache sich behandeln lassen. Durch den Prozeß der Verfachlichung oder Spezialisierung werden auch diese Termini betroffen, diese Worte, die Sokrates noch an den Straßenecken verwandt hat, werden eingeengt.“7

Das sokratische Gespräch nach Nelson und Heckmann

Leonard Nelson bezeichnet sich selbst als: „...getreuen Schüler des SOKRATES und seines großen Schülers PLATON...“8, so der Beginn seines Vortrags bei der 'Pädagogischen Gesellschaft' Göttingen, dort 1922 gehalten, anlässlich der Gründung der 'Philosophisch-Politischen-Akademie' und 1929 posthum veröffentlicht. Zentralaussage: „Die sokratische Methode ist nämlich nicht die Kunst, Philosophie zu lehren, sondern Philosophieren zu lehren, nicht die Kunst, über Philosophen zu unterrichten, sondern (uns) zu Philosophen zu machen.“ Nelson9 hat -bei aller Sympathie für sokratische Methode- Platon/Sokrates aber auch kritisiert, da Nelson sich beim Philosophieren nicht als Andere-durch-Stromschläge-lähmender (Menon10, 80a) 'Zitterrochen' verstehen wollte. Nelsons Modifikation besteht darin, dass er sich statt um einen Zweierdialog um ein moderiertes Gruppengespräch bemüht, in dem moderierende Gesprächsleiter sich inhaltlich zurückhalten : „... hier hängt alles davon ab, die (Teilnehmenden) ... von Anfang an auf sich zu stellen, sie das Selbstgehen zu lehren, ohne dass sie darum allein gehen, und diese Selbständigkeit so zu entwickeln, daß sie eines Tages das Alleingehen wagen dürfen, weil sie die Obacht des (Gesprächsleiters) ... durch die eigene Obacht ersetzen.“11. So kommentiert Nelson die Stelle aus der Apologie: „...ausgefragt, geprüft und ins Gebet genommen...“12, als: „nicht um ihnen lehrend eine neue Wahrheit zu vermitteln, sondern nur, um ihnen den Weg zu zeigen, auf dem sie sich finden läßt.“ Dies, so scheint es, weiss Sokrates, selbst wenn er sonst nichts weiss.
Martens (1999) fasst die sokratische Methode als 'Dialog-Handeln' 13 und ihr Ziel ist 'Orientierung'. Er verweist auf Kant, der in seiner 'Kleinen Schrift von 1786'. „Was heißt: sich im Denken orientieren?“ in der Schlussanmerkung schreibt: „Aufklärung in einzelnen Subjekten durch Erziehung zu gründen, ist also gar leicht; man muß nur früh anfangen, die jungen Köpfe zu dieser Reflexion zu gewöhnen. Ein Zeitalter aber aufzuklären, ist sehr langwierig; denn es finden sich viele äußere Hindernisse, welche jene Erziehungsart teils verbieten, teils erschweren.“
Doch zurück zu Nelson, der sich an vielen Stellen seines Vortrags auch auf Kant bezieht, also nicht nur Platoniker sondern auch noch NeuKantianer ist. Besonders hervorzuheben , ist die Aussage, dass es in der Geschichte der Philosophie zweimal die: „Aussicht [gab], die Philosophie aus dem Stadium des Herumtappens auf den sicheren Weg der Wissenschaft zu bringen. ...“14 - erstens mit Sokrates, zweitens mit Kant. Zu Sokrates findet sich folgende jauchzende und zugleich scharfsinnige Passage beim jungen Altphilologen Friedrich Nietzsche : „Wer das fortwährende Jauchzen nicht hört, welches durch jede Rede und Gegenrede eines platonischen Dialogs geht, das Jauchzen über die neue Erfindung des vernünftigen Denkens... (!)[ ]... Jenes Alte war das Denken im Banne der Sittlichkeit, für das es lauter festgestellte Urtheile, festgestellte Ursachen, keine anderen Gründe, als die der Autorität gab: so daß Denken ein Nachreden war..[ ]..Sokrates war es, der den entgegengesetzten Zauber, den der Ursache und Wirkung, des Grundes und der Folge entdeckte...[ ]“15 Der Mensch entdeckt sich seit der klassisch griechischen Aufklärung als das „nicht festgestellte“ Wesen.
Zusammenfassend kann bis hier festgehalten werden, dass Nelson die sokratische Methode vom Zwiegespräch (Dyade) zum Gruppengespräch gemacht hat, wo es einen 'neutralen' sokratischen Lehrer/Leiter gibt, der jedem der Gruppe die Chance inhaltlich weiterzukommen gibt. Den Nachteil dieser Modifikation sieht zum Beispiel Birnbacher16 darin, dass die größere Komplexität der Gruppeninteraktion die Gefahr in sich birgt, bei der Wahrheitssuche auf die Schiefe Bahn abzurutschen, d.h. sich vom folgerichtigen Nachdenken zu entfernen, und/oder die Ausgangsfrage aus den Augen zu verlieren. Diesem Problem ist Heckmann (Schüler Nelsons, von 1927 – 1932 Lehrer in der Erwachsenenabteilung des von Nelson eröffneten Landerziehungsheims Walkenmühle bei Melsungen in Nordhessen)17 entgegengetreten.
Mit der Bearbeitung der sokratischen Methode setzt Heckmann an diesem Punkt an, indem er nicht mehr wie Nelson davon ausgeht, dass es objektiv gültige philosophische Wahrheiten gibt und das menschliche Nachdenken zu ihrer Auffindung in der Lage ist, was Nelson (wie Fries) als „Selbstvertrauen der Vernunft“18 bezeichnete. Heckmann schreibt der sokratischen Methode eine neue, selbständigere Rolle zu: „Ein Gespräch ist sokratisch, wenn es dem einzelnen Teilnehmer dazu verhilft, den Weg vom konkret Erfahrenen zur allgemeinen Einsicht selber zu gehen [ ]. Nur indem der einzelne diese Arbeit selber leistet, gewinnt er Einsicht. [ ] Im sokratischen Gespräch hat der Gesprächsleiter die pädagogische Aufgabe.....“19. - Zur Erfüllung dieser pädagogischen Aufgabe hat Heckmann sechs pädagogische Maßnahmen entwickelt, deren Ziel die Konsensfindung über eine Aussage durch das sokratische Gespräch ist. Diesem Konsens schreibt er den Charakter des Vorläufigen zu: „Bis auf weiteres bestehen keine Zweifel mehr an der erarbeiteten Aussage. Jedoch kann uns ein bisher nicht erwogener Gesichtspunkt in den Blick kommen, der neue Zweifel hervorruft. Dann muß die bisher nicht mehr angezweifelte Aussage von neuem geprüft werden. Niemals aber wird eine Aussage erreicht, die neuer Revisionsbedürftigkeit grundsätzlich entzogen wäre.“ (S.87) Heckmann sieht Punkt 6. Lenkung ('in fruchtbare Bahnen') als höchste Anforderung für den Gesprächsleiter, da das Erkennen und Nutzen fruchtbarer Ansätze und Fragen voraussetzt, dass der Leiter den Teilnehmern deutlich voraus sein muss, bezüglich philosophischer Einsichten und der Erfahrung darin, wie diese zu erlangen sind. Die sechs Maßnahmen, die als Forderung für den Leiter gelten, haben den Vorteil, dass diese Gesprächsregeln dann im weiteren Verlauf auch von den Gesprächsteilnehmern beachtet werden (können) und so eine regelmäßig „neo-sokratisch“ miteinander sprechende Gruppe weniger Leitung bedarf, sondern sich selbst anleitet. Der vorherige Leiter kann sich dann inhaltlich am Gruppengespräch beteiligen, als einer unter Gleichen. Wenn das Gespräch in einem Café Philo gut in Gang gekommen ist, erleben wir das auch: Gespräch unter Gleichen.
>>Sich-Wundern<< - damit fängt das Philosophieren an. Sich-Wundern-Können, auch noch mit fortschreitendem Alter, und jenes >>innere Jauchzen<< (der ungewöhnliche Altphilologe Nietzsche) beim interessierten Verfolgen der Wechselrede, sind vermutlich die wichtigsten Quellen des Vergnügens und des philosophischen Einsicht-Gewinnens beim Café Philo. 

„>Was bringt uns zum Denken?< Die klassische Antwort lautet: Das Staunen ist der Anfang von Philosophie(ren) … Reflexion ist seit Sokrates immer auch dabei, das selbsterzeugte Gedankengeflecht wieder aufzulösen.“ In ihrem letzten Werk: >Vom Leben des Geistes< hält Hannah Arendt Zwiegespräch mit Sokrates: „... gefrorene Gedanken, scheint Sokrates zu sagen, stellen sich so zwanglos ein, dass man sie im Schlaf anwenden kann; doch wenn dich der Wind des Denkens … aus dem Schlaf geweckt und völlig wach und lebendig gemacht hat, dann wirst du erkennen, dass du nichts in der Hand hast als Ratlosigkeit“ Nichtwissen – auf der Objektebene (wie moderne Sprachphilosophen gerne sagen). Dann aber steigt Hannah Sokrates gleichsam eine Stufe höher (auf die Metastufe, die Reflexionsstufe) und fährt fort: „ … und das beste ist immer noch, (die Suche) zu unserer gemeinsamen Sache zu machen.“ Nach: Reiner Wimmer, Vier jüdische Philosophinnen, Tübingen 1990,293
 

>>Wage es nur, vernünftig zu sein [sapere aude]; fang nur an damit; wer die Stunde hinausschiebt, in der er mit dem vernünftigen Leben anfängt, der gleicht dem Toren, der wartet, bis der Fluss abgeflossen ist; aber er strömt weiter und wird in alle Ewigkeit weiterströmen.<< (Horaz, Epistolae 2, 40.)20

Literaturhinweise

Adorno, Theodor W., 1973: Philosophische Terminologie, Band 1, Frankfurt/Main
 
Birnbacher, Dieter und Dieter Krohn (Herausgeber), 2002: 


Das sokratische Gespräch, Reclam, Stuttgart



Dietz, Cornelia: Der Platonische Dialog im Rahmen der
 


Kommunikationstheorie Gerold Ungeheuers. Eine
 


Hausarbeit aus dem Wintersemester 1994/95 Uni Konstanz



Hare, Richard M., 1982: PLATO , Oxford University Press, Oxford



Hare, Richard M., 1990, aus dem Englischen übersetzt v. 


Christiana Goldmann: Platon, Eine Einführung, Reclam, Stuttgart



Heckmann, Gustav, 1982: Das sokratische Gespräch

 

Höffe , Ottfried, 2009: Aristoteles: Die Hauptwerke,


Francke Verlag, Tübingen 

 

Martens, Ekkehard, 2004: Sokrates, Eine Einführung, Reclam, 


Stuttgart



Martens, Ekkehard, 1999: Philosophieren mit Kindern, Reclam, 


Stuttgart



 
Mittelstraß, Jürgen, 1985: Die geometrische Wurzel der Platonischen Ideenlehre, in: 


Gymnasium 92, 399-418



Mittelstraß, Jürgen, 1984: Versuch über den sokratischen Dialog, in:
Das Gespräch ,  Karlheinz Stierle und Rainer Warning (Hg.)
Mok-Wendt, Christine, 2013::  Sokrates und seine Lebenseinstellung
oder: Auf der Spur der sokratischen Methode, Uni Konstanz (Vorlage für diese Post)


Nietzsche, Friedrich: Morgenröthe. Gedanken über 


die moralischen Vorurteile (1881) , in:


 Kritische Studienausgabe 3, dtv / de Gruyter 1988; Neuausgabe 


1999



Platon, 2007: Euthyphron, Reclam, Stuttgart


Platon: die Werke, 2. Tetralogie: Kratylos,Theaitetos, Sophistes, 


Politikos  , nach einer Übersetzung v. Friedrich E. D. 


Schleiermacher in: Platons Werke. 


Zweiten Teiles erster Band. Dritte Auflage, Berlin 1856


(aus. www.opera-platonis.de)



Platon, 1994: Sämtliche Werke, Band1, neu herausgegeben von 


Ursula Wolf, übersetzt von Friedrich Schleiermacher (Apologie),


 Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbek bei Hamburg



Roth / Staude (Hg.) 2010: Das OrientierungsLos. Philosophische


Praxis1, Hartung-Gorre, Konstanz



Roth, Volkbert M. (Hg.) 2012: Viel Glück. 


Philosophische Praxis 4, Konstanz  SinnPraxis@gmail.com





Wimmer, Reiner 1990: Vier jüdische Philosophinnen, Tübingen  

     
             (Hannah Arendt und Sokrates)


1Platon, 2. Tetralogie: Theaitetos [148 d] ff. (aus: www.opera-platonis.de)
2Birnbacher, Dieter und Dieter Krohn: Das sokratische Gespräch, (S.144)
3Hare, Richard M., 1990: Platon (S. 73 f.)
4Platon, Euthyphron, 2007
5Hare, Richard M., 1982: Plato, (S.41)
6Martens, Ekkehard, 2004: Sokrates (S.162 f.)
7Adorno, Theodor W., 1973: Philosophische Terminologie, Band 1, (S.48), aus: Martens, 2004
8Nelson, Leonhard, 1922 veröffentlicht: 1929: Die sokratische Methode, (S.21-72), aus Birnbacher, Dieter und Dieter Krohn, 2002: Das sokratische Gespräch
9Birnbacher, Dieter und Dieter Krohn, 2002: Das sokratische Gespräch, (S.148 f.)
10Platon, 1994: Sämtliche Werke, Band1 (Menon, 80a/ S.470/471)
11Nelson, Leonhard, 1922 veröffentlicht: 1929: Die sokratische Methode,(S.46/47), aus Birnbacher, Dieter und Dieter Krohn, 2002: Das sokratische Gespräch
12Platon: Apologie des Sokrates (übersetzt v. Otto Apelt), S.44, Leipzig: nach Nelson, Leonhard, 1922 veröffentlicht: 1929: Die sokratische Methode, (S.26), in Birnbacher, Dieter und Dieter Krohn, 2002: Das sokratische Gespräch
13Martens, Ekkehard, 1999: Philosophieren mit Kindern, (S.54) -mehr dazu: in Ch. Mok-Wendt, Uni Konstanz BA-Arbeit, (S.30 f.)
14Nelson, Leonhard, 1922 veröffentlicht: 1929: Die sokratische Methode, (S.25), aus Birnbacher, Dieter und Dieter Krohn, 2002: Das sokratische Gespräch
15Nietzsche, Morgenröthe, KSA 3, S.314 f., aus: Martens, Ekkehard, 2004: Sokrates (S.66)
16Birnbacher, Dieter und Dieter Krohn, 2002: Das sokratische Gespräch (S.8)
17Birnbacher, Dieter und Dieter Krohn, 2002: Das sokratische Gespräch (S.217)
18Birnbacher, Dieter und Dieter Krohn, 2002: Das sokratische Gespräch (S.9)
19Heckmann, Gustav, 1981: Das sokratische Gespräch, (S.84-90)
20Martens, 1999:Philosophieren mit Kindern, (S.191)

 Wir freuen uns auf die Begegnung in Rede und Gegenrede, in der Wechselrede!