Donnerstag, Januar 31, 2013

Sokratisches Cafè Philo



darf ich heute (2.2. Bern) mal sokratisch vorgehen ?
ICH FANG MAL DAMIT AN

Was macht denn Sokrates immer wieder ?
(ER FRAGT)



Kennt jemand einen Ausspruch des Sokrates ?
(sammeln)



// Hilfsweise:
Ein Ausspruch des Sokrates beginnt mit: „Ich weiss ...“
Bitte vervollständigen sie doch den so begonnenen Satz!
(erst sagen, dann auf ein herumgehendes Blatt schreiben) 



Weiss Sokrates nix
oder weiss er -wie wir alle- dass er manches weiss & manches (Wichtige) nicht weiss?
JA?
(dann sind wir Anhänger der „schwächeren“ Fassung des Sokratischen Nichtwissens)



Versuchen wir trotzdem zunächst die stärkere Fassung:
WAS WEISS SOKRATES & was WEISS ER NICHT – unter der Voraussetzung, dass Sokrates nix - „gar nööt“ - weiss ?
= alle Sätze der Form „Sokrates weiss x“ sind falsch, keine Aussage der Form „Sokrates weiss x“ ist wahr.
Also: KEIN AussageSATZ ?
Wissen wir etwas von Sokrates und können wir annehmen, dass er das auch wusste?



Schon in der Antike gab es in der Logik „Sokrates Beispiele“. Sie haben die Form:
SOKRATES IST …
Bitte ergänzen Sie!







Nehmen wir als Beispiel:
SOKRATES IST EIN MENSCH



MENSCHEN SIND KINDER VON MENSCHEN: stimmen wir zu?
Hat Sokrates Eltern ?
Wissen wir was von ihnen?



Weiss auch der platonische Sokrates, welche Eltern er hat?



Wenn Sokrates weiss, dass er der Sohn einer Hebamme ist, dann weiss er etwas und nicht nichts. Damit ist die „Stärkere Fassung des Sokratischen Nichtwissens“ widerlegt, erledigt, aus dem Weg geräumt ?



Bleibt nun die schwächere Fassung. Worin besteht die spezielle Ausprägung des Nichtwissens bei Platons literarischer Figur Sokrates ?



Dazu der Beginn von Platons Dialog THEÄTET:
Sokrates fragt seinen Gesprächspartner (in Platons Dialog Theaitetos) , ob er gehört habe, dass er der Sohn einer tüchtigen Hebamme sei, was der Befragte bejaht. Die Frage danach, ob er auch wisse, dass Sokrates dieselbe Kunst ausübe wie die Hebamme verneint er, worauf Sokrates antwortet: Wisse denn, dem ist so. Verrat mich aber nicht, ... denn es weiß niemand von mir, daß ich diese Kunst besitze. Da es nun die Leute nicht wissen, so sagen sie mir auch dieses zwar nicht nach, wohl aber, daß ich der wunderlichste aller Menschen wäre und alle zum Zweifeln brächte. Gewiß hast du das gehört“ [149 St 1 A] - Theaitetos bejaht. Sokrates erklärt nun ausführlich, was unter dieser 'Kunst' zu verstehen ist, dem Gesprächspartner bei der Geburt von GedankenKindern beizustehen. (Das könnte auch in einem Café Philo sein) Und wir können ja zusehen, ob sich das heute und hier wohl ereignet -
Die Hebamme hilft Menschenkindern aus dem Mutterleib (zur rechten Zeit) in die Welt.
Der sokratische philosophische Praktiker macht Entsprechendes mit noch unausgesprochenen Gedanken, „Kopfgeburten“. Beide „gebären“ nicht selber, sondern helfen Anderen beim Gebären.
Soweit das zentrale Bild, mit dem der platonische Sokrates sein „merk-würdiges“ Geschäft (des gemeinsamen Philosophierens in verteilten Rollen) verständlich zu machen sucht bei den Gesprächs-partnern.

Und was hat dies mit Wissen und Nichtwissen zu tun?

A  Das Streitgespräch mit Leuten, deren Wissen nur eingebildet ist:
hier tritt der (auch tricksende) Sokrates als Wettkämpfer auf und der Kampf endet im aufgedeckten Nichtwissen (des Gegensprechers). Nichtwissen als Methode, immer fragen zu können und den Argumentationsdruck voll zu entfalten.

B Philosophierendes Sich-Beraten mit Freunden wie Kriton über lebenspraktisch einschneidende Entscheidungen. Soll Sokrates aus dem Kerker fliehen, sein Leben retten (für die Zeit, die einem End-Sechziger bleibt - in der Fremde) ? Sokrates kommt argumentierend mit dem Freunde zu einem anderen Ergebnis wie Anaxagoras, der lieber floh. 

Diskussion: warum lobt Platon die Gesetzesliebe des Sokrates ?
Sind die Gesetze Athens nicht von Menschen gemacht (Solon) und können sie nicht von Menschen abgeändert werden ? In D wurde erst nach einer Meuterei am Ende des verlorenen Kriegs 1918 das allgemeine Wahlrecht (und der achtstündige Normalarbeitstag) eingeführt. Frauen konnten dann in D erstmals 1919 wählen.

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