>>Die grosse Illusion vom kleinen Glück<< war Titel der Sendung REFLEXE von DRS2 , am Montag dieser Woche (29.Nov 2010)
Und ewig lockt die Werbung. Von Plakatwänden und in TV und Film, in Zeitungen, Zeitschriften und immer öfters im Internet. Der Philosoph Hampe (ETH) und der Werber von Matt bemühten sich die Funktionsweise der dauernden Konsumverlockung zu ergründen. Werbung macht Versprechungen, spielt mit unseren Sehnsüchten - und profitiert von der Vereinzelung der Menschen in einer kapitalistisch strukturierten Gesellschaft. (so im Internetauftritt/www.drs.ch)
Nur als Querverweis: „Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine ungeheure Warensammlung“ das ist der Beginn des KAPITAL von Karl Marx (1867) – aber das wäre ein Thema für sich.
In der Ausschreibung zu diesem Café Philo schrieben wir: „Glück?“ – „Arbeit!“
(Wilhelm Schmid)
Philosophisches Café
Die zu diskutierenden Themen sind altehrwürdig & stets aktuell. Wer möchte nicht glücklich sein?
Was ist Glück für Sie? Was verhindert Glück?
Können Sie bitte reihum Beispiele geben?
SINGT „Happiness is a warm gun“ und wendet sich … zu
Ich danke.
Auch wenn Arthur Schopenhauer meint: Wenn man den Zustand eines Menschen seiner Glücklichkeit nach abschätzen will, soll man nicht fragen nach dem, was ihn vergnügt, sondern nach dem, was ihn betrübt.
Der Autor Wilhelm Schmid will in seinem beliebten Büchlein „Glück“ uns zeigen , „...warum es (das Glück) nicht das Wichtigste ist“ - wie ist denn wohl das zu verstehen?
Na, wenn das kein Bild vom Glück ist ?
Bitte machen Sie sich eine
Momentaufnahme vom
GLÜCK eines Augenblicks
„Wie ist der Kontext?“ fragt die GlücksforscherIn.
Im kleinen Insel Taschenbuch GLÜCK ...
trifft Schmid einige der folgenden Unterscheidungen.
Der Übergang vom Glück zum LebensSinn fällt hier ins Auge. Den Zusammenhang betonten auch Hampe (Philosophie) und von Matt (Werbung/“Kommunikation“) in der eingangs zitierten REFLEXE-Sendung: Die grosse Illusion vom kleinen Glück.
Anmerkung: ein „kleines Glück für den Tag und ein kleines Glück für die Nacht“ legt Friedrich Nietzsche dem Publikum, das ZARTHUSTRA ansprechen wollte, in den Mund – auch dies ein Thema für ein andermal! Siehe solange die Texte von Paul Bischof und Egon Hein in: "Leben ändern?" - WIR ÜBEN, 2.2 Philosophische Praxis, Konstanz (Semesterapparat Roth)
ZUFALL / zugefallen / Gefallen
Das Glück ist in diesem Aspekt kein durch (Lebens)Kunst Gemachtes (arte factum). Es ist eine Überraschung. „Fortuna“ - das personalisierte Zufallsglück- „kommt unverhofft“. Und eben dies ist ein Teil der Beglückung, die wir darüber empfinden.
Gleichwohl schätzen die rationalen Philosophen das „Fatum“ (Schicksal) und den Zufall als Entscheidungsinstanz nicht. „Heteronom“ (nicht nach eigenem Gesetz lebend) ist der vom Zufall regierte Mensch, der doch versuchen sollte, eine selbst verschuldete Unmündigkeit (Kant) so früh wie möglich „aufzuklären“ und nach begründeten eigenen Gesetzen (in Autonomie) zu leben.
Wohlgefallen / Wohlfühlglück
Claudio Magris skizziert den Gedanken „sich der Macht der Circe zu unterwerfen, die kapriziös den Mann in ein Tier verwandelt, zum Reiten oder um ihn kuschen zu lassen, ... (und er zitiert Beschreibungen einer) Insel ..., auf der die Frauen die Männer nach Belieben leiten … Bittere und süße Knechtschaft des Eros, animalische Freiheit, die das Bett der Circe den Liebhabern zurückgibt; ins Meer eintauchen heißt ins Bett der Göttin steigen.“ (Welt , 204 s.u.)
„Zeitlos“ glücklich
Im Glück kann auch der Aspekt der sich dehnenden Zeit in Erscheinung treten: „Dem Glücklichen schlägt keine Stunde“. Claudio Magris spricht von: „ganz und gar gegenwärtige(r) Hingabe an das Leben, das sich selbst genügt und sich nicht im Lauf nach (außerdem noch) zu erreichenden Zielen verbraucht, … vielmehr Glück ist, ohne Ziel und ohne Stachel, Ewigkeit und Selbstgenügsamkeit des Augenblicks“ (Die Welt en gros und en detail, München, 2009 (3.Aufl.), S. 204)
MondenGlück: „flüchtiges Glück“
-das ist die dunkle Seite des „Zufalls“Glücks: o fortuna, velut luna
(cresces et dece-e-ces) , Carmina Burana
„Fortune“ haben und „ihn hatte sein Glück verlassen“. Doch: Spiel zwischen quasi „externer“ und subjektiver Sicht, siehe das Märchen vom „Hans im Glück“.
Das GlücksRAD und das WasserMühlenRad / Rad als mehrdeutiges Symbol
„Spinning wheel“ / das sich drehende Rad:
„what comes up, must go down / spinning wheel turning round and round“
1. das Rad als Symbol der unsteten Position
(für jeden einzelnen Abschnitt des Kreises)
2. das Rad als Symbol der Umsetzung in gleichmäßige Bewegung,
die ohne menschliche Mühe nach menschlichem Plan
„arbeitet“, menschliche Arbeit als Antriebskraft unterstützt
oder sie bei bestimmten Arbeiten sogar ersetzt.
Das Mühlrad bewegte Denker seit der Antike zur poetischen Schau eines verlässlichen Glücks.
Natur und Wissen wirken in dieser idyllischen Sicht zusammen und tragen bei zu glücklichem Leben.
NEIL@dotatelier.net : Gibt's keine Bilder zum Glück?Gewisse arten von Arbeit machen glücklich. Du verlierst Dich drin. Das finde ich am Programmieren, wenn ich eine grosse Aufgabe habe. Dann entstehen ganz andere Gehirnwellen. Auch beim Zeichnen. Dann mehr entspannt und reflektiv.
Gewisse andere Arten Arbeit gefallen mir gar nicht. Das Glück ist vorübergehend.
Die Hölle, das sind die Anderen. Aber Glück ist auch mit Anderen. Es geht nicht nur um einen persönlichen Zustand, sondern wir können mit anderen Glück finden. >Ich bin glücklich< heisst was über mich umgebende Zustände, nämlich Menschen um mich. Das kann auch die Hölle sein, klar. (Manchmal opfern wir unser eigenes Glück für die Anderen.)
Einen Teilnehmer erinnert das Rad an den Hamster im Laufrad ...
DAS GLÜCK DER FÜLLE
„Fülle des Lebens“, die ich anschaue und zu der ich JA! sagen kann. Ich erkenne, wie ups & downs, Höhepunkte und Tiefpunkte – gleichsam wie in der Kreisbewegung – zusammengehören. Hier hilft der Abstand. Und der sich im Nachhinein einstellende Gedanke, dass man dies und das doch überstanden hat. Hierzu gehört auch das Immer-wieder-Neuverfassen der eigenen Lebensgeschichte, aus Unheil und Nicht-Sinn wird eine Heilungsgeschichte mit einem je aktualisierten LebensSinn. Den scheinen Menschen, die Sinn machenden Wesen, zu brauchen, solange sie weiterleben wollen. Zum Sinn gehört auch der Widerstand gegen Unsinn und Tyrannei, wie schon die nordamerikanische Unabhängikeitserklärung mit Bezug auf das Erringen eines glücklichen Lebens formuliert:
Die erste deutsche Übersetzung der Unabhängigkeitserklärung veröffentlichte einen Tag nach ihrer Verabschiedung die deutschsprachige Zeitung Pennsylvanischer Staatsbote am 5.7. 1776 in Philadelphia. Sie gab den Beginn folgendermaßen wieder:
„Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen wurden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt wurden, worunter Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit sind.
H a p p i n e s s
& Aufstand
4. Juli 1776
http://de.wikipedia.org/wiki/Unabhängigkeitserklärung_der_Vereinigten_Staaten#Die_Präambel
Die (nordamerikanische) Unabhängigkeitserklärung besteht aus drei Teilen, die eine logische Argumentationskette bilden. Im ersten und bekanntesten Abschnitt beschreibt sie, inspiriert von der Philosophie John Lockes, einen naturrechtlichen Rahmen, um generell zu klären, welche unveräußerlichen Menschenrechte das Individuum besitzt und wann ein Volk das Recht hat, eine alte durch eine neue Regierungsform zu ersetzen. Im zweiten Teil führt der Text konkrete Handlungen der britischen Krone an, mit denen diese die natürlichen Rechte der Kolonisten dauerhaft und schwerwiegend verletzt und durch die sie ihren Anspruch auf deren weiteren Gehorsam verwirkt habe. Der dritte Teil besteht aus der Schlussfolgerung, dass die Loslösung vom britischen Mutterland notwendig und vom Naturrecht legitimiert sei und die 13 Kolonien fortan das Recht beanspruchten, als unabhängige und souveräne Staaten zu handeln.
Die Präambel
Bis heute wirkmächtig ist die naturrechtliche Begründung in der Präambel, die auf eine kurze Einleitung folgt:
“We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness. — That to secure these rights, Governments are instituted among Men, deriving their just powers from the consent of the governed, — That whenever any Form of Government becomes destructive of these ends, it is the Right of the People to alter or to abolish it, and to institute new Government, laying its foundation on such principles and organizing its powers in such form, as to them shall seem most likely to effect their Safety and Happiness. Prudence, indeed, will dictate that Governments long established should not be changed for light and transient causes; and accordingly all experience hath shewn that mankind are more disposed to suffer, while evils are sufferable than to right themselves by abolishing the forms to which they are accustomed. But when a long train of abuses and usurpations, pursuing invariably the same Object evinces a design to reduce them under absolute Despotism, it is their right, it is their duty, to throw off such Government, and to provide new Guards for their future security.”
s e l a
In einem kleinen Ort am Kvarner/istrische Felsenküste, kommen die alten Männer morgens zusammen auf einen Schwatz, warten auf das frische Brot und scherzen. Letzte Nacht hatte es ein Gewitter und am Morgen war der Weg voll mit frischen roten Blüten. Ich kam, mein Auto wegzufahren. Da winkte mir Beppic, ihm zu folgen. Er blieb stehen vor zwei großen Hortensien, in deren ansehnliche hellgrüne Dolden jeweils eine dieser roten Blüten gesteckt war.
Da kommt einem der Weimarer Friedrich in den Sinn:
Der Mensch ist nur ganz Mensch im Spiel.
(LEBENsKUNST als aufgegriffnes GLÜCK)
Wilhelm Schmid, „Die Liebe neu erfinden.
Von der Lebenskunst im Umgang mit Anderen“ ist vor Kurzem (2010) erschienen.
Hierin geht 152 ff der Autor zuerst der Frage nach: Sind Frauen die besseren Lebenskünstler? Um dann im Anschluss 168 ff Die Kunst ein Mann zu sein
zum Thema zu machen. Darin findet sich 175 ff eine Skizze einer Antwort auf die von ihm aufgeworfene Frage: Müssen Männer sich neu erfinden?
Unüberhörbar die Anspielung auf den Haupttitel „Die Liebe neu erfinden“.
Schmid behauptet: „Denkbare Modifikationen des Mannseins betreffen … vor allem die Idee der A r b e i t , den Dreh- und Angelpunkt des männlichen Selbstverständnisses in moderner Zeit“ (175). Und im Folgenden unterscheidet er 7 Aspekte der Lebensarbeit:
1. Arbeit an sich selbst; was ist eigentlich Leben, Liebe, Glück, Sinn?
2. Arbeit an Freundschaft
3. Familienarbeit
4. Bürgerarbeit
5. M u ß e als Arbeit
6. Arbeit am Sinn
7. Erwerbsarbeit
NEULICH hatte ein Freund in Zürich zu einem „DenkMahl“ GLÜCK?-Arbeit! Nachbarn und Freunde geladen. Ich endete:
Wie schön, dass wir mit einem DenkMahl gleich 4fach arbeiten können, im Sinne von 1 – 2 – 5 & 6 !
Bühne frei für die Diskussion
Freitag, Januar 27, 2012
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