auf dem Sommertreffen philopraxis.ch folgte: Denken (Willi Fillinger/ kopfvoran Zürich) und Sein (Detlef Staude, philocom Bern ; Anette Fintz, ISOB Radolfzell); vom folgenden Text WISSEN wurde genau so viel vorgetragen, dass 30 min nicht überschritten wurden...
Mike Roth, philopraxis.ch
W
I S S E N ?
-
es
könnte mir nun leicht passieren, dass eine/r von Euch mir bald
den Sokratischen Spiegel vorhält! Tapfer will ich trotzdem
beginnen ...
DAS
PROJEKT: Miteinander Sprechen um zu Wissen
Im
Jahr 2011 erschien Michael Hampes TUNGUSKA (oder das Ende der
Natur) und darin wird aus Platons PHAIDROS eine Schlüsselstelle
zitiert.
…
Φ
: (zeigt Sokrates einen locus amoenus, mit einem eindrucksvollen Baum
an einem damals lieblich durch Felder sich schlängelnden Bache
unweit der Stadt Athen) – wie kommt es, dass Du, o Sokrates so
wenig hierher heraus gekommen bist?
Σ
: Ich bin eben lernbegierig, und Felder und Bäume wollen mich
nichts lehren, wohl aber die Leute in der Stadt !
Es
sind die Menschen, die miteinander sprechen. Wie aber geht „Sprechen
mit dem Ziel zu Wissen zu gelangen“, Sprechen in
philosophisch-wissenschaftlicher Absicht der begründeten Antwort
auf Fragen? Die antike Formel lautet: „Λόγον διδόναι“
- verständig Rede und Antwort geben können.
Hier
soll weder aneinander – PERSONENBEZUG - noch am „Gegenstand“ -
SACHBEZUG – vorbeigeredet
werden. Wie kann das gelingen? Durch
Einführen der Wortbedeutungen in Spracheinführungshandlungen.
Platon lässt schon Sokrates sich nach der Verwendung der Wörter
bei seinen Gesprächspartnern erkundigen. Sehr viel später
wird Wittgenstein einwerfen: Maybe you made the mistake of denying
what he said? – nämlich: ohne zuerst zu versuchen
herauszufinden, wie die dabei verwendeten Wörter denn zu
verstehen sind (so möchte ich ergänzen), - schon
widersprechen !
Das
Ziel philosophischer Gespräche wurde oft als Erreichen von
Übereinstimmung (Homologie
– übereinstimmende Rede)
umrissen. Dies scheint verbunden mit „geteiltem Wissen“ - , wenn
man eine „gemeinsame Sprache“ (auf Basis geteilter Lebensform)
gefunden hat.
In
jüngerer und jüngster Zeit wurde aber gerade , wenn es um
Lebensfragen geht, ein als „Vielstimmigkeit“ angelegter
Gegenentwurf - der Einstimmigkeit als Ziel entgegengesetzt. Vgl.
hierzu etwa Hampes 4 Meditationen über das Glück (2009 DAS
VOLLKOMMENE LEBEN) und seine Metaüberlegungen in Interviews etc. dazu.
Hampe
attackiert (mit der Stimme von Erwin Weinberger) „postmoderne“ Attitüden der Leugnung der
Möglichkeit von Wissen überhaupt. Hierzu (aus dem 20.
Jhdt) ein ausführliches Beispiel: Wenn man die „natürlichen
Zahlen“ einführt mit einem Zählkalkül nach
Brower/Lorenzen (LG38)
=> /
n
=> n/
ergeben
sich ja die Zählzeichen /, //, ///, „und so weiter“ …
Diese Zählzeichen sind Schreibzeichen. Und wir lernen in den
meisten Kulturen, sie mit gesprochenen Zählwörtern zu
verbinden und sagen dann (wie hier schon beim Lesen) : mach einen
Zählstrich, dann füge einen
an. Verwende dies zur protomathematischen Rekonstruktion unserer
Fähigkeit zu zählen. Du erhälst diese Reihe:
eins
, zwei, drei,... „und
so weiter“ im deutschen Gedicht der Abzählwörter
one,
two, three, ... „and
so on“ im englischen Gedicht der Abzählwörter -
und
wir lernen diese Gedichte auswendig.
Macht
jemand in einer uns bisher unbekannten Sprache beim Handlungsspiel
des Abzählens mit, dann können wir die gesprochenen
und/oder geschriebenen Abzählwörter den im
Herstellungskalkül „natürlicher Zahlen“ (Ziffern)
entstehenden Zählzeichen zuordnen und uns so verständigen
– trotz unterschiedlicher „natürlicher Sprache“. Und wir
können nicht nur sicher zählen, wir können auch über
Gleich und Ungleich, Weniger und Mehr, Früher und Später,
Endlichkeit und Unendlichkeit - philosophieren. Wer Zählen kann
(know
how)
und wer auch Zählen (wie gerade rekonstruiert) versteht (know
why)
kann darauf aufbauend im WISSEN vorankommen. Zählen ist eine
der Voraussetzungen des gradierenden Vorgehens bei Messungen und
Herstellungshandlungen, aber auch bei manchen Geboten (Steuern) und
Verboten (Geschwindigkeitsbegrenzungen). Und neben dem Wissen um
Zählen-KÖNNEN haben wir auch die
Spracheinführungshandlung
für den Prädikator „natürliche Zahl“ uns aneignen
können. Aufgrund der Spracheinführung lässt sich
behauptetes Wissen prüfen. Frage: ist Null eine natürliche
Zahl?
KOMMENTAR hc guth
, mail 2.5.2012
unsere
sich andeutende kleine kontroverse darüber, ob zahlen, zählen
gegenstand von "wissen" sind, ist aus meiner sicht typisch
für probleme unserer (gemeinsamen) BEGRIFFSBILDUNG und
kollektiven aufmerksamkeits-organisation.
>
>
(nebenbemerkung: die ausbildung der redeformen, IN denen die
flexibel, neu, differenzierter, so oder anders ...
entlang
gesellschaftlich-historischer erfahrung gebildeten begriffe GEBRAUCHT
werden, ist die eigentliche spracheinführung (ohne sprache): ...
darin ist unsere "vernunft" "verkörpert"...
wir können kollektiv denken und uns nach außen wie EIN
riesiger lernfähiger organismus verhalten: vorgänge, die
zuvor, bevor es uns (homo sapiens ) gab, an die (körper)grenzen
von (lernfähigen) organismen gebunden waren, überschreiten
diese grenzen - grundlage des gesellschaftlichen lernens über
generationen ... die erste und wichtigste kulturelle bildungstat, auf
der alles andere beruht; und die sprache ist nicht angeboren,
höchstens eben diese disposition, sie auszubilden.)
>
> in
begriffsbildung und den streit darum gehen unsere vorstellungen ein -
von dem, was aufmerksamkeit VERDIENT und was nicht, welche
gemeinsamkeiten und unterschiede WICHTIG sind und welche übergangen
werden sollten - es ist ein ringen um das, was man sehen SOLL und was
ignorieren.
darum
ist die begriffsbildung nicht nur der bindestoff, der die
gesellschaft zusammenhält, sie ist hauptinhalt dessen, worauf
wir stossen, wenn wir unsere oberflächen-kontroversen zu ihren
quellen, ihren ur-sachen hin vorteiben
(Auslassung M.R.)
>
die
notwendigkeiten, denen die ansonsten erfahrungs-,
praxis-,
bedürfnis-orientierte begriffsbildung sich anpassen muss, sind
KATEGORIALE, die notwendigen begriffe, aus denen wir das gerüst
unseres praktischen begriffssystems aufbauen, die unentbehrlichen,
sind die KATEGORIEN.
>
über kategorien und sinn kann man aber nicht sinnvoll allgemein
sprechen.
>
man muss sie im einzelnen AUFSUCHEN, vorführen, nennen.
(wittgensteins ewiges: denk nicht (entlang deiner allgemeinen
metaphysichen vorurteile), schau (es dir an, im funktionieren deiner
praxis, stell es dir vor, ebenso)...
>
es ist dabei weniger der sinn, den man so vorführt, sondern die
grenze zum unsinn. unsinn lässt sich meist schlagend
demonstrieren, wenn einer nur folgen will...
>
kategorien,
die unserem (sinnvollen) handeln zugrundeliegen - genauer gesagt, die
ORDNUNG (begründungs-, schlussfolgerungszusammenhänge:
einschluss-, ausschluss) zwischen gedanken, in denen begriffe der
jeweiligen kategorie gebraucht werden.
(Auslassung
M.R.)
>
modernen menschen fehlt das inventar der kategorien, mit denen man
NATUR als ganze, also die (natur) jenseits des technomorph
handhabbaren - beschreiben, begreifen, behandeln muss. /Ende
des gekürzten Textes von hc guth/
Ich hatte
ursprünglich vor
von
den Zahlen und der Logik zu den geometrischen Figuren und zur
EINSICHT überzugehen.
Das
überspringe ich jetzt.
Vielleicht
gibt sich Gelegenheit dazu in der Diskussion, darauf einzugehen.
((In
Platons Dialog MENON wird ja danach gefragt, ob sich der
Flächeninhalt eines Quadrats verdoppeln lässt...
Bitte versuchen sie es. (Zettel mit einer Rechenkästchen-Linierung
werden verteilt)
Ich
warte … Wollen Sie sich mit Ihren Nachbarn austauschen?
Gibt
es eine Hilfslinie, die weiterhelfen würde?
Hier
kann man die schlagartige EINSICHT erleben!
Auflösung
Zwischenergebnis:
es ergab sich in einem ersten Schritt die halbe Fläche und zwar
nicht in einem Quadrat, sondern in einem gleichschenkligen (und
rechtwinkligen) Dreieck. Zwei dieser Dreiecke ergeben das
Ausgangsquadrat. Anders zusammengesetzt ergibt sich aber wieder ein
gleichschenkliges Dreieck, nur doppelt so groß. Und zwei
solcher Dreiecke (=4 Ausgangsdreiecke) sind also die Lösung!
Dies
SIEHT man lange nicht. Dann aber kommt historisch – vielleicht
ausgehend von der Neuzuteilung des durch den Nil überfluteten
fruchtbaren Ackerlands – die geo (Erde) metrische EINSICHT.
((Kontrafaktisch
?)) lässt Platon im Dialog „Menon“ den Sokrates die Lösung
aus einem nie in Geometrie unterrichteten kleinen Jungen
herausfragen. (( Platon hatte selber solche Sachen vielleicht erst
nach dem Tod des Sokrates wohl aus Pythagoräischen Kreisen bei
einer Sizilienreise erfahren können.)) Seitdem aber gibt es das
Vorbild geometrischen Wissens für Begründungen - auch in
der Philosophie.
Ausgangspunkt
im MENON ist aber die Frage des frisch nach Athen gekommenen jungen
Mannes, ob Tugend lehrbar sei. Reformuliert: gibt es begründbare
Sätze der praktischen Philosophie? Beruht das gute Leben auf
einem Können, das sich wie Handwerkskunst lernen und dann
ausüben lässt?))
Zu
Handlung / TAT als Ausgang:
Jürgen
Mittelstraß hat die sprachphilosophische Wende (linguistic
turn) der neueren Philosophie und das „Retten der Phänomene“,
beginnend schon in der klassisch griechischen Aufklärung, in
Beziehung gesetzt. Er hat aber insbesondere auch das Know-how der
neuzeitlichen Werkstätten als ein wichtiges Element zur
Entstehung der empirischen Einzelwissenschaften aufgewiesen.
( Vico:
„wir
verstehen, was wir selbst gemacht haben“ verum quia factum)
RATIONALE
GRAMMATIK
Paul
Lorenzen war einer meiner Lehrer in der sprachphilosophischen
„Erlanger Schule“ , zweite Hälfte der Sechziger.1984
wurden (als
stw 494)
zwölf seiner Beiträge zur Wissenstheorie oder auch
Wissenschaftstheorie unter dem Titel "Grundbegriffe technischer und politischer Kultur" (LG) veröffentlicht,
gegliedert
in Logik, Technik, Politik. Der erste Beitrag ist überschrieben
mit „Rationale Grammatik“ und wurde 1979 verfasst, 10
Jahre nach meiner Erlanger Dissertation „Einige
logische Strukturen der deutschen Gegenwartssprache“ und 1 Jahr
nach dem Druck von „Vier Stufen der Spracheinführung“ in
dem von Mittelstraß/Riedel herausgegebenen Band: Vernünftiges
Denken. Studien zur praktischen Philosophie und Wissenschaftstheorie.
Wilhelm Kamlah zum Gedächtnis. Anknüpfend an Überlegungen
von Kuno Lorenz hatte ich mich um eine konsequent vom Handeln
ausgehende, „empraktische“ Fassung der Spracheinführung
bemüht.
Paul
Lorenzen bemerkt , dass man auch bei der Beschäftigung mit der
Grammatik nach Grundbegriffen, „Kategorien“ suche. Von
Aristoteles übernimmt er (vgl.
seine Deutung: LG 18)
die Orientierung der Kategorien an der Syntax und nachdem er mit
Beispielen für Imperative und Indikativsätze in einer
elementaren Handlungssituation die Sprachbetrachtung begonnen hat,
heißt es: „Tatwörter sind diejenigen Wörter, die
schon allein einen Imperativsatz bilden können.“ (LG
19) /Der SprachphilosophIn kommt dabei gleich in den Sinn „Platte!“
in Wittgensteins „Am Bau“ Sprachspiel des §2 der
Philosophischen Untersuchungen. Aber den daraus sich ergebenden
Einwand bezüglich Wortart will ich hier nicht weiterverfolgen.
An
Indikativsätzen lassen sich die für das Argumentieren
wichtigen „logischen Operatoren“ ALL-Quantor, EXISTENZ-Quantor
(es gibt …) und Negation (ein
„Junktor“, der sich auf nur eine Aussage bezieht)
in einem geregelten Dialog einführen.
Ein
Proponent stellt eine logisch zusammengesetzte Behauptung auf und ein
Opponent bemüht sich, sie zu widerlegen. Beispiel
Existenzquantor:
Proponent:
Es
gibt eine größte Zahl.
Opponent:
Zu
jeder im Zählkalkül hergestellten Zahl n konstruiert man im
nächsten Schritt n /, die um Eins größere Zahl. Also
gibt es keine größte.
Die Widerlegung
von Allsätzen erfolgt durch Gegenbeispiele.
Proponent:
Zu
jeder Zahl n gibt es eine nächstgrößere.
Und
der Opponent kann nur nicken angesichts der Regel : n => n /
Die formale Logik
(früher auch „mathematische Logik“ genannt) untersucht die
logisch zusammengesetzten Aussagen, die schon aufgrund ihrer Form zu
sicherem Wissen führen. Neben den Quantoren treten auch die
„Junktoren“ auf:
Alle Menschen sind
sterblich UND Sokrates ist ein Mensch.
-Daraus
folgt logisch: ?
10
min
Und
ein spannenderes Beispiel:
Kann
man wissen,
dass man überhaupt nichts
weiß
?
((
X
und Y seien je durch einen Satz formulierte Sachverhalte.
Sokrates
weiß x . Die Wissensrelation W ist also mindestens zweistellig:
W (S, x)
gleichzeitig
wird aber (von Hamann1759 und seitdem im geflügelten Wort:
Ich-weiß-dass-ich-nichts-weiß) behauptet: es gebe kein Y,
von dem gilt W (S, y) = das Sokrates wisse .
Ausgehend
hiervon kann der Opponent die Unhaltbarkeit von :
ich-weiß-dass-ich-nichts-weiß
zeigen.))
ELENCHOS:
In der Darstellung durch seinen Schüler
PLATON in dialogischen Vorlese-Stücken folgen Sokrates und seine
Mitspieler einem Muster, dem ELENCHOS (argumentierender Nachweis),
einer frühen Form dialogischer Logik. Dieses halbformale
Verfahren führt nicht zum Wahrheitsbeweis, vielmehr zur
Widerlegung des grundlos für wahr Gehaltenen.
((In der Apologie
fragt der platonische Sokrates nach den Motiven, die seine Gegner zu
der gerichtlichen Anklage, gegen die er sich verteidigt, bewogen
haben. Er ist angeklagt, die Jugend zu verführen. Diese Anklage
führt er nicht darauf zurück, dass die Gegner seine
philosophischen Überzeugungen für falsch und schädlich
halten, sondern darauf, dass er sich mit seiner Art des
Philosophierens Feinde gemacht hat. Anstößig ist demnach
seine Vorgehensweise als solche, nicht ein bestimmter Inhalt. Auch in
der aktuellen Situation rechnet er damit, dass man ihm seine „Art
des Redens“ verübeln wird. Mit der „Art“ meint er seine
Gewohnheit, unhaltbare Behauptungen als irrig zu erweisen und damit
den Anspruch der Urheber dieser Behauptungen auf Wissen oder Weisheit
als unbegründet zu entlarven. Diese Widerlegung wird als
„sokratischer Elenchos“ bezeichnet. Der typische Ablauf in den
Dialogen ist folgender:
Sokrates stellt seinem Gesprächspartner
die Frage, wie ein bestimmter Begriff zu definieren ist („Was ist
X-heit?“). Die Frage wird beantwortet. In der zweiten Phase stellt
Sokrates eine Reihe weiterer Fragen, die in dem gegebenen
Zusammenhang relevant sind und ebenfalls beantwortet werden. Die
Antworten der zweiten Phase haben in dem Elenchos die Funktion von
Prämissen;
es sind Aussagen, die hinsichtlich der ersten Frage Konsequenzen
haben. In der dritten Phase zeigt Sokrates, dass die in der zweiten
Phase gegebenen Antworten mit der Antwort auf die erste Frage
unvereinbar sind. In der vierten Phase wird die Konsequenz ins Auge
gefasst, dass die erste Antwort nicht stimmen kann, falls die
Meinungen, die zu den Antworten der zweiten Phase geführt haben,
richtig sind. Somit erweist sich die Position des Gesprächspartners
als widersprüchlich, sein Definitionsversuch ist gescheitert.
Darauf ändert er die Definition, gibt eine völlig neue
Antwort auf die erste Frage oder muss sich seine Ratlosigkeit
eingestehen.
Aus dem Elenchos
ergibt sich unter logischem
Gesichtspunkt nicht notwendigerweise die Unbrauchbarkeit der zunächst
vorgeschlagenen Definition, sondern nur ihre Unvereinbarkeit mit den
Prämissen. Sofern allerdings die Dialogteilnehmer die Prämissen
für evidente Tatsachen halten, müssen sie folgern, dass die
Antwort auf die eingangs gestellte Definitionsfrage falsch ist. Die
Prämissen werden im sokratischen Dialog nicht hinsichtlich ihres
Wahrheitsgehalts untersucht, sondern man betrachtet nur die Folgen,
die sich aus ihnen für die Antwort auf die Ausgangsfrage
ergeben. Aus der Sicht der Gesprächspartner des Sokrates steht
die Richtigkeit der Prämissen fest und er widerspricht dem
nicht, doch vermeidet er eine diesbezügliche ausdrückliche
Festlegung. Dieser Umstand ist in der Forschung unterschiedlich
interpretiert worden. Nach der „konstruktivistischen“ Deutung
(Gregory
Vlastos) zielt der
Elenchos auf ein positives Ergebnis ab: Die Antwort auf die
Ausgangsfrage soll als richtig oder falsch erwiesen werden. Dann
krankt die Untersuchung allerdings, wie Vlastos feststellt, an der
fehlenden Überprüfung des Wahrheitsgehalts der Prämissen.
Vlastos meint, Sokrates habe die Prämissen bis zum Beweis des
Gegenteils für wahr halten können, weil sie nicht bloße
Behauptungen seiner Gesprächspartner gewesen seien, sondern auch
ein Teil seines eigenen Systems, dessen Konsistenz
niemand habe widerlegen können. Nach der
„nichtkonstruktivistischen“ Interpretation von Hugh Benson will
Sokrates weder mit dem Elenchos die Falschheit der Antwort auf die
Ausgangsfrage beweisen noch vergleicht er die Plausibilität
dieser Antwort mit derjenigen der Prämissen und fällt ein
Urteil darüber. Vielmehr geht es ihm nur um die Überprüfung
der Stimmigkeit des Gesamtkonzepts seines Gesprächspartners. Ist
das Konzept als unstimmig erwiesen, so obliegt seinem Urheber eine
wie auch immer geartete Abänderung. Diesen Schritt zu
veranlassen ist nach Bensons Verständnis der Zweck des
sokratischen Elenchos.[16]
aus: wiki/sokratische_methode))
((Sinn
und Methode Sokratischer Dialoge
„Ich
weiß, dass ich nicht weiß“,
lautet eine bekannte, aber stark verkürzende Formel, mit der
verdeutlicht wird, was Sokrates seinen Mitbürgern voraushatte.
((Für Figal ist die Einsicht des Sokrates
in sein philosophisches Nichtwissen (Aporie)
zugleich der Schlüssel zu Gegenstand und Methode Sokratischer
Philosophie: „Im Sokratischen Reden und Denken liegt erzwungener
Verzicht, ein Verzicht, ohne den es keine Sokratische Philosophie
gäbe. Diese entsteht nur, weil Sokrates im Bereich des Wissens
nicht weiterkommt und die Flucht in den Dialog antritt. Sokratische
Philosophie ist in ihrem Wesen dialogisch geworden, weil das
forschende Entdecken unmöglich schien.“ )) Angeregt
durch den Philosophen
Anaxagoras
hat Sokrates sich ursprünglich besonders für die
Naturforschung interessiert und sich wie dieser mit der Ursachenfrage
auseinandergesetzt.
Vgl. hierzu den satirischen Text der WOLKEN des
Aristophanes,
423 v. Chr. in
Athen
uraufgeführt
((Sokrates sei verunsichert worden, wie
Platon im Phaidon
ebenfalls überliefert, weil es in der Naturphilosophie keine
eindeutigen Antworten gab.))
Die menschliche
Vernunft
… , durch die alles, was wir über die Natur wissen, vermittelt
werde, konnte Anaxagoras nicht erklären. Daher habe Sokrates
sich von der Suche nach Ursachen (WISSEN) ab- und dem auf Sprache und
Denken beruhenden
Verstehen zugewandt, schlussfolgert Figal.
Ziel des Sokratischen Dialogs in der von Platon überlieferten
Form ist die gemeinsame Einsicht in einen Sachverhalt auf der Basis
von Frage und Antwort. Weitschweifige Reden (eine Spezialität
mancher Sophisten) über den Untersuchungsgegenstand akzeptierte
Sokrates nicht, sondern bestand auf einer direkten Beantwortung der
Frage: „Im sokratischen Gespräch hat die sokratische Frage den
Vorrang. Die Frage enthält zwei Momente: Sie ist Ausdruck des
Nichtwissens des Fragenden und Appell an den Befragten, zu antworten
oder sein eigenes Nichtwissen einzugestehen. Die Antwort provoziert
die nächste Frage, und auf diese Weise kommt die dialogische
Untersuchung in Gang.“
]
Durch Fragen also
– und nicht durch Belehren des
Gesprächspartners, wie es die Sophisten
gegenüber ihren Schülern praktizierten –
sollte Einsichtsfähigkeit geweckt werden,
((eine
Methode, die Sokrates, so Platon, als Mäeutik
bezeichnet hat: eine Art „geistige Geburtshilfe“. Denn die
Änderung der bisherigen Einstellung als Ergebnis der geistigen
Auseinandersetzung hing davon ab, dass die Einsicht selbst erlangt
bzw. „geboren“ wurde.))
Der Erkenntnisfortschritt in den Sokratischen Dialogen ergibt sich
in charakteristischer Abstufung: Im ersten Schritt suchte Sokrates
dem jeweiligen Diskussionspartner klarzumachen, dass seine Lebens-
und Denkungsart unzureichend seien. Um seinen Mitbürgern zu
zeigen, wie wenig sie über ihre eigenen Ansichten und
Einstellungen bisher nachgedacht hatten, konfrontierte er sie
anschließend mit den unsinnigen bzw. unangenehmen Konsequenzen,
die sich daraus ergeben würden. ... ES umfasst der sokratische
Dialog also stets die drei Momente der
Prüfung des anderen,
der
Selbstprüfung und der
Sachprüfung. „Bei
dem von Sokrates begonnenen philosophischen Dialog handelt es sich um
ein
((zetetisches, das heißt))
untersuchendes Verfahren. Die Widerlegung, der Elenchos (ἐλεγχος),
geschieht
((unvermeidlich)) nebenher.
Sie ist nicht das Motiv.“
Nach dieser Verunsicherung forderte Sokrates seinen
Gesprächspartner zum Umdenken auf. Er lenkte das Gespräch
unter Anknüpfung an den Erörterungsgegenstand – sei es
z.B. Tapferkeit, Besonnenheit, Gerechtigkeit oder Tugend überhaupt
– hin auf die Frageebene, was das Wesentliche am Menschen sei.
Sofern die Gesprächspartner den Dialog nicht bereits vorher
abgebrochen hatten, kamen sie zu der Erkenntnis, dass die
Seele
als das eigentliche
Selbst
des Menschen so
gut
wie nur möglich sein müsse. Dies hänge davon ab, in
welchem Maße der Mensch das
sittlich
Gute tue. Was das Gute ist, gilt es also
herauszufinden.
Für die Dialogpartner zeigte Platon im Verlauf der
Untersuchung regelmäßig, dass Sokrates, der doch
vorgab
nicht zu wissen, alsbald deutlich mehr Wissen zu erkennen gab,
als sie selbst besaßen. Anfangs oft in der Rolle
des
scheinbar wissbegierigen Schülers, der seinem Gegenüber
die Lehrerrolle antrug, erwies er sich zuletzt klar überlegen.
Seine Ausgangsposition wurde dadurch häufig als unglaubwürdig
und unaufrichtig wahrgenommen, als Ausdruck von
Ironie
im Sinne von Verstellung zum Zweck der Irreführung.
(Kollege) Döring hält es gleichwohl für ungewiss, dass
Sokrates mit seinem
Nichtwissen im Sinne der gezielten
Tiefstapelei ironisch zu spielen begann. Er unterstellt wie
Kollege Figal Sokrates Ernsthaftigkeit . Doch auch wenn es Sokrates
um eine öffentliche Demontage seiner Gesprächspartner gar
nicht ging, musste sein Wirken viele der von ihm Angesprochenen gegen
ihn aufbringen, zumal auch Sokrates' Schüler sich in dieser Form
des Dialogs übten. ((
Die Vorstellung einer einheitlichen
Sokratischen Methode weist Martens jedoch als ein auf Platons Schüler
Aristoteles
zurückgehendes philosophiegeschichtliches Dogma
zurück, das besagt, Sokrates habe lediglich „prüfende“
Gespräche geführt, aber keine „
eristischen“
Streitgespräche oder „
didaktischen“
Lehrgespräche.))
Trifft (vielleicht) ... die Aussage Xenophons zu, dass Sokrates
die Gesprächsführung auf die jeweiligen Gesprächspartner
abstimmte, im Falle (gutbezahlter) Sophisten also auf
Widerlegung
ihres vorgeblichen Wissens … , im Falle seines alten Freundes
Kriton
aber auf ernsthafte
Wahrheitssuche
?
In der Überlieferung Platons leitet der Gang der
Untersuchung oft nicht in gerader Linie von der Widerlegung
vorgefasster Meinungen über zu einem neuen Wissenshorizont. In
Platons Dialog
Theaitetos
werden beispielsweise drei Auffassungen von Wissen besprochen, ohne
eine übereinstimmende Bewertung zu erzielen.
Mitunter sind es
nicht nur die Gesprächspartner, die in Ratlosigkeit verfallen,
sondern, weil er selbst keine abschließende Lösung
anzubieten hat, auch Sokrates. So zeigt sich nicht selten
„Verwirrtsein, Schwanken, Staunen,
Aporie,
Abbruch des Gesprächs“. wiki/Sokrates
))
Zurück
zur modernen Logik:
Es
gelang Ludwig Wittgenstein (zeitgleich mit anderen Logikern) im
Tractatus
logico-philosophicus durch
seine „Wahrheitstafeln“ eine vollständige Übersicht
über die möglichen junktorenlogischen Verbindungen von
Aussagen zu geben. In dieser kombinatorischen Zusammenstellung treten
nur die beiden Wahrheitswerte w
und f
(für
wahr
und
falsch)
auf. Seitdem WISSEN wir, welche mit Junktoren zusammengesetzten
Aussagen schon aufgrund ihrer Form wahr oder falsch sind.
(In
späteren mathematischen Weiterentwicklungen zur „mehrwertigen
Logik“ wird gern vom Sonderfall der „zweiwertigen Logik“
gesprochen. Dieser zweiwertigen Logik gaben Lorenzen, Lorenz und
andere ein dialoglogisches Fundament und zeichneten sie dadurch für
die philosophische Bemühung um die Wahrheit aus.) Paul Lorenzen
betont, dass die logischen Quantoren auf alle Argumentsstellen von
Aussageformen bezogen werden können und die Variablen binden.
Die einstellige Prädikation („Alle
Menschen sind sterblich“)
ist nur der traditionell im Vordergrund stehende Sonderfall.
„Sokrates
ist menschlich“ wird gewöhnlich „logisch notiert“ als :
S ε m (dabei kürzt „ε“ die griechische Entsprechung
von „ist“ εστίν ab). Noch in Kamlah/Lorenzen, Logische
Propädeutik gibt es nur diese eine Kopula und ihre Negation ε´
(lies: ist nicht) Die Verwendung der IST-Kopula verführt dann in
den üblichen Substantivierungen verbreiteter „gehobener“
(und geschwollener?) Redeweise zu einer Rede vom SEIN; trifft dies
auch zu in der Wortwahl des Themas unserer Sonntagssitzung beim
Sommertreffen 2012 Wissen – Denken – Sein und einem Teil der
Ausführungen dazu? Der Übergang von:
>wir
sind
philosophische Praktiker< auf >Philosophischer Praktiker (m/f)
sein< scheint ja noch harmlos; beim weiteren Übergang hin
zu: >SEIN der ...“ rate ich dazu, explizit zu sein!
Lorenzen
1979 schlägt – vielleicht auch darum - den Gebrauch von
zwei Arten der Kopula vor:
π
(wenn es um Taten geht)
und
ϰ
(wenn
es um Bewegungen geht),
als Täter
kommen in Lorenzens rationaler Grammatik Menschen als sprechende
Täter und Tiere als nicht-sprechende Täter vor.
Ich
lasse
offen,
inwieweit die Hinzunahme „nicht-sprechender Täter“ für
alle Sprachgemeinschaften rational ist. Unstrittig
ist jedenfalls:
insbesondere sind tätig, die miteinander sprechen. Alle Taten
sind Geschehnisse. Geschehnisse, die nicht Tätern als Tat
zugeschrieben werden (können), heißen bloße
Bewegungen.
Als in
Sprachgemeinschaft lebende Menschen haben wir besonderes Interesse an
sprechend / verstehend Tätigen „wie uns“. In der gemeinsamen
Lebensform ist auch der „Sitz im Handeln“ der
Spracheinführungshandlungen, die längst sozial praktiziert
werden, bevor sie in sprachphilosophischer Reflexion
„nach-konstruiert“ werden. Hier lern(t)en wir, how to do things
with words (Austin). Eine grundlegende Rolle hat die Verwendung von
„Handlungsprädikatoren“. Handlungen im umfassendsten Sinne
können dann weiter -sprachlich- aufgegliedert werden. Dies führt
auch zur Unterscheidung von syntaktisch unterschiedlich behandelten
Wortarten und verschiedenen Stufen der Spracheinführung (in der
sprachphilosophischen Rekonstruktion). Sprechen-um-zu-wissen
erscheint dann als ein – wichtiger – Sonderfall.
WISSE UM UNS IN DER WELT
Von Wittgensteins
Gedankenexperimenten angeregt benutze ich die fiktionale Kraft der
Sprache zur Beschreibung einer vereinfachten Welt. In ihr werden nur
HÄNDELN
FÜSSELN
MÜNDELN
SCHLAFELN
unterschieden.
Diese übersichtliche Welt ist also nur viergeteilt, die
Anlehnung an die deutsche Muttersprache dient mir hier zur Abkürzung,
die leichte Abweichung in der Lautgestalt soll uns daran erinnern,
dass wir es mit noch ungegliederten „Vor-handlungen“ zu tun
haben. In der deutschen Gegenwartsprache ist die Gliederung „der
Welt“ freilich viel feiner. Ausgehend von unserer 4 Felder Welt in
der Philosophischen Fiktion wäre dies nachvollziehbar zu
rekonstruieren! (Vgl. Lorenz weiter unten) es fehlt mir hier nicht nur die Zeit
dazu. (Roth 1978 wäre dazu weiterzuentwickeln)
Vor knapp einem
Monat hielt Bernhard Josef Sylla einen Gastvortrag an der Konstanzer
Uni zu Wilhelm v. Humboldts 4 Bestimmungen von Sprache, worauf ich
mich an dieser Stelle gerne beziehe, denn das Geflecht dieser
Humboldtschen Bestimmungen wirft auch ein Licht auf das Vorgehen in
der konstruktivistischen Behandlung unseres Themas, der Bemühung:
Sprechen-um zu-Wissen.
Aus dem TEXT VON
SYLLA:
1
Mein
Kommentar: Dies spielt bei Spracheinführung eine Rolle.
Die
Muttersprache der Philosophierenden kann auf ihre Philosophie sich
auswirken.
2
Mein
Kommentar: Hierin liegt manchmal auch die Chance philosophischer
Neueinführung sprachbewußter, begrifflicher Rede !
3
4
Kommentar:
diese vierte Bestimmung ist wie gemacht für die PHILOSOPHISCHE
PRAXIS !
DIALOGISCHER
KONSTRUKTIVISMUS
Kuno
Lorenz reflektiert, wie wir uns zurückdenkend an unsere
Handlungen fundamentale sprachliche Unterscheidungen rekonstruieren
können. Sprache hat ja praktische, soziale und auf Wissen
bezogene , „epistemische“ Aspekte.
Dieser
doctor subtilis der Erlanger Schule,
Lorenz fasst das >Erleiden< in dialogischen
Elementarsituationen als eine dialogische Rolle, nämlich die
Rolle des jeweils gerade Nicht-Tätigen und nimmt dabei Bezug auf
die „beiden grundlegenden Kategorien ποιεῖν (poiein=tun) und
πασχεῖν (pas-chein=erleiden) des Aristoteles, DIALOGISCHER
KONSTRUKTIVISMUS 2008 (DK) 31.
(Der Ausdruck >Elementarsituation<
ist analoge Bildung zu >Elementaraussage<,
womit
der methodische Aufbau bei Kamlah/Lorenzen beginnt.)
In
DK
heißt es dann weiter: „die dialogische Elementarsituation ist
der an einem Wittgensteinschen Sprachspiel in stilisierter Form
herauspräparierte Handlungsanteil, ein >Handlungsspiel<,
werden doch von Wittgenstein nichtsprachliche Handlungskompetenzen
nur zusammen mit Sprachhandlungskompetenzen mithilfe von
Sprachspielen >gemessen<. Aber nicht nur Personen, auch alle
weiteren, in der Beschreibung nicht ausdrücklich auftretenden
Situationsbestandteile, z.B. das Wasser beim Schwimmen, die Orte beim
Bausteinebringen … gehören nicht … zur dialogischen
Elementarsituation“, sie sind „abgeblendet“. „Eine
dialogische Elementarsituation liefert einen erleuchteten
>Vordergrund< vor einem noch dunklen >Hintergrund<. Das
durch eine dialogische Elementarsituation im ständigen
Rollenwechsel von aktivem
Tun
und passivem
Erleiden
erzeugte Können kann sowohl als Ausbilden einer
Handlungskompetenz bezeichnet werden … als auch als Gewinnen einer
Handlungssituation: Schwimmhandlungen und Schwimmsituationen..., also
>Lebensform< und >Lebensraum< sind noch
ununterscheidbar.“ (Kuno
Lorenz macht auf diesen Zwischenstand im work
in progress
aufmerksam, indem er hier von „Prähandlungen“ spricht. Um
von „Handlungen“ reden zu können bedarf es der Aufhellung
auch des hier noch dunklen Hintergrunds.) DK 31f
, in: WIR ÜBEN p.26
Wissen
ist ein Können.
Wissend
kann ich Fragen nach dem Weg zu meinem Wissen zutreffend beantworten.
Der
Sohn und wohl zunächst Nachfolger eines Handwerkers, Sokrates,
nahm das praktische Herstellungswissen der freien Handwerksmeister
seiner Zeit zum Urbild des Wissens. Wer ein Handwerk kann, kann davon
einen tätigen Beweis geben, das gelungene Werk. Und sie oder er
können, was sie können, lehren. (Diese
Argumentation ist verwandt mit dem Zusammenhang von Ergon/έργον
und Energeia/ενέργεια
in der Sprachphilosophie Wilhelm von Humboldts. /
Sprachgemeinschaft)
Der
neuzeitliche Übergang zu kapitalistischer PRODUKTION trennt das
subjektive Wissen ab von der unmittelbaren Anwesenheit der Wissenden.
Unmittelbar anwesend ist im industriellen Arbeitsprozess „die
Maschinerie“ - mit Arbeitsplätzen für
maschinenbedienende Industriearbeiter, die selber in vielen Fällen
nur noch ein durch kurze Einweisung erhaltenes know-how
brauchen.
(Der direkte Maschinenkontakt ist übrigens
in Deutschland an ausreichende Sprachkenntnis gebunden, damit die
vorschriftsmäßig anzubringenden
Arbeitssicherheitsbestimmungen verstanden werden.)
Wissen
wird
zu Technik objektiviert, in der technischen Ausstattung des modernen
Alltagslebens nimmt es Gestalt an als „objektiver Geist“
(gewöhnlich
wird dieser Ausdruck für Institutionen und Kunstwerke
gebraucht).
So leben wir nicht nur in Sprachgemeinschaften, sondern die „globale
Wohngemeinschaft“ (Sloterdijk
2009, / vgl. Philosophische Praxis 2.2) ist
als Technikgemeinschaft Wissens- und Nichtwissensgemeinschaft. Das
epochale Wissen ist in der global sich ausbreitenden Technik
objektives Skelett unserer Bewegung (Fortschritt) und das
Nicht-Wissen ( know
whatelse could happen bezüglich
Technikfolgen) stellt unsre zunehmende Gefährdung im „Haus des
Seins“ (Nietzsche/Heidegger)
dar. Paul Lorenzen hat unter dem sperrigen Titel „Praktische und
theoretische Modalitäten“ 1979 (siehe
LG 37ff) das
„Verhältnis von Praxis und praxisstützender Theorie“
thematisiert und dabei auch die Rede von „Naturgesetzen“ ersetzt
durch Folgendes: „Die sogenannte ontische Modallogik bezieht sich
im wichtigsten Falle nicht auf das, was ist, sondern auf das, was
sein wird...
Diese
Modallogik lässt sich aus unserer technischen Praxis
begründen.“... hat man sich für einen Zweck entschieden,
rät die „durch Erfahrung belehrte Klugheit“ zur Tat und
„empfiehlt, als Wirkung … die Erreichung eines Sachverhalts A zu
erwarten … Die Wissenschaft erhebt solche Empfehlungen zu
begründeten Geboten: in Situationen S soll jede/r die Erreichung
von A erwarten …“ - und man spricht dann auch gern von
prognostischen Gesetzen - „Besonders irreführend ist der
Ausdruck `Naturgesetze´ für Erwartungsgebote … (denn
dadurch gerät) „der Zusammenhang der Erwartungsgebote mit
unserer technischen Praxis“ aus dem Blick (LG
45).
Und
er fügt an: „Immer wieder wird in dieser Diskussion um die
Entideologisierung (die Entmythologisierung) der Physik ausgerechnet
die Astronomie, also ein Stück Naturgeschichte
– der gestirnte Himmel über uns – angeführt, als ob man
den Himmel … nicht noch genauso anstaunen könnte, wie etwa den
jedes Jahr wiederkehrenden Sommer.“
Gewusst
oder nur noch nicht falsifiziert?
Wohlrapp versus
Popper
Die philosophische
Wissens- oder Wissenschaftstheorie mag angesichts dessen vielleicht
als nicht ganz zeitgemäß erscheinen?
Es gibt ja die
scherzende Ansicht, dass es keine Gesunden gibt, sondern nur: noch
nicht hinreichend Untersuchte und Kranke.
Entsprechend
die nur Falsifizierung geltenlassende Ansicht.
Angesichts der
knappen Zeit verweise ich hier zur ausführlichen
Auseinandersetzung mit dieser populären wissensskeptischen
Ansicht auf Arbeiten von Harald Wohlrapp.
zurück
in die sixties & zu MiR
Systematisches gemischt mit Biografischem
latein
& griechisch, dialogische logik, 1968
… es wurmte mich schon früh, jenes mir (MiR)
undurchschaubare „Argumentieren“ (einiger meiner
Gymmnasiallehrer) mit Etymologien in antikisierender
„Bildungssprache“ - und so erwarb ich, um durchzublicken, in
einer kleinen Hochschule am Rande eines großen Waldes nördlich
Ffm mir Grundkenntnisse in der Muttersprache der Philosophen, so
gerüstet kam ich an die Uni Erlangen zu Kamlah/Lorenzen mit
ihren Assistenten Mittelstraß und Lorenz. Kuno Lorenz wurde
mein Mentor. Er hatte die ddr verlassen müssen, um studieren zu
können. Ivo Glaser war schon vor Ort und bald kam auch der
philosophierende rheinische Mitschüler WOHLRAPP in die
„Erlanger Schule“, die damals das Projekt einer „Vorschule des
vernünftigen Denkens“ umtrieb.
In Erinnerung
ist der Gesprächszirkel LOGIK & GRAMMATIK (1965), der mich
zu meiner Diss "EINIGE LOGISCHE STRUKTUREN DEUTSCHER
GEGENWARTSSPRACHE. Zur Verwendung der Prädikation beim BERATEN"
anregen sollte. (Es blieb dies ein volkssprachbezogener Seitenast ) Mein Gedanke dabei war, ob nicht die Zugehörigkeit zur
deutschen Sprachgemeinschaft schon Kenntnis (know how) logisch
begründbaren Vorgehens einschließe, was BEIM BERATEN in
der Öffentlichkeit wirksam werden kann. Man sagte mir am
Schreibtisch manchmal Bescheid, wenn eine Diskussionsleitung bei
einer der damals häufigen Vollversammlungen gebraucht wurde und
da konnte ich, wenn die Versammelten mich wählten, die gerade
bei Lorenzen gelernten Unterscheidungen öffentlich einsetzen:
was nicht mit überzeugenden Gründen verlangt oder verboten
werden kann, ist freizustellen.
Dies Motto verband sich gut mit dem bewegten und bewegenden
Zeitgeist von ´68 !
Von
der Sprachphilosophie zur Sozialphilosophie
oder:
einen Text verstehen wollen /
Neue
Marx-Lektüre
Gegen Ende meiner
Universitätsausbildung durch die (leicht verspätete)
süddeutsche „Studentenbewegung“ neugierig geworden,
konzentrierte ich mich erst als junger Dozent an der
Reformuniversität Konstanz auf die Mikrolektüre der 3
Bände KAPITAL – in der Annahme, dass sich hier der
systematische Kern „kritischer Theorie“ zeigen müsse, wenn
es einen solchen gab. Die dialogische „Prozedur, welcher sich das
natürliche Bewusstsein bei dem Eintritt in das spekulative
Denken unterwirft“ lässt sich kurz so summieren:
1.
„Das spekulative (systematische) Denken mutet an keiner Stelle dem
natürlichen Bewusstsein (dem Alltagsverständnis) zu, sich
aufzugeben. Vielmehr baut es auf diesem in einer eigentümlichen
Art auf und überführt es in etwas, was immer noch es
selbst und zugleich nicht mehr es selbst ist.“
2. Das
„natürliche Bewusstsein“ darf „auf seinen sämtlichen
Erfahrungen beharren – unter der Voraussetzung, dass es die
Geltendmachung seiner Erfahrungen dem Anspruch des spekulativen
Denkens unterwirft, sich von diesem den systematischen Ort
vorschreiben lässt, an dem es jeweils mit seinen Erfahrungen
argumentiert. ... es muss bereit sein, Einwände
zurückzustellen, bis die systematische Theorie die Stelle
erreicht hat, wo sie erörtert werden sollen.“
3. In der
„Artikulation seiner Einwände ist am Anfang des
systematischen Vorgehens das natürliche Bewusstsein“
unbeschränkt. „Der mit der Systematisierung der Erfahrungen“
– des Alltags – „einhergehende kategoriale Fortschritt grenzt
dann die Möglichkeiten ein, wie das natürliche
Bewusstsein“ –im Dialog mit dem systematischen Denken – „seine
Erfahrungen einbringen kann.“
4. „Die Analyse endet dort, wo
das natürliche Bewusstsein die Herkunft der in ihm herrschenden
Kategorien aus den durch die systematische Analyse aufgedeckten ...
Verhältnissen erkannt hat ... Damit hat sich das natürliche
Bewusstsein im systematischen spekulativen Denken aufgehoben ohne je
seine Erfahrungen aufgegeben haben zu müssen.“ In der von
Kuno Lorenz herausgegebenen Lorenzenfestschrift „Konstruktionen
versus Positionen. Beiträge zur Diskussion um die
konstruktivistische Wissenschaftstheorie“ (Berlin / N.Y. 1979)
unter dem Titel „Das dialektische Denken und das natürliche
Bewusstsein“ von Ivan Glaser veröffentlicht.
((Vgl.
auch: Volkbert M. Roth, Zum wissenschaftlichen Anspruch der
Wertformanalyse: AUFGREIFEN aus dem Alltagsverständnis der
Realität, HERLEITEN von Analyse-Kategorien, Begründung von
DARSTELLUNGSVORAUSSETZUNGEN. Eine sozialphilosophische Studie,
Habilitationsschrift Universität Konstanz 1976 ))
Ich
warf
(auf dem Stuttgarter Hegel-Kongress 1975
„Ist systematische Philosophie möglich?“) die Frage
auf, ob nicht mit Habermas Starnberger „Rekonstruktion des
Historischen Materialismus“ durch sicherlich spannende neue
Erkenntnis über die neolithisch steinzeitliche
„Revolutionierung“ menschlicher Lebensverhältnisse zugleich
ein Weg eingeschlagen werde: MIT MARX AN MARX VORBEI, indem ich
fordete, die synchrone Theorie Histomat 1 (epochale
Kapitalismusanalyse) von Histomat 2 (epochenübergreifende
Entwicklung) zu unterscheiden.
((Glaser konnte
an die Unterscheidung von unvereinbaren Bestandteilen anknüpfend
zur These verschärfen: nur wegen der Breitenwirkung des
„schwächeren Teils“ habe sich der Marxismus durchgesetzt.
„Die große Autorität, die sich Marx und Engels in der
Arbeiterbewegung erworben haben, beruht nicht darauf, dass sich Marx
und Engels mit ihren eigentlichen wissenschaftlichen Werken
durchgesetzt haben.“ (So Glaser) „Sie haben sich vielmehr
Autorität erworben, indem sie (mehr oder weniger willkürlich)
Kompromisse mit dem herrschenden Bewusstsein dieser Bewegung
eingegangen sind“ Ivan Glaser, Die historische Dimension der
dialektischen Theorie. In: Mittelstraß/Riedel (Hg.),
Vernünftiges Denken. Studien zur praktischen Philosophie und
Wissenschaftstheorie. Wilhelm Kamlah zum Gedächtnis, Berlin-New
York 1978; darin steht auch mein Text: Vier Stufen der
Spracheinführung ...))
Paul Lorenzens
Wiederaufnahme des griechischen ΆΓΩΝ (Wettkampf) in der
Konzeption einer dialogischen Logik und Hegels Eintreten für
eine Versöhnung von spekulativem Denken und natürlichem
Bewusstsein werden von Ivo Glaser so verbunden, dass darin die
Möglichkeit eines dialogischen Selbstverständnisses für
die formanalytische Rekonstruktion des Stoffs der systematischen
Kapitalanalyse gesehen werden kann. (Diese ist bisher ein Fragment,
doch nach meiner Meinung immer noch Kern kritischer
Sozialphilosophie unserer Epoche. Work in progress)
((Die
Übernahme von Glasers Vorschlag lag (für mich) nahe
angesichts des schon von Wittgenstein praktizierten Verfahrens der
Spracheinführung ausgehend vom Alltagshandeln. Darüberhinaus
erinnern die umrissenen sozialphilosophischen „DialogREGELN“
an die Zusammenarbeit von Proponent und Opponent in Dialogen , in
denen die Gültigkeit von Aussagen, die logische Funktoren
enthalten, geprüft wird.))
HERMENEUTIK
Für
Jürgen Habermas war nach der Debatte um REKONSTRUKTION (
http://marx101.blogspot.com/2009/05/iii-kapitalistisches-produzieren.html ) die Marx-Rekonstruktion bald kein Thema mehr.
In der Neuen
Marx-Lektüre ging sie aber
weiter. Es gibt keine Re-Vision ohne Meinungsstreit. Dabei
ist neben „Revisionismus“ (für mir Nahestehende damals ein
Abgrenzungs-Terminus) der komplementäre Befund des Dogmatismus
in solchem Streiten naheliegend. Und natürlich verstand sich
unser ungebundener „Montagskreis“ als undogmatisch. Im Bemühen
um das Verstehen eines uns wichtigen Textes fragten wir uns selbst
und gegenseitig: ist dies ein Weg zum Kern oder ein Weg
vorbei an noch fortdauernd gültiger, rekonstruierbarer
Einsicht? Manchmal halfen Debatten weiter. Manchmal Archive. (Reisen
mit Glaser) Manchmal gibt es Entdeckungen in der Einsamkeit und
Freiheit des Selberdenkens – ausgehend von Bekanntem und doch
darin plötzlich Neues sehend.
ICH HABE HIER
EIN BEISPIEL, doch habe hier 30 min Redezeit einzuhalten
((ich beiße
zum beispiel (1976 fern der heimat) zum wiederholten mal in die
formulierung in der ganz gewöhnlichen kapitalausgabe mew 23:
„der wert der ware arbeitskraft löst sich auf … -“ und
erschrecke plötzlich vor dem sich auftuenden abgrund … war
ich etwa gerade dabei aufzudecken, was bisher niemandem aufgefallen
war? Ich meine, ich konnte dies reparieren – durch Einführung
von „Stufen“ im Begriff der Ware. )) - HEBEN WIR UNS DAS AUF
FÜR EIN ANDERMAL !
Nach der Klarheit im Umgang mit
dem Zählen, der Klarheit dialogischer Logik und dem nur
angetippten platonischen Erlebnis der EINSICHT in der Geometrie
haben wir uns der gewöhnlichen Arbeit von Philosophen genähert,
nämlich: Texte der Philosophen verstehen zu wollen. Und
offenbar gibt es bei diesen inhaltlichen Fragen – lange -
unterschiedliche Meinungen. Wir haben es mit Projekten, mit
Systemfragmenten zu tun. Wir wissen, dass erst die gelungene
Darstellung, das abgeschlossene System (so KANT) - den Anspruch auf
Wissen einlösen könnte. Wir befinden uns aber (meist?) von
diesem Ziel entfernt.
Vermerkt sei
schließlich, dass Miteinander
Sprechen um zu Wissen in
der Fülle möglicher Sprachhandlungen nur eine
Ausrichtung
darstellt. Steht bei philosophischen Praktikern (f/m) Miteinander
Sprechen um (sich) zu Verstehen (in
den verschiedenen Bedeutungsvarianten) nicht oft im Vordergrund?
Ich
komme zum Ende
Gibt
es ein Wissen
hinsichtlich „Methoden philosophischer Praxis“ ?
Die
Konstanzer Podiumsdiskussion zu diesem Thema zeigte eine
Patt-Situation: 2 dafür, 2 dagegen.
Dialogisches
Philosophieren hat Berührungsflächen mit systemischer
Beratung. Der orakelnd einprägsame Spruch des Sokrates:
Ich
weiß, dass ich nicht weiß
oîda
ouk eídōs
(Wörtlich
übersetzt heißt der Spruch „Ich weiß
nicht-wissend“ . „Das häufig ergänzte „-s“ an
„nicht“ (sei)
… ein Übersetzungsfehler, da die Phrase „Ich weiß,
dass ich nichts weiß“ auf Altgriechisch οἶδα οὐδὲν
εἰδώς (oída oudén eidós)[4] heißen
würde“) siehe Wikipedia: Ich weiß, daß ich nichts
(!) weiß
tönt
frei übertragen
als
Nicht-wissend
weiß
ich (bald mehr)
wie
ein Mantra auf dem Weg zur Neutralität oder „Allparteilichkeit“.
In der Rolle des Nicht-Wissenden ist ein Philosophischer Praktiker
wie ein konstruktiv-systemischer Berater lösungsorientiert am
Denken
(der >episteme<) aller Beteiligten interessiert und seine/ihre
Wissbegierde dafür modelliert/verändert die Haltungen auch
im sich öffnenden System, etwa einer Familie. Wenn wir uns in
einer bestimmten Angelegenheit, in der Begegnung mit anderen als
(noch) Nicht-Wissende verstehen, sind wir besser dran, als wenn wir
ein Wissen, das wir nicht haben, jedoch meinen zu haben (und daher 1.
unsichere, möglicherweise fatale Schlüsse ziehen, dann 2.
ungut uns verhalten – und 3. uns um Erwerb von Wissen nicht
bemühen). In diesem Sinne ist ein Philosophos jedem falschen
Sophos überlegen.Wollte man daraus aber den pfiffigen Schluss ziehen, sich gar nicht erst um Wissen nach Kräften zu bemühen, ja Wissen für Menschen überhaupt zu leugnen, so wäre dies allerdings Abschied von der Philosophia!
30 min? THE END
((
Wir haben im Übrigen noch kaum Beratungen in einer Art
betriebsinternem „Ethik-Rat“ / Rundem Tisch in Fragen der
Produktion / zum Beispiel dem Ausstieg aus …
Mein
neulinks orientierter Betriebsratsvorsitzender pflegte bei diesem
Thema die rechte Schulter zu zucken und „in dieser Gesellschaft“
auf das Direktionsrecht der Geschäftsleitung zu verweisen.))
Was bedeutet
das >Ende der Natur< ?
Hat es zu tun
mit der Abwendung des Sokrates von „vorsokratischer“
Naturphilosophie?
Hier ist nur noch
Platz für eine Bemerkung:
Michael
Hampe (2011, im Nachwort) hat Kontexte, in denen es um Feststellung
geht, unterschieden von Verhandlungskon-texten. Die praktizierte
„Sorge um die Seele“ -für Sokrates Hauptanliegen der
Philosophierenden- könnte Anteil an beidem haben.
nach
einer Diskussion :
Bleibt noch Zeit
für einen Abgesang? Aus Xenophon, Erinnerungen an Sokrates
ΑΠΟΜΝΗΜΟΝΈΥΜΑΤΑ,
Erstes
Buch:
Antiphon
(übersetzt: die Gegenstimme, der Wechselgesang) , ein Sophist
aus Athen „wollte einmal dem Sokrates die Schüler abspenstig
machen und so ging er zu ihm hin, und in ihrer Anwesenheit sagte er
folgendes: >>Sokrates, ich glaubte, die Philosophierenden
würden mit Notwendigkeit glücklich werden. Es scheint mir
aber, dass dir die Philosophie das Gegenteil von dem, was sie
verspricht, eingetragen hat. Du lebst … mit einer solchen
Verköstigung, bei der kein einziger Sklave bei seinem Herrn
bleiben würde … Du nimmst kein Geld an, … welches die
Besitzenden freier und angenehmer leben lässt …"
Darauf Sokrates: "... Wir wollen also einmal untersuchen, was du an meinem
Leben als schwierig empfindest: Müssen nicht die, welche sich
bezahlen lassen, notwendigerweise das leisten, wofür sie Lohn
annehmen? … Wenn ich nun nicht dem Bauch (usw.)… hörig bin,
ist dann nach deiner Ansicht etwas anderes mehr schuld daran als das,
dass ich angenehmeres kenne, welches nicht nur im Augenblick erfreut,
sondern auch zur Hoffnung berechtigt, dass es immer nützen wird?" Reclam Nr.1855, S. 32f
Literatur
G. Achenbach, Der mit dem es anfing. Vortrag zu Sokrates
Eldred/Hanlon/Kleiber/Roth
1982: La Forma Valore (Manduria) ; überarbeitete deutsche
Vorlagen finden sich unter: marx101.blogspot.com
I.Glaser 1979,
Das dialektische Denken und das natürliche Bewusstsein, in der
von Kuno Lorenz herausgegebenen Lorenzenfestschrift „Konstruktionen
versus Positionen. Beiträge zur Diskussion um die
konstruktivistische Wissenschaftstheorie“, Berlin / N.Y.)
I.Glaser 1978,
Die historische Dimension der dialektischen Theorie. In:
Mittelstraß/Riedel (Hg.), Vernünftiges Denken. Studien zur
praktischen Philosophie und Wissenschaftstheorie. Wilhelm Kamlah zum
Gedächtnis, Berlin-New York, 286 - 300
J. Habermas
1976, Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus, stw 154 Ffm
M. Hampe 2009,
Das vollkommene Leben. Vier Meditationen über das Glück,
München
M. Hampe 2011,
Tunguska oder das Ende der Natur, München
D. Henrich Hg
1977, Ist systematische Philosophie möglich? Hegel-Studien /
Beiheft 17, Bonn
K. Hülser
& A.A. Long 2001, Handbuch frühe Griechische Philosophie,
Vahlen
H. Jonas 1979,
Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die
technologische Zivilisation, Ffm
Kamlah/Lorenzen
1966, Logische Propädeutik, Darmstadt
K. Lorenz 1979,
Lorenzenfestschrift „Konstruktionen versus Positionen. Beiträge
zur Diskussion um die konstruktivistische Wissenschaftstheorie“
(Berlin / N.Y. )
K. Lorenz 2008,
Dialogischer Konstruktivismus, Berlin / N.Y.
P. Lorenzen 1985,
Grundbegriffe technischer und politischer Kultur. stw 494 Ffm
G. Martin 1967,
Sokrates
J. Mittelstraß 1970,
Neuzeit und Aufklärung, Berlin / N.Y.
J. Mittelstraß , Das praktische Fundament der Wissenschaft und die Aufgabe der Philosophie, Konstanz
Mittelstraß/Riedel
1978 (Hg.), Vernünftiges Denken. Studien zur praktischen
Philosophie und Wissenschaftstheorie. Wilhelm Kamlah zum Gedächtnis,
Berlin-New York
Platon,
Apologie / Menon / Phaidros /
V.M. Roth 1969:
EINIGE LOGISCHE STRUKTUREN DEUTSCHER GEGENWARTSSPRACHE. Zur
Verwendung der Prädikation beim BERATEN, Diss. Uni Erlangen 1969
V.M. Roth
1976: Zum wissenschaftlichen Anspruch der Wertformanalyse: AUFGREIFEN
aus dem Alltagsverständnis der Realität, HERLEITEN von
Analyse-Kategorien, Begründung von DARSTELLUNGSVORAUS-SETZUNGEN.
Eine sozialphilosophische Studie, Habilitationsschrift Universität
Konstanz
V.M. Roth 1978:
Vier Stufen der Spracheinführung. In: Mittelstraß/Riedel
(Hg.), Vernünftiges Denken. Studien zur praktischen Philosophie
und Wissenschaftstheorie. Wilhelm Kamlah zum Gedächtnis,
Berlin-New York
V.M. Roth
(Hegel-Kongress Stuttgart 1975) : Mit Marx an Marx vorbei? Histomat1
und Histomat 2. In: Henrich (Hg) 583-593
H. Scheer 2010,
Der energethische Imperativ,
B. J. Sylla,
Wilhelm v. Humboldts 4 Bestimmungen von Sprache, Gastvortrag Uni
Konstanz 8.5.12
wikipedia:
Ich-weiß-dass-ich-nicht(s)-weiß
wikipedia: Die
Wolken (Aristophanes über Sokrates)
wikipedia:
Sokrates
H. Wohlrapp :
Der Begriff des Arguments
Xenophon,
Erinnerungen an Sokrates ΑΠΟΜΝΗΜΟΝΈΥΜΑΤΑ,
Reclam 1855
Paulus: 1.Kor.
3 (18) /Richard Rohr: Sehen lernen, wie die Mystiker. Pure Präsenz
ANGEHÄNGT:
Wo
bleibt eine Studie zu "Verstehen und Verantwortung im
Internet"?
Paul Lorenzen
hat uns gelehrt, dass der methodische Konstruktivismus eine
Wissenschaftstheorie der Notwissenschaften wie der Medizin und
Psychologie, der Ingenieurwissenschaften, der Friedensforschung,
etc. ist. Demnach sind die Vertreter(innen) dieser
Wissenschaftstheorie per definitionem ja geradezu dazu verpflichtet,
solche Untersuchungen methodisch fundiert anzustellen und ihre
Ergebnisse für "Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller"
aufbereitet einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu
machen. Denn "Verstehen" heißt hierbei: der erkannte
Zusammenhang hat Folgen für das eigene Handeln und somit
natürlich auch für das eigene Leben.
Und an
Instituten, die eine solche Untersuchung durchführen könnten
und von einem Konstruktivisten (m/w) deutscher (= im ursprünglichen
Sinne Erlanger) Provenienz geleitet werden, mangelt es ja nun
wahrlich nicht. Diese, nach> der konstruktiven Methode geradezu
"schreiende" Thematik sollten wir uns> nicht von weniger
geeigneter Seite entreißen lassen. Vielleicht ergibt sich hier
auch eine wunderbare Gelegenheit zu einer ganzheitlichen und für
alle Beteiligten fruchtbaren Zusammenarbeit.