Mittwoch, April 23, 2014
Montag, April 21, 2014
Philosophische VorOsterWoche 2014 Schopenhauer
Jedes Jahr findet diese Philosophische Woche in Istrien statt
- auf einer Terrasse mit anregendem weitem Meerblick.
Wir studierten Arthurs an Kant angelehnte Konzeption
der Welt als Vorstellung und widmeten uns besonders
dem Willen. Einleuchtend die Darstellung unserer Welt
als Willensknäuel. Problematisch der Übergang von der
Pluralität der Willen der Lebewesen auf Welt als Wille
im Singular.
Schopenhauer – Brseč/Istrien April 2014
Christine Mok-Wendt
Philosophieren
in Istrien – oder wie schön, das Leben mit einem Pessimisten sein kann
Brseč
war ein perfekter Ort, um sich der Philosophie
Schopenhauers zu nähern. Ein Ort in Istrien, der mit seinem griechischen
Ambiente (vgl. dazu auch „Himmelsleiter und Medea-Fahrt“ in: PHILOSOPHISCHE
PRAXIS 2.2, Konstanz 2011) das Gefühl vermittelt, etwas näher an den Wurzeln
der Philosophie zu sein. Zeitlich (Woche vor Ostern) und auch erfreulicher
Weise (für uns) durch seine Lage 150m über dem Meeresspiegel keine touristische
Hochburg, konnte sich eine gemischte Gruppe, (PhilosopenInnen und an Philosophie Interessierten), in ein wohl vorbereitetes philosophisches (Urlaubs-)Leben begeben.
Wohl
organisiert durch das langjährige Eingebettetsein von Grit und Mike in den
Freundeskreis, die 'Kompanija' unserer Gastgeber, standen uns prima Unterkünfte
zur Verfügung – insbesondere die hoch über dem Meer liegende Terrasse, vor den
Häusern von Vedran und Mirjana mit Blick auf die Insel CeRES, war als zentraler
Treffpunkt ein absolutes Highlight. Am Morgen wurden Schopenhauers Gedanken beim
Philosophieren von 10-12 Uhr von der Sonne bestrahlt und dann am Abend konnte, in Decken gehüllt, das 'Nachphilosophieren' an
einigen Tagen im Schein des Vollmondes beendet werden. Kulinarische Verwöhnung
bei üppigem Abendmenü heimischer Köstlichkeiten fand im Hause der geübten
Köchin Biserka statt.
Wohl
organisiert, vor allem auch deshalb, weil Mike uns mit dem Hinweis auf
entsprechende Literatur eine sehr individuelle Vorbereitung bot. Besonders
hilfreich waren dabei seine im Vorfeld geschickten 'Folgen': 12 Fotos, die als
reines Bild die Einstimmung auf Brseč/Istrien leicht machte. Oder als Foto mit
Textauszügen und Hinweis auf die entsprechenden Stellen in den Büchern
ermöglichten diese auch denjenigen, die wenig Zeit zum Lesen hatten, eine gute
Vorbereitung.
Bei
aller Organisation war jeder frei, seine eigenen Wünsche und Anregungen
einzubringen oder sich einfach auszuklinken, um sein eigenes Programm zu
gestalten – diese Freiheit wurde allerdings von keinem während der
morgendlichen Philosophiezeit genutzt – Schopenhauer hielt alle bei der Stange
– trotz Pessimismus? - Die Frage bleibt im Raume stehen, sicher waren die 'nur
2 Stunden' ein Grund, dass alle nach eigenen Überlegungen oder Austausch mit
anderen ('Nachphilosophieren' mit und ohne Wein) gerne jeden Tag wieder auf die
Terrasse kamen.
Ein
besondere Ausnahme war ein Tag, bei dem der Wein dem Philosophieren den Rahmen
gab – ein Ausflug zu dem in der Nähe liegenden Weingut der Familie Bažon in Gračišće.
Hier im „Landesinneren“ gab es eine Weinprobe in Verbindung mit einem exklusiven
Menü dessen Besonderheit ein Gulasch aus dem wohl gehütetem Fleisch des
einheimischen Boskarin - Rinds war, dessen Zubereitung nicht jedem zugestanden
wird. Eine wunderschöne Woche, deren besonderer oder eigentlicher Anlass in den
folgenden Zeilen sowohl einen Rückblick
gestatten soll, wie auch zum Weiter-denken, -lesen und -philosophieren anregen
möchte.
Die literarisch-philosophischen Grundlagen:
Safranski,
Rüdiger 1987: Schopenhauer und die wilden Jahre der Philosophie.
Schopenhauer,
Arthur (1818, 3. Aufl. 1859) : Die Welt als Wille und Vorstellung
Irvin
D. Yalom 2006: Die Schopenhauer Kur, Original: 2005: The Schopenhauer Cure.
Sonntag,
13.04.2014
Anknüpfend
an die Folgen 8, 9 und 10 haben wir über
Yalom's Buch den Einstieg zu Schopenhauer begonnen. Yalom startet vor dem
ersten Kapitel mit einem Zitat aus Schopenhauer's: Die Welt als Wille und
Vorstellung:
„Jeder
Atemzug wehrt den beständig eindringenden Tod ab....
Zuletzt muß er siegen: denn ihm sind wir schon
von Geburt
anheimgefallen, und er spielt nur eine Weile
mit seiner Beute, bevor
er sie verschlingt. Wir setzen indessen unser
Leben mit großem An-
teil und vieler Sorgfalt fort, so lange als
möglich, wie man eine Sei-
fenblase so lange und groß als möglich
aufbläst, wiewohl mit der fes-
ten Gewissheit, daß
sie platzen wird.“(Bd. I, S.427)
Folge
8 führt zur zentralen Frage: „Wieso holte er von all seinen ehemaligen
Patienten gerade Philip (PHIL) aus den Tiefen seines Gedächtnisses hervor? War
der Grund dafür einfach der, dass seine Therapie so schrecklich erfolglos war?“
(S.35). Die Hauptfigur in Yaloms Roman, Julius Hertzfeldt, 65, renommierter
Psychoanalytiker, nimmt sich nach einer Krebsdiagnose, die eine nur noch knappe
Lebenszeit bedeutet, vor, den Erfolg seiner eigenen Arbeit zu hinterfragen. In
Folge 8 fügt Mike an: „Yaloms alter ego konnte zu dieser Zeit ja nicht wissen,
dass es ein Philosoph war (Schopenhauer), dem PHIL seine 'Heilung' zuschreibt.
Yalom's Buch steuert auf eine überraschende Kooperation zu...“
Aus dem amerikanischen Original: „I can continue practicing as as a
clinical philosopher –that field is not regulated by the state – but a
counselor´s license would offer me a number of advantages, including the
ability to buy malpractice insurance…” p 52
Im
folgenden Text erfährt der Leser, dass PHIL Julius eigentlich schon länger
darauf ansprechen wollte, ihm aber das nötige Geld fehlte. - Julius bittet sich
Bedenkzeit aus und beendet einen Eintrag in seinem Tagebuch mit den Worten:
„Philip supervisieren? Einen rechtmäßigen koscheren Therapeuten aus ihm machen?
Das ist ein Dilemma. Will ich ihn unterstützen? Will ich ihm meinem Segen
geben, obwohl ich nicht glaube, dass ein Hasser (und er ist ein Hasser)
jemanden helfen kann?“ (S.73) – Julius stimmt schließlich der Supervision zu in der Form,
dass PHIL an einer seiner Gruppentherapien teilnimmt. Julius ist überzeugt
davon, dass PHIL trotz der Heilung vom Symptom der Sexsucht durch Schopenhauer-Bibliotherapie insgesamt betrachtet (als gefühlskalter Mensch)
nicht geheilt ist, und das in der Gruppentherapie angegangen werden sollte. Das
zumindest muss Voraussetzung sein, wenn PHIL sich als Therapeut eine staatliche Anerkennung haben will – PHIL ist
auf der Gegenseite voll davon überzeugt, dass Schopenhauer Julius in dessen
Situation eine große Hilfe sein wird: „Ich würde gern mit Ihnen zusammen seine
Aufsätze über den Tod und die Unzerstörbarkeit des Seins lesen.“ - Julius wehrt PHIL ab, weil er im Moment
mehr am Leben als am Sterben interessiert ist. PHIL kontert mit Rückgriff auf
Sokrates und Seneca, dass der Tod immer als Horizont aller (Lebens)-fragen da
sei. Von ersterem zitiert er: „Um gut leben zu lernen, muss man zunächst gut
sterben lernen“; von Seneca: „Keiner genießt den wahren Geschmack des Lebens
außer dem, der willens und bereit ist, es hinter sich zu lassen.“ (S.90). - EINE STELLE, die sowohl philosophisch, als
auch therapeutisch große Relevanz
hat und zu einem Blick zurück auf das Motto dieses
Textes führt.
Uns
führt dies an diesem Tag noch zu Folge 10 (S.134/135): Es geht um ein
Gruppengespräch unter Leitung von Julius mit dem Thema, dass Pam in
der Gruppe keine Hilfe fand und deshalb zu einem Guru nach Indien reiste.
Julius nach seiner Meinung gefragt, antwortet: „Inzwischen bin ich der Meinung,
dass ich jede Hilfe brauche, die ich bekommen kann. Und ich habe festgestellt,
dass die Hinwendung zu einer anderen Form von Wachstum, auch zu richtig
verrückten Sachen [BIBLIOTHERAPIE?!], oft Neuland für unsere therapeutische
Arbeit erschließen kann. Und natürlich hoffe ich, dass das bei Pam der Fall
ist.“ - PHIL verweist auf Schopenhauer und dessen positive Einstellung zu
fernöstlichen Meditationstechniken und äußert, dass Pam damit wahrscheinlich
eine hervorragende Idee gehabt habe, da diese: „darauf abzielen, den Geist zur Ruhe kommen zu
lassen, Illusionen zu durchschauen und die Kunst des Sich-Lösens von Bindungen
einzuüben, um Leiden zu mindern.“ Er fügt erklärend an, dass Schopenhauer der
Erste gewesen sei, der asiatisches Gedankengut in die abendländische
Philosophie einführte. Mike beendet Folge 10 mit Yaloms Kommentar zu Julius:
„Julius war gereizt, weil er Schopenhauers Namen so häufig hörte, schwieg aber
diesmal, weil ihm auffiel, dass mehrere Gruppenmitglieder Philips Bemerkungen
mit zustimmendem Nicken aufnahmen.“ (S.135).
Den
Abschluss des ersten philosophischen Treffens auf der Terrasse beenden wir mit
einer Szene aus Yalom: Die Gruppenteilnehmerin Bonnie hatte einen Traum von
einem Bahnhof. Sie wollte auf einen Zug aufspringen, dessen Waggons immer
schäbiger werden, der Traum wird von der Gruppe so gedeutet, dass durch Julius
Krankheit, die Gruppe auseinanderfallen wird – es findet ein intensives
Gruppengespräch statt, das Julius mit den Worten unterbricht: „Habe ich Ihnen
erzählt, dass ich verliebt bin?“ - nach tödlichem Schweigen fährt Julius fort:
„Ja, verliebt in die Gruppe, vor allem, wenn sie so arbeitet wie heute.
Großartig, wie Sie sich mit dem Traum auseinandersetzen.“ (S.167/168).
Montag,
14.04.2014
Wir
fahren fort mit Yalom und indischer Meditation, Kap. 18: Pam in Indien (2):
Yalom lässt Pam sprechen, die nicht einschlafen kann: „Die Lösung lag darin,
das Bewusstsein auszuschalten und allein der Weisheit des Körpers zu folgen.
Mit dem Einschlafen war es dasselbe.“ [Erinnerung an eine Geschichte aus der
Kindheit, bei dem ein Tausendfüßler so wieder laufen konnte] - Im folgenden gibt Pam Gelerntes aus ihrem
Workshop preis – Es geht um Atemübungen: bewusstes Studieren des Einatmens und
Ausatmens, um eine vollständige Bewusstheit beim Atmen zu erreichen (S.178 ff.).
Pam
bringt uns zu Folge 11 (S.214/215): Tony (auch Teilnehmer von Julius
Therapiegruppe) kritisiert PHIL, nachdem dieser sich, aufgefordert durch
Julius, für einen helfenden (Therapie)-Rat auf Schopenhauer bezieht. Tony ist
der Meinung, dass PHIL sich zu viel auf Schopenhauer bezieht und zu wenig von
sich selbst einbringt. Julius steigt in diese Situation ein : „Tony, ich
vermute, es war nicht leicht für Sie zusagen: >Schopenhauer, wer immer das ist<"
- "Na, wir sind doch hier, um die Wahrheit zu sagen“, erwiderte Tony.
HIER
KANN sich der Leser die Frage stellen: PHIL ganz SCHOPENHAUER? und außerdem ist
zu beachten, dass Julius nicht (wie oben) gegen zu viel Schopenhauer
interveniert, sondern die Wirkung auf Tony aufgreift.
Unsere
Philosophierunde wechselt zu Safranski und taucht damit ein in Schopenhauers
Leben und Werk. Safranski schreibt im 11. Kapitel: „Im Blick auf sich selbst
hat Schopenhauer nur seinen Weg zur Philosophie, nicht aber den in
der Philosophie als lang empfunden. [ ]
Die Inspirationen des >besseren Bewußtseins< suchen ihre Sprache in
romantischen und platonischen Reminiszenzen, und in der Reflexion des
empirischen Bewußtseins folgt er den Spuren Kants.“ (S.230) Safranski erklärt
im folgenden Text, mit seinem Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“
habe Schopenhauer dem >besseren Bewusstsein< seinen Ort anweisen wollen,
indem er (Kant radikalisierend) die Grenzen des empirischen Bewusstseins
bestimmte.
Dienstag,
15.04.2014
Folge
1 (Safranski, S.309): „Das Subjekt des Erkennens solle sich selbst bei der
Arbeit zusehen, [ ]. Fichte und
Schelling nennen das >intellektuelle Anschauung<. Die intime
Bekanntschaft mit der Werkstatt der Gedanken öffnet uns die Pforten zum
Geheimnis der Welt. [ ] Doch so verstand
Schopenhauer seinen Weg nach innen nicht. Statt vom Subjekt des Erkennens
nimmt er seinen Ausgangspunkt vom Subjekt des Wollens, vom Anderen der
Vernunft also.“
Wir
gehen zurück (Safanski, S.170-172) – Safranski geht hier auf Kant ein: >Das Ding
an sich<. Wir beenden die Runde bei Folge 3 (Safranski, S.193): „Kant hatte
davon gesprochen, daß in seiner Freiheit der Mensch Anteil hat an dem, was
jenseits aller Erscheinungen (Kausalitäten) existiert. Und genau in diesem
Sinne nun knüpft Fichte an Kant an: An diesem nach innen gewendeten >Ding an
sich<, an der Freiheit, mit der das Ich jeden Augenblick aus eigener Kraft anfangen
kann zu sein.“
Mittwoch,
16.04.2014
„Diesen
Mann [Fichte] nun will Arthur Schopenhauer in Berlin hören, einmal, weil man
Fichte einfach gehört haben muß, wenn man philosophisch auf der Höhe der Zeit
bleiben will, zum anderen aber auch, weil Arthur noch die Sprache sucht, in der
sich die platonische Entrückung vom empirischn Bewußtsein zeitgemäß verstehen
und formulieren läßt.“ (Safranski, S.199). Folge 4 (Safranski, S.200): „Doch an
einem entscheidenden Punkt geht Schopenhauer gänzlich andere Wege als sein
Zeitalter. [ ]...die Hegelsche und
Marxsche Dialektik wird das Unversöhnte auf seine eigene Versöhnung hinarbeiten
lassen.[ ] Anders Arthur Schopenhauer.
Er ist nicht auf Versöhnung aus, er wirft seine ganze philosophische
Leidenschaft auf das Projekt, die >Duplizität des Bewußtseins< zu
begreifen; zu begreifen, weshalb und inwiefern wir zwischen zwei Welten
zerrissen sind und sein müssen – [empirisches Bewusstsein (Kant) / >besseres
Bewusstsein< (Schopenhauer)].
Donnerstag,
17.04.2014
S.287:
Schopenhauers Zeit in Dresden: Zitat aus: Arthur Schopenhauer: Gesammelte
Briefe (B,10)
S.289:
Schopenhauer und seine Einstellung zu Krieg: >mörderischer Karneval<
S.298:
Anthropologische Grundausstattung: Kant vs. Schopenhauer
S.299:
Zitate aus Schopenhauer: Frühe Manuskripte (1804-1818) = HN I: „Man war im
Theoretischen auf eben die Art thörigt, wir wir es beständig alle im
Praktischen sind, wo wir vom Wunsch eilen und so das Glück endlich zu finden
hoffen; statt nur ein einziges Mal in uns zu gehen, vom Wollen uns loszureißen
und im besseren Bewußtseyn zu verharren. (155). [← vom Wollen erlösen] – Safranski
merkt an: „In dieser Aufzeichnung von 1814 wird die entscheidende Antithese
genannt: das > bessere Bewußtsein< soll vom >Wollen< erlösen.“ und
Ende 1814 oder Anfang 1815 habe Schopenhauer jene Sätze notiert, aus denen
alles Weitere folgte: „Die Welt als Ding an sich ist ein großer
Wille, der nicht weiß, was er will; denn er weiß nicht sondern
will bloß, weil er ein Wille ist und nichts Anderes.“ (169).
S.300:
Safranski erklärt zu HN I, 154: „Man gieng nach Außen in alle Richtungen, statt
in sich zu gehen, wo jedes Räthsel zu lösen ist“, Schopenhauer habe sich mit
dieser Einsicht einen alten Traum erfüllt und zitiert aus HN I, 17: „Erkenne
die Wahrheit in dir...dort berührt der Himmel die Erde“.
S.304/305:
"Die Welt als >Maja< und als >;Brahma< - das scheint für Schopenhauer das zu sein, was die eigene Konzeption nennt: die Welt als >Vorstellung< und die Welt als >Wille<." In den Upanishaden findet sich kein Schöpfergott, kein Jenseits. "Schopenhauer fand hier eine Religion ohne Gott", er fand darin eine Bestätigung seiner "Metaphysik ohne Himmel".
S.311/312
(Folge 5): „Der Ausdruck >besseres Bewußtsein< verschwindet aus den
Aufzeichnungen, als Schopenhauer die Schlüsselbegriffe seiner Metaphysik des
Willens findet. [ ] Zum anderen aber
bezeichnet der Ausdruck die Haltung der philosophischen Besonnenheit, das
Staunen, wodurch das Selbstverständliche überhaupt fragwürdig wird. Das Staunen
steht am Beginn der ganzen Metaphysik, die Verneinung am Ende.“
Freitag,
18.04.2014 (letztes Treffen auf der Terrasse)
S.314/315:
Safranski erklärt, Schopenhauer habe anknüpfend an seine Dissertation transzendentalphilosophisch
begonnen, habe allerdings einen Weg heraus aus dieser geschlossenen Welt zeigen
wollen. Er ergänzt, Schopenhauer habe sich noch einmal auf das
Subjekt-Objekt-Verhältnis besonnen und gezeigt, dass es dort keinen logischen
Prius gäbe: „Weder läßt sich das Subjekt aus dem Objekt erklären, noch das
Objekt aus dem Subjekt. Bei dem jeweils einen ist das andere immer schon
mitgedacht und vorausgesetzt....“.
S.317
(Folge 6): „Was ist die anschauliche Welt noch außer dem, daß sie meine Vorstellung
ist“ (Zitat aus: „Die Welt als Wille und Vorstellung (Bd.I) = I,51) –
Schopenhauers Antwort: „Der Wille ist das Gewisseste. >Wille< ist
der name für die Selbsterfahrung des eigenen Leibes. Nur der eigene Leib ist
jene Realität, die ich nicht nur als Vorstellung habe, sondern die ich selber bin.“
S.320:
Safranski bezeichnet Schopenhauers Verfahren, die Welt aus dem von innen
erlebten Willen zu verstehen als „Daseinshermeneutik“ und zitiert aus I,
137.
S.322:
Zu Mystik/Kontemplation/Natur: Safranski schreibt: „Diese nicht erklärenden,
sondern verstehenden Blicke in die Natur gehören zu einer kontemplativen
Haltung. Zugleich soll doch diese Art der Anschauung, wir erinnern uns, aus
einer analogischen Übertragung der Innenerfahrung des Willens auf die äußere
Welt herrühren.“ Der Autor bezieht sich auf I, 156 und fährt fort: „Mit diesem
erlebten Willen als >Realismus< sollen wir, wie mit einem
>Zauberwort<, das >innerste Wesen jedes Dinges in der Natur
aufschließen< können - …. .
Unsere
philosophische Arbeit endete in Brseč ungefähr an dieser Stelle. Eine Arbeit,
die ein Vergnügen war - mit und in dieser Gruppe. Die individuelle Fortsetzung
und Vertiefung in Schopenhauers Leben und Werk einzutauchen, obliegt jedem
selbst – mein persönliches Anliegen: gerne auch als Empfehlung zu verstehen,
Schopenhauers „Senilia“ - Gedanken im Alter. hrsg. von Franco Volpi und Ernst
Ziegler.
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